Zur Diagnostik der akuten Myokarditis haben sich seit Jahren die Lake-Louise-Kriterien etabliert, eine Aktualisierung erfolgte 2018. Man unterscheidet Hauptkriterien mit Nachweis einer nicht ischämischen Myokardschädigung und bei akuter Inflammation, eines intramyokardialen Ödems, von supportiven Befunden wie eingeschränkte systolische Funktion oder Perikarderguss.
Klassisch sind bei Patient*innen mit einer akuten oder abgelaufenen Myokarditis subepikardiale oder intramurale Gadoliniumanreicherungen in den LGE-Sequenzen (meist im Bereich der Posterolateralwand), die einer Nekrose oder Fibrose im Myokard entsprechen. Sie lassen sich aber nur detektieren, falls eine regionale Betonung des Entzündungsgeschehens besteht, da für die Sequenz weniger betroffene bzw. „gesunde“ Myokardsegmente zur Nullung der myokardialen T1-Zeit nötig sind. Ein ähnliches Problem betrifft die T2-Ratio, die einen erhöhten Wassergehalt des Myokards im Vergleich zum Skelettmuskel abbildet. Bei manchen Patient*innen kommt es zu einer Myositis des abgebildeten Skelettmuskels, sodass dann der Quotient normwertig sein kann.
Um das Problem zu umgehen, gibt es seit einigen Jahren sog. Mappingsequenzen, die T1- und T2-Zeiten absolut messen und in einer 2-D-Karte als Pixel kodieren. So lassen sich auch diffuse Veränderungen des Myokards darstellen. Die Akquisition ist aber technisch aufwendiger und bedarf der Etablierung von Normalwerten für jedes Gerät, jede Sequenz und die Auswertesoftware.
Die Analyse der Mappingsequenzen (MOLLI/10 % offset/cvi42) zeigte in unserem Fall global deutlich erhöhte Werte für T1, T2 und extrazelluläres Volumen (ECV). Das kardiale Krankheitsbild des Patienten erfüllte nach Lake Louise also alle Haupt- und Supportivkriterien einer akuten myokardialen Inflammation:
- erhöhte globale T1-Zeit (1.231 ms; Normwert ˂ 1.018 ms) und Nachweis einer erhöhten Gefäßpermeabilität mit relativ frühen Enhancement (Abb. 1),
- erhöhte globale T2-Zeit (59 ms; Normwert ˂ 52 ms) als Nachweis eines myokardialen Ödems (Abb. 2),
- zirkulärer Perikarderguss,
- hochgradig eingeschränkte LV- und RV-Funktion.