TransitionCHF: Übergang zur symptomatischen Herzinsuffizienz

 

DGK-Jahrestagung 2025 | TransitionCHF: In der multizentrischen Kohortenstudie mit mehr als 1.000 Patientinnen und Patienten wurden Prognose und Verlauf des Übergangs von der asymptomatischen zur symptomatischen Herzinsuffizienz über 5 Jahre untersucht. Prof. Anja Sandek (Universitätsmedizin Göttingen) stellte die Daten erstmalig in der Session Late Breaking Clinical Trials I in Mannheim vor.


Prof. Johann Bauersachs (Medizinische Hochschule Hannover) kommentiert.

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

Expertenkommentar

Prof. Johann Bauersachs

Rubrikleiter Herzinsuffizienz

 

29.04.2025

 

Bildquelle (Bild oben): m:con / Ben van Skyhawk

Hintergrund

Bei Routineuntersuchungen wird häufig eine eingeschränkte Herzleistung festgestellt, ohne dass die Betroffenen zuvor Symptome wie Leistungsminderung oder Kurzatmigkeit aufwiesen. Ursachen dieser asymptomatischen Herzinsuffizienz (HI) können Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Herzmuskelerkrankungen sein. Andersherum können Personen mit einer symptomatischen HI nach dem Beginn einer Therapie auch wieder asymptomatisch werden. Über den Verlauf, die Prognose und das Therapie-Ansprechen beim Übergang einer eingeschränkten Herzleistung in eine manifeste Erkrankung ist bisher nur wenig bekannt.

 

In der Kohortenstudie TransitionCHF (Transition from Asymptomatic Systolic Chronic Heart Failure) wurden folgende wichtige Schlüsselfragen untersucht: Was verursacht das Fortschreiten einer klinisch asymptomatischen HI (NYHA I) zu einer symptomatischen HI (>NYHA I) und was sind die Gründe für diesen Übergang?

Methodik

TransitionCHF war eine prospektive, multizentrische Kohortenstudie mit Personen mit asymptomatischer systolischer Dysfunktion (NYHA I und linksventrikuläre Ejektionsfraktion [LVEF] ≤40 %). Die Kohorte umfasste sowohl Zufallsbefunde als auch Patienten und Patientinnen, die nach einem früheren symptomatischen Ereignis asymptomatisch geworden waren.

 

Hospitalisierungen und andere Parameter wurden jährlich durch telefonische Befragungen erfasst sowie weitere Daten, wie Laborparameter und Echokardiographie, im Rahmen von 2 Präsenzvisiten zu Baseline und nach einer medianen Follow-up-Dauer von 4,8 Jahren. Die jährlichen Telefonabfragen laufen aktuell weiter und sind bis 2027 geplant.

 

Als primärer Komposit-Endpunkt wurde die Zeit bis zu HI-Hospitalisierung und bis zum kardiovaskulären Tod erfasst. Sekundäre Endpunkte waren u.a. Zeit bis zur Gesamtmortalität, kardiovaskulärer Mortalität, HI-Mortalität, Hospitalisierung jeglicher Ursache, HI-Hospitalisierungen und erneute HI-Hospitalisierungen sowie die Zeit bis zur Device-Implantation/Transplantation.

Ergebnisse

 

Insgesamt wurden 1.005 Personen eingeschlossen (18 % Frauen, mittleres Alter 60,4 Jahre, 51 % koronare Herzkrankheit, 42 % nicht-ischämische Kardiomyopathie, mittlere LVEF 36 %). Die Gesamt-Ereignisrate bzgl. des primären Endpunkts nach 5 Jahren betrug 10 % und die kardiovaskuläre Mortalität rund 3 %.

 

Zur Vorhersage des primären Endpunkts wurde die LASSO-Regression, eine Methode des Machine-Learnings, angewendet. Positiv auf die Prognose wirkten sich folgende Parameter aus: 6-Minuten-Geh-Test und körperliche Belastbarkeit (SM36, Selbsteinschätzung). Dagegen waren folgende Parameter mit einem erhöhten Risiko verbunden: männliches Geschlecht, höheres Alter, sowie hohe linksatriale Fläche, NTproBNP, Kreatinin sowie Depression (PHQ-9-D). Interessanterweise hatten bekannte Variablen, wie LVEDD (linksventrikulären enddiastolischen Durchmesser), oder LVEF, laut diesem Modell keine Bedeutung für die Prognose. Das Modell erlaubte insgesamt eine gute Risikoabschätzung, wie die hohe Übereinstimmung mit der Kalibrationslinie zeigte.

Fazit

 

Insgesamt hat TransitionCHF ein Schlaglicht auf die positive Prognose von asymptomatischen Patientinnen und Patienten mit linksventrikulärer systolischer Dysfunktion geworfen. Entgegen der Annahme waren die Ereignisraten generell niedrig und die Prognosen günstig.

 

Bemerkenswert war, dass die Mortalitätsrate aus kardiovaskulären und nicht-kardiovaskulären Ursachen ähnlich war. Mehrere Komorbiditäten hatten einen Einfluss auf die Prognose, darunter NTproBNP und die mentale Gesundheit, dagegen aber nicht vermutete Faktoren, wie LVEF.

Expertenkommentar

 

Die Ergebnisse der TransitionCHF-Studie sind von großem Wert, da völlig unklar war wie unter heutigen Bedingungen die Entwicklung von asymptomatischen Personen bzw. Patientinnen und Patienten mit einer linksventrikulären systolischen Dysfunktion verläuft. Zumindest unter den Studienbedingungen war die Prognose deutlich besser als erwartet. Allerdings könnte dies auch auf eine umfassendere Medikation als außerhalb von Studien zurückzuführen sein. Von großem Interesse ist es, welche Medikamente wie ACE-Hemmer, ARB, Betablocker, MRA und SGLT2-Hemmer die Patientinnen und Patienten erhielten, sei es aufgrund von Hypertonie oder Diabetes, sei es aufgrund der diagnostizierten verminderten Ejektionsfraktion. Vermutlich sollten auch asymptomatische Patientinnen und Patienten mit reduzierter LVEF nicht nur ACE-Hemmer, sondern weitere HI-Medikamente erhalten.


Zum Autor

Prof. Johann Bauersachs

Prof. Johann Bauersachs ist seit 2010 Direktor und W3-Professor der Klinik für Kardiologie und Angiologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Seine Tätigkeitsschwerpunkte umfassen insbesondere akutes Koronarsyndrom, linksventrikuläre Heilung und Remodeling, akute und chronische Herzinsuffizienz sowie Intensivmedizin.

Referenz

Sandek A. Transition from Asymptomatic Systolic Chronic Heart Failure (TransitionCHF). 91. Jahrestagung der DGK, Mannheim, Late Breaking Clinical Trials I, 24. April 2025

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