ADVENT: Licht und  Schatten der Pulsed-Field-Ablation

 

Die Katheterablation ist mit geringeren Rezidivraten verbunden als die medikamentöse Therapie und kann das Überleben bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz verbessern. Die Pulse-Field-Ablation (PFA) hat das Ziel, die Sicherheit der Ablation weiter zu erhöhen. In der ADVENT-Studie wurde erstmals die Sicherheit und Wirksamkeit der PFA im Vergleich zu konventionellen Ablationstechniken untersucht.

Von: 

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

Kommentar von Prof. Christian Meyer
Herausgeber der Rubrik Rhythmologie

 

20.12.2023

 

 

Bildquelle (Bild oben): Maria Loginova / Shutterstock.com

Die Ablation ist eine wirksame und sichere Option bei Vorhofflimmern. Die klare Überlegenheit der Ablation im Vergleich zu antiarrhythmischen Medikamenten wurde unlängst in einer Meta-Analyse von 12 randomisierten Studien nochmals eindeutig untermauert.1 Laut der CASTLE-HTx-Studie profitieren selbst schwerkranke und komorbide Patient:innen mit fortgeschrittener Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern von der Ablation.2

Schonung angrenzender Gewebestrukturen

 

Die Pulsed-Field-Ablation (PFA) ist mit dem Ziel angetreten, die Wirksamkeit und Sicherheit der Ablation noch weiter zu verbessern. Im Gegensatz zu den konventionellen Ablationsverfahren (Radiofrequenzablation und Kryoablation) wird keine thermale Energie genutzt, sondern es werden kurze hochenergetische elektrische Impulse appliziert, die zur irreversiblen Elektroporation von Kardiomyozyten führen und damit deren Zelltod bewirken. Da Kardiomyozyten besonders sensitiv auf die Pulsfelder reagieren, erzeugt die PFA nahezu selektive Myokardläsionen und verschont dabei das umliegende Gewebe. Erste Daten zeigten eine hohe Effektivität bei niedriger Komplikationsrate.3,4

Nachweis der Nicht-Unterlegenheit

 

In der multizentrischen, randomisierten, verblindeten ADVENT-Studie wurde erstmalig die Nicht-Unterlegenheit der PFA gegenüber den thermalen konventionellen Ablationstechniken (TFA) untersucht.5


In die Studie wurden 607 Patient:innen eingeschlossen und 1:1 in die Behandlungsgruppen PFA oder TFA randomisiert. Der primäre Wirksamkeitsendpunkt war das Ausbleiben eines initialen Therapieversagens (dokumentierte atriale Tachyarrhythmie nach 3 Monaten, Anwendung von Antiarrhythmika, Kardioversion oder erneute Ablation im ersten Jahr). Der primäre Sicherheitsendpunkt umfasste sämtliche akute und chronische Geräte- und Verfahrens-bedingten schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse.


Die Erfolgsrate nach einem Jahr wurde mit 73,3 % in der PFA- und 71,3 % in der TFA-Gruppe beziffert, womit der vorab definierte Nachweis der Nicht-Unterlegenheit bestätigt wurde. Primäre Sicherheitsendpunkte traten insgesamt selten auf: bei 6 Patient:innen (2,1 %) der PFA- und bei 4 Patient:innen (1,5 %) der TFA-Gruppe.

Fazit

 

In der ADVENT-Studie konnte bei Patient:innen mit paroxysmalem Vorhofflimmern die Nicht-Unterlegenheit der Pulsed-Field-Ablation gegenüber den konventionellen thermischen Ablationsverfahren gezeigt werden.

 

In Einklang zu diesem Ergebnis wurde in einer jüngst publizierten Studie berichtet, dass die PFA im Vergleich zu anderen Ablationstechniken mit den höchsten Markern für Myokardläsionen, aber gleichzeitig auch mit den niedrigsten Markern für Entzündungen assoziiert war.6

 

Insgesamt weisen die vorliegenden Studiendaten übereinstimmend daraufhin, dass die Pulsed-Field-Ablation als neue sichere und wirksame Standardmethode zukünftig die thermalen konventionellen Verfahren zur Behandlung von paroxysmalem Vorhofflimmern ergänzen könnte.

"Einige der großen Hoffnungen wurden bisher noch nicht erfüllt, auch wenn zu erwarten ist, dass dies hoffentlich – zumindest zum Teil – durch weitere Optimierungen geschafft werden könnte."

Prof. Christian Meyer, Herausgeber der Rubrik Rhythmologie


Referenzen

 

  1. Parlavecchio A et al. Catheter ablation in patients with paroxysmal atrial fibrillation and absence of structural heart disease: A meta-analysis of randomized trials. Int J Cardiol Heart Vasc. 2023;49:101292.
  2. Sohns C et al. Catheter Ablation in End-Stage Heart Failure with Atrial Fibrillation. N Engl J Med. 2023 Oct 12;389(15):1380-1389.
  3. Turagam MK et al. Clinical Outcomes by Sex After Pulsed Field Ablation of Atrial Fibrillation. JAMA Cardiol. 2023;8(12):1142-1151.
  4. Turagam MK et al. Safety and Effectiveness of Pulsed Field Ablation to Treat Atrial Fibrillation: One-Year Outcomes From the MANIFEST-PF Registry. Circulation. 2023;148(1):35-46.
  5. Reddy VY et al. Pulsed Field or Conventional Thermal Ablation for Paroxysmal Atrial Fibrillation. N Engl J Med. 2023;389(18):1660-1671.
  6. Popa MA et al. Myocardial injury and inflammation following pulsed-field ablation and very high-power short-duration ablation for atrial fibrillation. J Cardiovasc Electrophysiol. 2023. doi: 10.1111/jce.16157.

Das könnte Sie auch interessieren

Neue AHA-Leitlinie pAVK

AHA-Kongress 2024 | Guidelines: Die AHA/ACC-Guideline PAD (Peripheral Artery Disease) aus dem Jahr 2016 wurde aktualisiert. Kommentiert von Prof. C. Rammos.

Basic Science im Interview

Modelle des menschlichen Herzmuskels in der funktionellen medizinischen Forschung: Chancen und Herausforderungen. Mit Prof. P. Kohl.

Der Deutsche Herzbericht – Update 2024

Der unter Federführung der Deutschen Herzstiftung erstellte Deutsche Herzbericht fasst jährlich die wichtigsten Entwicklungen in der Versorgung von Herzerkrankungen in Deutschland zusammen. Das aktuelle Update 2024 spiegelt die Zahlen aus dem Erfassungsjahr 2022 wider

Laden, bitte warten.
Diese Seite teilen