Was bringt ein gesunder Lebensstil bei VHF?

 

AHA-Kongress 2024 | TRIM-AF & ARREST-AF: In den beiden randomisierten Studien wurde die Bedeutung von Lebensstiländerungen bei Vorhofflimmern nach der Ablation untersucht: TRIM-AF überprüfte, ob Metformin und/oder Gewichtsabnahme in Kombination mit körperlicher Aktivität die VHF-Last stärker reduzieren kann als die Standardbehandlung. ARREST-AF ging der Frage nach, ob ein konsequentes Risikofaktor-Management Vorteile bringt. Beide Studien wurden in der Late-Breaking Science Session 7 präsentiert.1,2

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

 

05.12.2024

 

Bildquelle (Bild oben): Rudy Balasko / Shutterstock.com

TRIM-AF: Einfluss von Metformin und/oder Lebensstiländerungen auf die VHF-Last

 

Genom-Analysen weisen auf einen Zusammenhang zwischen VHF und einer reduzierten Transkription als Antwort auf zellulären und metabolischen Stress hin, der durch Übergewicht und Alterungsprozesse entsteht. Metformin, Fasten und körperliche Aktivität beeinflussen die AMP-Kinase, den Hauptregulator von metabolischem Stress. In der randomisierten offenen Studie TRIM-AF wurde untersucht, ob Metformin und/oder Lebensstiländerungen (Gewichtsabnahme und körperliche Aktivität) die VHF-Last und -Progression verringern können.1

Methodik und Ergebnisse

149 Patientinnen und Patienten mit nicht-permanentem VHF und einem Herzschrittmacher (PM) oder Defibrillator (ICD), der zur Aufzeichnung der VHF-Last fähig war, wurden in 4 Gruppen randomisiert: Standardbehandlung (SOC), Metformin (bis 750 mg bid), Modifikation von Lebensstil und Risikofaktoren (LRFM) oder Metformin + LRFM.

 

Das Durchschnittsalter betrug 73,7 ± 9 Jahre, 38,9 % waren weiblich, 79,2 % hatten Hypertonie, 9,7 % Diabetes mellitus, 38,3 % KHK, 68,2 % einen PM und 31,8 % einen ICD. Die mittlere LVEF betrug 55,0 ± 11,2 % und die VHF-Last 16,7 ± 27,4 %. Primärer Endpunkt war die Änderung der VHF-Last oder Tod nach 1 Jahr.
Die Baseline-Charakteristika der 4 Studienarme waren vergleichbar. Die mediane VHF-Last betrug jeweils bei Studienbeginn 5,5 %; 1,8 %; 2,1 % und 6,5 % und nach 9-12 Monaten 0,67 % (Änderung -73,5 %), 0,62 % (Änderung -48,9 %), 0,13 % (Änderung -85,9 %), 0,90 % (Änderung -72,4 %) - jeweils für die SOC-, Metformin-, LRFM- und Metformin+LRFM-Gruppe.
Mehr als ein Drittel der Personen in den beiden Metformin-Gruppen begannen entweder gar nicht mit der Metformin-Einnahme oder setzten Metformin aufgrund von gastrointestinalen Nebenwirkungen ab. Mit Ausnahme der SOC-Gruppe verzeichneten die übrigen 3 Gruppen einen Gewichtsverlust um 2,4 %, 2,1 % und 4,4 % (Metformin-, LRFM- und Metformin+LRFM-Gruppe). Allerdings wurde das angestrebte Ziel der Gewichtsabnahme (10 %) und der Verbesserung der Fitness nicht erreicht.
In den beiden Gruppen mit Lebensstiländerungen (LRFM- und Metformin+LRFM-Gruppe) wurden signifikante Verbesserungen des VHF-Symptom-Scores festgestellt.

Fazit

Durch die Lebensstiländerung wurden zwar signifikante Verbesserungen im VHF-Symptom-Score erreicht, aber keine Unterschiede im primären Endpunkt, der VHF-Last. Nach Ansicht der Autorinnen und Autoren sank die VHF-Last in allen 4 Gruppen überraschend stark, so dass keine zusätzlichen Verbesserungen mehr möglich waren. Die deutliche Abnahme der VHF-Last in allen 4 Gruppen könnte durch den Hawthorne-Effekt (Effekt durch die Teilnahme an einer Studie) erklärbar sein. Außerdem wurden alle Personen vor Studienbeginn schriftlich über Bewegung und Ernährung informiert und waren daher motiviert, den Lebensstil zu ändern. Auf Basis der vorliegenden Erkenntnisse ist Metformin nicht als Therapie bei VHF zu empfehlen. Die Studie wird fortgesetzt - die 2-Jahresdaten werden im nächsten Jahr erwartet.

ARREST-AF: Weniger VHF-Rezidive durch ein konsequentes Risikofaktor-Management?

 

Die randomisierte Studie ARREST-AF untersuchte die Fragestellung, ob ein konsequentes Risikofaktor- und Gewichtsmanagement das VHF-Outcome nach der Ablation positiv beeinflussen kann.2

Methodik und Ergebnisse

Eingeschlossen wurden Patientinnen und Patienten mit paroxysmalem oder persistierendem symptomatischen VHF, BMI ≥ 27 kg/m2 und einem zusätzlichen kardiometabolischen Risikofaktor. Bei allen Personen wurde eine Pulmonalvenenisolation (PVI) und ggf. eine zusätzliche Ablation nach ärztlichem Ermessen durchgeführt. Anschließend wurden die Personen in 2 Gruppen mit oder ohne Risikofaktor-Management (RFM) randomisiert. Die RFM-Gruppe wurde in einer ärztlich geleiteten Klinik betreut. Beide Gruppen erhielten eine leitliniengerechte VHF-Therapie.
Ergebnisse: Von 122 Personen (Alter 60 ± 10 Jahre, 67 % männlich, BMI 33 kg/m2) wurden jeweils 62 in die RFM- und 60 in die Kontrollgruppe randomisiert. Der primäre Endpunkt (VHF-freier Patientenanteil nach 12 Monaten nach Ablation) betrug 66 % in der RFM- und 42 % in der Kontroll-Gruppe: HR 2,18; 95%-KI (1,25-3,70); p = 0,004. Der Schweregrad der VHF-Symptome war in der RFM-Gruppe signifikant geringer gegenüber der Kontroll-Gruppe (p = 0,009) und die Personen der RFM-Gruppe hatten ein signifikant verbessertes Risikofaktorprofil: Körpergewicht (p = 0,005), systolischer Blutdruck (p = 0,055), glykämische Kontrolle (p = 0,04) und Fitness (p= 0,04).

Fazit

Bei Patientinnen und Patienten mit VHF, Übergewicht und einem zusätzlichen kardiometabolischen Risikofaktor reduzierte das konsequente Risikofaktor-Management Arrhythmie-Rezidive innerhalb von 12 Monaten nach der Katheterablation im Vergleich zur Standardbehandlung und verbesserte zusätzlich auch das Risikoprofil.


Referenzen

 

  1. Chung M. Randomized Controlled Trial of Metformin and Lifestyle/Risk Factor Modification for Upstream Prevention of Atrial Fibrillation Progression: The Targeting Risk Interventions and Metformin for Atrial Fibrillation (TRIM-AF) Trial LBS.07 – Revolutionizing AF Management: Cutting-Edge Approaches. AHA 2024
  2. Pathak R. Aggressive Risk factor REduction STudy for Atrial Fibrillation (ARREST-AF) implications for ablation outcomes: A Randomized Clinical Trial. LBS.07 – Revolutionizing AF Management: Cutting-Edge Approaches. AHA 2024

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