HERZMEDIZIN: Gab es Punkte, wo keine Einigung im Rahmen des Statements erzielt werden konnte?
Pürerfellner: Ohne Kontroversen wäre es fad. Eine der größten Kontroversen betraf die Behandlung von persistierendem Vorhofflimmern. Es gibt zu wenige Daten darüber, inwieweit die Isolation von Low-Voltage-Arealen oder eine empirische Ablation kritischer Areale (zum Beispiel die posteriore Wand des linken Vorhofes) sinnvoll ist. Wir benötigen weitere Forschung zur Bewertung der unterschiedlichen Ansätze.
HERZMEDIZIN: Welche laufenden Studien und welche zukünftigen Entwicklungen könnten auf das nächste Update Einfluss nehmen?
Pürerfellner: Die Weiterentwicklung von Ablationstechniken wird spannend zu beobachten sein, insbesondere die Pulsed-Field-Ablation. Anders als bei Kryo und Hochfrequenz hat hier jedes Tool sein eigenes Rezept, was in Studien geprüft werden muss. Dabei gehe ich von einer Tendenz zu Single Shots aus sowie zu Großkopf-Elektroden, die man sowohl mit Hochfrequenz als auch mit Pulsed Field als Energiequelle beschicken kann.
Bezüglich der Antikoagulation ist die laufende OCEAN-Studie von besonderem Interesse. Sie untersucht, ob die erfolgreiche Beseitigung von Vorhofflimmern durch Katheterablation zu einer Reduktion von Schlaganfällen führt, sodass eine Langzeitbehandlung mit oralen Antikoagulanzien überflüssig wird.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Rolle der Herzinsuffizienz als Folge von Vorhofflimmern. Aus epidemiologischer Sicht ist die Herzinsuffizienz noch bedeutsamer als der Schlaganfall, wie Erhebungen aus nordeuropäischen Staaten zeigen. Zukünftige Studien müssen sich stärker darauf konzentrieren, wie Herzinsuffizienz als Folge von Vorhofflimmern besser verhindert werden kann. Und für eine aussagekräftigere Schlaganfall-Risikoabschätzung ist es nötig, den CHA2DS2-VASc-Score zu überarbeiten und mit weiteren Daten anzureichern.
Es geht also weiter und in einigen Jahren werden wir das nächste Update haben. Ich bin aber mit den Inhalten und der Aktualität dieses Konsensus-Statements sehr zufrieden, was letztlich den Chairs und den Co-Autoren zu verdanken ist, und auch der European Heart Rhythm Association (EHRA) als Organisation, die das extrem gut gemanagt haben.