Quick Dive: Konsensus zu Analgosedierung

 

In unserer Reihe "Quick Dive" stellen die Autorinnen und Autoren von DGK-Publikationen prägnant die wichtigsten Hintergründe und Inhalte der jeweiligen Veröffentlichung vor. Dieses Mal wird eingetaucht in:

 

Analgosedierung in der Kardiologie

Konsensuspapier der DGK und DGAI 2024

23.02.2024 | Verfasst von: Roland R. Tilz, Sonia Busch, K. R. J. Chun, Christian Frerker, Luise Gaede, Daniel Steven, Christiane Tiefenbacher, Lars Eckardt, Michael Sander, Bernhard Zwißler, Frank Wappler, Vera von Dossow & Holger Thiele


Von:

Martin Nölke

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

07.03.2024

 

Bildquelle (Bild oben): vovan / Shutterstock.com

5 Fragen an den Erstautor

Prof. Roland R. Tilz, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

 

Was sind Anlass und Ziel der Publikation?

 

Viele Eingriffe in der Rhythmologie und in der interventionellen Kardiologie werden zunehmend unter Sedierung durchgeführt. Die personellen, apparativen und räumlichen Voraussetzungen für eine sichere Sedierung waren noch nicht fächerübergreifend definiert. Dies führte zu heterogenen Standards in verschiedenen Kliniken. Zudem gab es zum Teil unterschiedliche Vorstellungen und Erwartungen bezüglich der Sedierungsstandards zwischen Anästhesistinnen/Anästhesisten und Kardiologinnen/Kardiologen.

 

Dieses Dokument wurde gemeinsam von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) erstellt. Das Ziel der Publikation ist einerseits personelle, apparative und räumliche Voraussetzungen sowie anderseits strukturierte Sedierungspfade für eine sichere Sedierung in der Rhythmologie und interventionellen Kardiologie zu definieren.

 

Viele Jahre wurde das Thema Sedierung sehr kritisch zwischen den beiden Fachgesellschaften (DGAI und DGK) diskutiert. Erstmalig konnte bei diesem kontroversen Thema Konsens zwischen den beiden Fachgesellschaften erzielt werden. Von den gemeinsam definierten Standards werden unsere Patientinnen und Patienten am meisten profitieren.


Was sind die wichtigsten Take-Home Messages?

 

  1. Die Analgosedierung ist im Rahmen von Eingriffen in der Kardiologie weit verbreitet. Sie erfolgt meist durch speziell geschultes Assistenzpersonal unter ärztlicher Aufsicht.
  2. Die Durchführung ist sicher.
  3. Personelle, räumliche und strukturelle Voraussetzungen müssen erfüllt werden.
  4. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem anästhesiologischen Team ist erforderlich.

 

Was sind Herausforderungen bei der Umsetzung und mögliche Lösungen?

 

Die Umsetzung erfordert eine exzellente interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kardiologinnen, Kardiologen, dem nichtärztlichen Personal sowie den Anästhesistinnen und Anästhesisten. Eine weitere Herausforderung ist die Schulung des nichtärztlichen Personals sowie die räumlichen Voraussetzungen (z. B. postoperative Überwachung).

 

Welche Punkte sind offengeblieben?

 

Das Dokument bezieht sich explizit auf Eingriffe in der Rhythmologie und interventionellen Kardiologie und ist somit nur bedingt auf andere Disziplinen übertragbar.

 

Ausblick: Welche Entwicklungen zum Thema zeichnen sich ab?

 

Aufgrund der Zunahme an komplexen Eingriffen wird die Sedierung noch weiter an Bedeutung gewinnen. Eine hohe Qualität ist vor allem durch einen hohen Grad an Standardisierung und Spezialisierung möglich.

Weiter zur vorgestellten Publikation:

Analgosedierung in der Kardiologie – Konsensuspapier der DGK und DGAI 2024

Literaturnachweis: Tilz, R.R., Busch, S., Chun, K.R.J. et al. Analgosedierung in der Kardiologie. Kardiologie (2024). https://doi.org/10.1007/s12181-023-00658-5

 

Zur Person

Prof. Roland R. Tilz

Prof. Roland R. Tilz ist Direktor der Klinik für Rhythmologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein am Campus Lübeck. Seine Schwerpunkte liegen auf interventioneller Elektrophysiologie, komplexer Device-Therapie und LAA-Verschlüssen. Er ist als Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Fachgesellschaften aktiv und als Gutachter für internationale Fachjournals tätig.


Kurzinfo: Die Formate der DGK-Publikationen

Leitlinien sind für Ärztinnen und Ärzte eine wichtige Stütze im klinischen Alltag, um ihre Patientinnen und Patienten nach neuestem Stand der Wissenschaft bestmöglich zu behandeln. Dabei dienen die Leitlinien als verlässliche Handlungsempfehlungen in spezifischen Situationen.

Pocket-Leitlinien sind Leitlinien in kompakter, praxisorientierter Form. Bei Übersetzungen von Pocket-Leitlinien der ESC werden alle Empfehlungsklassen und Evidenzgrade der Langfassung übernommen.

Master Pocket-Leitlinien stellen eine Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte der Leitlinienempfehlungen in Form von grafischen Diagnose- und Therapiealgorithmen dar. Als Quelle der Empfehlungen dienen dabei vorwiegend die nach strengen wissenschaftlichen Kriterien erstellten Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) sowie deren deutsche Übersetzung durch die DGK.

CardioCards behandeln im Wesentlichen Themen der Diagnostik und Akuttherapie für den ambulanten Bereich. Hier werden die essenziellen Informationen von Leitlinien komprimiert und übersichtlich zusammengefasst.

Kommentare beinhalten Hinweise, wie sich die neuen von den alten Leitlinien unterscheiden, Hinweise auf wesentliche Neuerungen, die seit dem Erscheinen der ESC-Leitlinien bekannt geworden sind, Diskussion kontroverser Empfehlungen in den ESC-Leitlinien sowie Möglichkeiten und Grenzen der Leitlinienumsetzung im Bereich des deutschen Gesundheitswesens.

Ein Positionspapier behandelt eine Fragestellung von großem allgemeinen Interesse, für die keine aktuelle Leitlinie vorliegt.

Bei einem Konsensuspapier handelt es sich um ein von mehreren Fachgesellschaften getragenes Statement.

Diese Veröffentlichungen enthalten Empfehlungen einer DGK-Arbeitsgruppe zu einer speziellen Frage von großem Interesse.

Ein Manual ist eine praktisch orientierte Expertenempfehlung für wesentliche kardiovaskuläre Prozeduren.

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