TAVI vs. OP: Neue 3-Jahres-Daten bei niedrigem Risiko

Neue 3-Jahres-Daten zeigen, dass die TAVI gegenüber dem chirurgischen Klappenersatz bei Patienten mit Aortenstenose und niedrigem Risiko mittelfristig gute Ergebnisse liefert. Laut dem Studienautor sind sie ein weiterer Beleg, dass die TAVI auch hier die dominierende Therapiemodalität werden könnte.

Von Dirk Einecke

 

08.03.2023

„Gerade bei Aortenstenose-Patienten und -Patientinnen, deren Komplikationsrisiko im Falle einer Herz-OP als niedrig eingestuft wird, brauchen wir überzeugende Evidenz, dass der Kathetereingriff auch langfristig sicher und effektiv ist“ erklärte Prof. John K. Forrest, Yale University School of Medicine in New Haven, Connecticut, beim ACC-Jahreskongress. 

 

Die von ihm präsentierten 3-Jahres-Ergebnisse des „Evolut Low Risk Trial“ sind diesbezüglich ein Meilenstein. Sie liefern weitere Belege, dass der Transkathetereingriff verdient, die dominierende Therapiemodalität bei schwerer Aortenstenose zu sein, so Forrest.

Primäre Ergebnisse des Evolut Low Risk Trial

In der Studie waren 1.468 Patienten (65%) und Patientinnen (35%) mit niedrigem 30-Tages-Sterberisiko (<3%) sowie geeigneter Klappenanatomie im mittleren Alter von 74 Jahren zwischen TAVI und chirurgischen Aortenklappenersatz randomisiert worden. Nach einer Interimsanalyse nach median 12,2 Monaten Nachbeobachtung waren die primären Ergebnisse 2019 im New England Journal of Medicine publiziert worden. Der primäre Endpunkt „Tod oder Schlaganfall mit schwerer Behinderung“ war damals nach zwei Jahren Follow-up mit 5,3% (TAVI) und 6,7% (Klappen-OP) berechnet worden. Das Fazit lautete, dass die TAVI auch in der Niedrigrisiko-Situation dem chirurgischen Klappenersatz nicht unterlegen ist. 

TAVI sieht gut aus nach drei Jahren

Die „Schere“ für diesen Endpunkt ging mit der Zeit etwas auf: 1,8% Differenz nach einem Jahr, 2,0% nach zwei Jahren und fast 3,0% nach drei Jahren (7,4% vs. 10,4%, p=0,051), berichtete Forrest. Die Gesamtmortalität belief sich nach drei Jahren auf 6,3% (TAVI) und 8,3% (OP), die Rate schwerer Schlaganfälle auf 2,3% (TAVI) und 3,4% (OP). Keiner dieser Unterschiede ist statistisch signifikant, aber die Tendenz ist eindeutig. Auch in allen Subgruppen hatte die TAVI tendenziell die Nase vorn.

 

Bezüglich Lebensqualität ging es den TAVI-Patienten in der Frühphase nach dem Eingriff deutlich besser, nach drei Jahren hatte sich das Niveau wieder angeglichen. Per Katheter behandelte Patienten zeigten nach 3 Jahren Vorteile bei der Klappenhämodynamik (mittlerer Gradient von 9,1 mmHg vs. 12,1 mmHg, p<0,001).

Leichte Leckagen, mehr Schrittmacher

Nachteile der TAVI im Vergleich zum operativen Herzklappenersatz sind zum einen die häufigere Persistenz geringgradiger Leckagen an der reparierten Klappe (20,3% vs. 2,5%) sowie eine höhere Implantationsrate permanenter Herzschrittmacher (23,2% vs. 9,1%). Allerdings wird heute schon wieder eine neue Generation von Klappenprothesen verwendet, sie seltener zu Klappenundichtigkeiten führen, erklärte Forrest. Bei jeweils 1% der Patienten musste der Klappeneingriff revidiert werden.


Literatur

Forrest JK: Transcatheter Versus Surgical Aortic Valve Replacement in Aortic Stenosis Patients At Low Surgical Risk: 3-year Outcomes From The Evolut Low Risk Trial”; Late-Breaking Clinical Trial II, ACC-Kongress, 4–6. März 2023 in New Orleans;

Das könnte Sie auch interessieren

Neue TAVI-Aortenklappe mit gutem Leistungsprofil in der Praxis

Ein neues und technisch verbessertes Klappensystem für die Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI) hat im Hinblick auf Sicherheit und Effektivität in einer Registeranalyse gute Leistungsmerkmale gezeigt.

Erhöhten Blutdruck als Risikofaktor für Mitralinsuffizienz entlarvt

Die oft als „degenerativ“ eingestufte Mitralklappeninsuffizienz scheint keine unvermeidliche Konsequenz des Älterwerdens zu sein. Eine neue Studie zeigt nun eine deutliche Beziehung zu erhöhten Blutdruckwerten auf. Damit könnten sich Möglichkeiten der Vorbeugung eröffnen.

Mitralklappen-OP: Geht’s ohne Sternotomie genauso gut?

Eine operative Mitralklappenreparatur kann inzwischen auch ohne vollständige Brustkorberöffnung erfolgen. Ob die minimalinvasive Technik genauso gute oder sogar bessere Ergebnisse verspricht, hat nun eine randomisierte Studie untersucht. Die Ergebnisse stimmen zuversichtlich.

Diese Seite teilen