Lieber Explantation oder erneute TAVI?

 

New York Valves 2025 | TAVI-Reinterventionen: In einer Register-Studie mit über 4.000 Personen der Medicare-Datenbank wurden die Langzeit-Outcomes von Reinterventionen nach TAVI (erneute TAVI oder chirurgische Explantation) miteinander verglichen. Dr. Shinichi Fukuhara (University of Michigan, Ann Arbor) stellte die Real-World-Daten vor.1

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

01.07.2025

 

Bildquelle (Bild oben): Stephan Guarch / Shutterstock.com

Hintergrund und Zielsetzung

Der Anteil von Personen mit einer TAVI, die u. a. aufgrund einer Klappen-Degenerationen eine erneute Intervention benötigen, nimmt seit Einführung der TAVI-Technologie beständig zu. Eine erneute TAVI mittels Valve-in-Valve-Verfahren (Redo) gilt als attraktive Option, die mit einer geringen Kurzzeit-Mortalität (1,4-6 %) verbunden ist. Dagegen wurde für die chirurgische TAVI-Explantation (Explant) eine höhere Rate an Endokarditis (10-43 %) und eine höhere Kurzzeit-Mortalität (12-20 %) beschrieben. Allerdings gibt es bisher kaum Studien zum Vergleich der Outcomes beider Strategien für Reinterventionen nach TAVI.

 

Das Ziel der vorliegenden Real-World-Studie war es, Inzidenz, Patientencharakteristika und Outcomes der Reinterventionen nach TAVI anhand von Medicare-Daten zu untersuchen.

Ergebnisse

 

Zwischen 2011 bis 2024 wurden 2.553 Personen mit einer Redo-TAVI und 1.890 Personen mit einer TAVI-Explantation in die Analyse eingeschlossen. Personen der Redo-Gruppe waren älter, häufiger weiblich und hatten eine höhere Gebrechlichkeit sowie mehr Komorbiditäten. Dagegen traten in der Explant-Gruppe häufiger Fälle einer Endokarditis auf (27,6 % vs. 2,4 %; p<0,001).

 

Die Gesamtinzidenz der TAVI-Reinterventionen betrug 2,3 %. Die Zeit bis zur Reintervention war in der Explant-Gruppe deutlich kürzer gegenüber der Redo-Gruppe (12 Monate vs. 3 Jahre). Die 30-Tages-Mortalität lag in der Explant-Gruppe deutlich höher gegenüber der Redo-Gruppe (15,3 % vs. 4,9 %). Die unadjustierten Überlebenskurven über 6 Jahre zeigten jedoch einen signifikanten Vorteil für die Explantation ab einer Zeitdauer von 1,8 Jahren - dies galt auch dann, wenn Personen mit einer Endokarditis ausgeschlossen wurden (jeweils p<0,001).

 

In der adjustierten Analyse (nach Propensity-Score-Matching) mit 1.584 Patienten pro Gruppe war die Langzeit-Überlebensrate der Explant-Gruppe ebenfalls ab einer Zeitdauer von 1,8 Jahren höher (p<0,001). Stratifiziert nach Alter war die Explantation bei 65- bis 70-Jährigen mit einem signifikanten Langzeit-Überlebensvorteil verbunden gegenüber Redo (beginnend ab 1,3 Jahren; p=0,011), dagegen zeigten sich aber keine Vorteile für die übrigen Altersgruppen (70 bis 80 Jahre und >80 Jahre). Schließlich war die kumulative Inzidenz einer zweiten Reintervention in der Explant-Gruppe signifikant niedriger als in der Redo-Gruppe (6,2 % vs. 31,2 %; p=0,01).

Fazit

 

Reinterventionen nach TAVI sind relativ selten. In der vorliegenden Real-World-Studie war die chirurgische Explantation gegenüber der erneuten TAVI mit einem Langzeit-Überlebensvorteil und geringeren Raten einer zweiten Reintervention assoziiert. Beide Verfahren schließen sich jedoch nicht gegenseitig aus. Die Wahl zwischen der chirurgischen Explantation oder erneuten TAVI ist als individuelle Einzelfall-Entscheidung zu treffen, die auf den Patientencharakteristika basiert.


Referenzen

 

  1. Fukuhara S. TAVR Reintervention Strategies: Unveiling Trends and Outcomes of Redo TAVR and TAVR Explant. Presented at: New York Valves 2025. June 25, New York.

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