Und sie halten doch: Langzeitergebnisse zu TAVI-Prothesen bei Niedrigrisiko-Patient:innen

 

TCT-Kongress 2023 –  Im Rahmen des TCT-Kongresses 2023 berichtet Prof. Dr. Stephan Baldus, Direktor der Klinik III für Innere Medizin der Uniklinik Köln und Past-President der DGK, über die neuen Langzeitergebnisse der PARTNER-3- und der Evolut-Low-Risk-Studie. Darüber hinaus bewertet er die klinische Relevanz der Studiendaten zum Vergleich der kathetergestützten gegenüber der chirurgischen Behandlung.

 

 

Von:

Prof. Stephan Baldus

Herausgeber der Rubrik Strukturelle Herzerkrankungen

 

25.10.2023

 

Bildquelle (Bild oben): BiniClick / Shutterstock.com


5-Jahres-Ergebnisse der PARTNER-3-Studie

Martin Leon und Michael Mack präsentierten die 5-Jahres-Ergebnisse der PARTNER-3-Studie, die zeitgleich publiziert wurden.1,2 Diese Studie, in der insgesamt 1.000 Patient:innen mit Aorten-Klappenstenose und niedrigem Risiko auf TAVI versus Chirurgie randomisiert wurden, hatte zuvor über 1 und 2 Jahre Überlegenheit bzw. keinen Nachteil der kathetergestützten gegenüber der chirurgischen Behandlung gezeigt.3,4

In bisheriger Abwesenheit großer kontrollierter Studien zur intermediären und Langzeit-Haltbarkeit der TAVI-Prothesen war das Interesse an diese Studie besonders groß.

 

Insgesamt standen für die Analyse knapp 92 % der initial randomisierten Patient:innen zur Evaluation des primären Endpunktes (Tod, Schlaganfall und Rehospitalisierung) zur Verfügung.

Keine signifikanten Unterschiede der Mortalität

 

Das ereignisfreie mittlere Überleben näherte sich zwar zwischen den beiden Gruppen über die 5 Jahre zu Ungunsten der TAVI-Gruppe an, war aber nach 60 Monaten weiterhin 103 Tage länger in der TAVI-Gruppe im Vergleich zu den chirurgisch behandelten Patient:innen. Auch hinsichtlich der Mortalität ergaben sich keine signifikanten Unterschiede, auch wenn sich die Mortalitätskurven nach 3 Jahren kreuzten und nach 5 Jahren 10 % der Patient:innen der TAVI-Gruppe und 8,2 % der Patient:innen der chirurgisch behandelten Gruppe verstorben waren.

Weniger Vorhofflimmern in der TAVI-Gruppe

 

Hinweise für eine erhöhte Sterblichkeit von Patient:innen mit kleinen TAVI-Prothesen ergaben sich nicht. Die Hospitalisierung war in der Gruppe der chirurgisch behandelten Patient:innen numerisch höher, möglicherweise mitbegünstigt durch die signifikant höhere Anzahl von Patient:innen mit neu aufgetretenem Vorhofflimmern (14 % versus 42 % innerhalb der 5 Jahre). Klappen-Thrombosen fanden sich signifikant häufiger in der Gruppe der TAVI behandelten Patienten (2,5 % versus 0,2 %). Auch leichtgradige paravalvuläre Klappeninsuffizienzen wurden signifikant häufiger in der TAVI-Gruppe diagnostiziert. Die Prävalenz zu Klappen-Degeneration verlief in beiden Gruppen nahezu deckungsgleich.

4-Jahres-Ergebnisse der Evolut-Low-Risk-Studie

 

In der gleichen Sitzung stellte Michael Reardon die 4-Jahres-Ergebnisse der randomisierten Studie zur Evolut-Prothese vor, der selbst-expandierbaren TAVI-Prothese, die ebenfalls zeitgleich publiziert wurde.5,6 In dieser Studie wurden 1.414 Patient:innen randomisiert auf TAVI versus chirurgischen Aortenklappen-Ersatz bei niedrigem operativen Risiko. Bei den TAVI-Prothesen zeigte sich gegenüber der chirurgischen Behandlung eine geringere Prävalenz erhöhter mittlerer Gradienten (4 % versus 8,9 %), eine nach 4 Jahren weiter divergierende Ereigniskurve für Tod und Schlaganfall zugunsten der TAVI Gruppe (10,7 % versus 14,1 %) – bei geringeren Gradienten beziehungsweise größerer Öffnungsfläche der kathetergestützt-eingesetzten Prothesen.

Fazit

 

Die Daten aus San Francisco zur kathetergestützten Behandlung von Aortenklappenstenosen bei Patient:innen mit niedrigem Risiko werfen also weiter ein positives Licht auf diese Therapie. Beide Studien sind so angelegt, dass sie auch Follow-up-Daten nach 10 Jahren erheben werden. Ob sich Sicherheit und Effektivität für die Katheterklappen im Vergleich zum chirurgischen Kontrollkollektiv noch verändern, und ob sich die unterschiedlichen Prothesen in beiden Studien abschließend gleich verhalten werden? Es bleibt spannend.

Referenzen

  1. Leon MB. Five-Year Clinical and Echocardiographic Outcomes From The PARTNER 3 Low-Risk Randomized Trial: 11:00 am, 24.10.2023. Late-Breaking Clinical Trials: Session I, in Collaboration with the New England Journal of Medicine. 23.-26.10.2023, TCT, San Francisco, USA
  2. Mack MJ et al. Transcatheter Aortic-Valve Replacement in Low-Risk Patients at Five Years. N Engl J Med. 2023 Oct 24. doi: 10.1056/NEJMoa2307447. Epub ahead of print. PMID: 37874020.
  3. Mack MJ et al. Transcatheter Aortic-Valve Replacement with a Balloon-Expandable Valve in Low-Risk Patients. N Engl J Med. 2019;380(18):1695-1705. doi: 10.1056/NEJMoa1814052. Epub 2019 Mar 16. PMID: 30883058.
  4. Leon M et al. Outcomes 2 Years After Transcatheter Aortic Valve Replacement in Patients at Low Surgical Risk. J Am Coll Cardiol. 2021; 77 (9):1149–1161. https://doi.org/10.1016/j.jacc.2020.12.052.
  5. Readon M J. Four-Year Outcomes From the Evolut Low Risk Trial: 11:22 am, 24.10.2023. Late-Breaking Clinical Trials: Session I, in Collaboration with the New England Journal of Medicine. 23.-26.10. 2023, TCT, San Francisco, USA
  6. Forrest JK et al. 4-Year Outcomes of Patients With Aortic Stenosis in the Evolut Low Risk Trial. J Am Coll Cardiol.  https://doi.org/10.1016/j.jacc.2023.09.813

Das könnte Sie auch interessieren

KI zur nicht-invasiven intrakardialen Druckmessung

AHA-Kongress 2024 | SEISMIC-HF I: Erste Daten zur KI-unterstützten nicht-invasiven Bestimmung des intrakardialen Drucks. Von Dr. K. Franke und PD Dr. P. Breitbart.

Spironolacton und Colchicin nach Herzinfarkt?

AHA-Kongress 2024 | CLEAR SYNERGY: Kontroverse Datenlage für Colchicin und kein Vorteil der routinemäßigen Spironolacton-Gabe. Von PD Dr. L. Gaede.

Revival der Ross-Operation

Die Anzahl der Ross-Operationen in den USA ist deutlich gestiegen. Prof. H.-J. Schäfers erläutert, inwiefern dieser Trend auf wissenschaftlicher Evidenz basiert.

Laden, bitte warten.
Diese Seite teilen