Das Ziel der CBT bei der Lungenembolie (PE) ist die Fragmentierung oder Entfernung des Thrombus und damit die Verbesserung der Hämodynamik bei einem geringeren Blutungsrisiko im Vergleich zur systemischen Thrombolyse. In den letzten 10 Jahren hat sich die Evidenz für die CBT deutlich erhöht mit Erfolgsquoten von fast 90 % und geringen Blutungsrisiken insbesondere für die lysefreie CBT oder die niedrig dosierte lokale Thrombolyse. Eine aktuelle Metaanalyse und eine retrospektive Studie zeigten, dass die CBT gegenüber der Antikoagulation im Hinblick auf Mortalität und VTE-Rezidive überlegen war.2,3
Die ESC-Leitlinie von 2019 empfiehlt die CBT nur bei PE mit hohem Risiko und Kontraindikationen gegen eine systemische Thrombolyse oder bei Versagen der systemischen Thrombolyse sowie bei PE mit mittlerem Risiko und hämodynamischen Verschlechterungen.4 Aktuellere Konsensdokumente befürworten jedoch einen liberaleren Ansatz, wobei Red Flags einer klinischen Verschlechterung einbezogen werden. In den letzten Jahren wurden einige neue CBT-Devices entwickelt – randomisierte Studien sind derzeit noch in der Rekrutierungsphase.
Der Algorithmus für das Management der PE ist in Abbildung 2 dargestellt. Personen mit einer komplexen PE sollten in spezialisierten Zentren durch ein erfahrenes Expertenteam (PERT, Pulmonary Embolism Response Team) betreut werden, das folgende Fachbereiche abdeckt: Gefäßmedizin, Kardiologie, Radiologie, Notfallmedizin, Gefäßchirurgie, Herzchirurgie, Pulmonologie, Intensivmedizin und Hämostaseologie. Eine Schlüsselrolle des PERT besteht darin, das optimale Timing für die Intervention zu bestimmen. Die CBT kommt bei Patientinnen und Patienten mit PE mit intermediär-hohem Risiko und unzureichender klinischer Besserung innerhalb von 24 Stunden nach der Antikoagulation in Betracht. Weiterhin ist die CBT zu erwägen bei Patientinnen und Patienten mit hohem Risiko und Kontraindikation für eine systemische Thrombolyse oder bei Versagen der systemischen Thrombolyse. Unfraktioniertes Heparin (UFH) ist das Antikoagulans der Wahl in der periinterventionellen Phase einer geplanten CBT oder systemischen Thrombolyse.
Auch die offene chirurgische Embolektomie kommt als therapeutische Option in Betracht, z. B. bei Thromben im Bereich eines offenen Foramen ovale. Die intrahospitale Mortalität bei offenen chirurgischen Interventionen ist jedoch höher im Vergleich zur CBT und eng mit prähospitalen kardiopulmonalen Reanimationen assoziiert. Da prospektive randomisierte Studien fehlen, sollten alle Therapie-Entscheidungen auf dem Konsens des Expertenteams (PERT) beruhen.
Neben der Akutbehandlung ist die Nachsorge (einschließlich echokardiographischer und duplexsonographischer Beurteilung sowie Antikoagulationsmanagement) von entscheidender Bedeutung. Bei anhaltender Dyspnoe oder eingeschränkter körperlicher Leistungsfähigkeit sollten Betroffene an spezialisierte Zentren überwiesen werden, um ggf. eine geeignete Therapie einzuleiten (z. B. Ballonangioplastie oder chirurgische Embolektomie).