Studien kompakt

 

Kurz und knapp informiert: Dieses Mal geht es um PCI vs. konservative Therapie nach Myokardinfarkt bei Älteren, einfacher Test zur Vorhersage der Mortalität, alternierenden Fastens, zirkadianes Muster von VHF, gleichzeitige Ablation und Bypass-OP, Gentherapie mit VERVE-102 und Programm des ESC 2025.

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

09.07.2025

 

Bildquelle (Bild oben): niratsn2510 / Shutterstock.com

Meta-Analyse: Was tun bei Älteren mit Myokardinfarkt?

 

Eine gepoolte Analyse untersuchte Daten von 8 randomisierten Studien mit 3.099 über 70-jährigen Personen mit Myokardinfarkt (mittleres Alter 82,6 Jahre, 46 % Frauen), die entweder eine frühe PCI oder Medikamente entsprechend der Leitlinien-Empfehlung erhielten. Für die PCI war gegenüber der konservativen Strategie zwar kein Überlebensvorteil nachweisbar, aber ein reduziertes Risiko für einen erneuten Herzinfarkt um 22 % und für eine koronare Revaskularisation um 57 %. Allerdings wurde durch die PCI gleichzeitig auch das Risiko für Blutungen um 60 % erhöht. Die Entscheidung einer frühzeitigen PCI oder medikamentösen Therapie nach Herzinfarkt ist daher nicht nur eine Frage des Alters, sondern sollte nach sorgfältiger Abwägung aller Risikofaktoren getroffen werden.1

Einfacher Test zur Vorhersage der Mortalität

 

4.282 Personen einer Kohorten-Studie (46 bis 75 Jahre alt; 32 % Frauen) absolvierten einen Sitz-Steh-Test (SRT): Die Fähigkeit sich auf den Boden zu setzen und wieder aufzustehen, ohne dass Hände, Knie oder andere Körperteile den Boden berühren, wurde mit einem Score von 0 bis 10 Punkten bewertet. Insgesamt verstarben 15,5 % der Personen während der 12-jährigen Beobachtungsdauer. Personen mit einem SRT-Score im unteren Quartil hatten ein knapp 4-fach erhöhtes Gesamt- und ein 6-fach erhöhtes kardiovaskuläres Mortalitätsrisiko gegenüber dem oberen Quartil. Laut den Autorinnen und Autoren könnte sich dieser einfache Test für Routineuntersuchungen bei Menschen im mittleren Alter eignen.2

Alternierendes Fasten besser als andere Diäten?


Forschende aus Boston untersuchten in einer Meta-Analyse von 99 Studien mit 6.582 übergewichtigen Erwachsenen (medianes Alter 45 Jahre, medianer BMI 31,3 kg/m²) die Effekte unterschiedlicher Ernährungsformen: alternierendes Fasten (jeden 2. Tag fasten), Intervallfasten (5:2 oder 16:8), kontinuierliche Kalorienrestriktion oder Ad-libitum-Ernährung. Alle Diäten waren mit einer Gewichtsabnahme verbunden gegenüber der Ad-libitum-Ernährung, aber das alternierende Fasten führte als einzige Strategie zu einem höheren Gewichtsverlust als die kontinuierliche Diät (-1,69 kg). Dieser Vorteil war allerdings nur in Studien mit einer kürzeren Beobachtungsdauer als 24 Wochen nachweisbar.3

LOOP: Zirkadianes Muster von VHF

 

In einer Post-hoc-Analyse der dänischen LOOP-Studie wurden die Daten implantierter Loop-Rekorder von 1.410 Personen im Alter von 70 bis 90 Jahren analysiert, die zu Studienbeginn kein VHF aber ein hohes Risiko aufwiesen. Über eine Dauer von 39 Monaten traten bei 430 Personen insgesamt 41.713 VHF-Episoden (> 6 Minuten) auf, wobei ein zirkadianer Rhythmus beobachtet wurde: Die VHF-Episoden traten morgens um 9 Uhr doppelt so häufig auf wie abends um 21 Uhr. Weiterhin waren die morgendlichen VHF-Episoden mit einer signifikant höheren Last und Progression verbunden. Der zirkadiane Rhythmus sollte zukünftig beim Screening und Management von VHF berücksichtigt werden, so die Autorinnen und Autoren.4

Alles auf einmal: Bypass-OP und Ablation

 

In einer retrospektiven Analyse von Medicare-Daten wurden 87.699 Personen mit VHF identifiziert, die sich einer koronaren Bypass-OP unterzogen. Davon erhielten 22 % eine gleichzeitige Ablation. Über die Follow-up-Dauer von 10 Jahren wurde für die gleichzeitige Ablation ein signifikanter medianer Überlebensvorteil von 4,4 Monaten festgestellt, der sich auf 5 Monate erhöhte, falls die Ablation in erfahrenen Zentren erfolgte. Die von den Leitlinien empfohlene gleichzeitige Ablation während der Bypass-OP verbesserte klar das Überleben, wurde aber im klinischen Alltag viel zu selten durchgeführt.5

VERVE-102: Gentherapie zur LDL-C-Senkung

 

Der Wirkstoff VERVE-101 basiert auf der CRIPR-Cas-Technologie und wurde entwickelt, um den LDL-C-Spiegel mit einer einmaligen auf PCSK9-gerichteten Gentherapie dauerhaft zu senken. Erste positive Ergebnisse einer Phase-1-Studie mit insgesamt 13 Personen mit heterozygoter familiärer Hypercholesterinämie (HeFH) wurden beim AHA 2023 präsentiert. Nachfolgend kam es allerdings in einem Fall zu erhöhten Werten des Leberenzyms Alanin-Aminotransferase, woraufhin die Studie pausiert wurde. VERVE-102 ist eine Weiterentwicklung mit verändertem Coating der Lipidnanopartikel. Jetzt wurden die Daten einer Phase-1b-Studie mit VERVE-102 von 14 Personen mit HeFH bekanntgegeben: Die höchste Dosis (0,6 mg/kg) senkte den LDL-C-Wert bis zum Tag 28 im Mittel um 53 %, ohne dass behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse auftraten. Eine Phase-2-Studie ist bereits in Planung.

ESC 2025: Hot Lines und Late Breaking Trials

 

Vom 29.08.-01.09.2025 findet der 75. Kongress der European Society of Cardiology in Madrid statt. Mit dem Schwerpunkt „Kardiologie über Grenzen hinweg“ steht dieses Jahr die globale Gesundheit im Fokus. Das wissenschaftliche Programm wurde gerade veröffentlicht: In 10 Hot Line Sessions und 28 Late Breaking Sessions werden 42 große klinische Studien und 129 weitere spannende Studien präsentiert. Freuen Sie sich schon jetzt auf unsere ausführliche und wissenschaftlich fundierte Berichterstattung über alle Highlights des ESC 2025!7

Referenzen

 

  1. Reddy RK et al. Early Invasive or Conservative Strategies for Older Patients With Acute Coronary Syndromes: A Meta-Analysis. JAMA Intern Med. 2025 Jun 23:e252058. doi: 10.1001/jamainternmed.2025.2058.
  2. Araújo CGS, de Souza e Silva CG, Myers J, et al. Sitting–rising test scores predict natural and cardiovascular causes of deaths in middle-aged and older men and women. European Journal of Preventive Cardiology. 2025;Epub ahead of print.
  3. Semnani-Azad Z et al. Intermittent fasting strategies and their effects on body weight and other cardiometabolic risk factors: systematic review and network meta-analysis of randomised clinical trials. BMJ. 2025 Jun 18;389:e082007. doi: 10.1136/bmj-2024-082007. PMID: 40533200; PMCID: PMC12175170.
  4. Spona DC et al. Circadian patterns of atrial fibrillation and disease progression assessed by implanted loop recorders. Eur Heart J. 2025 Jun 16:ehaf386. doi: 10.1093/eurheartj/ehaf386. Epub ahead of print. PMID: 40521807.
  5. Schaffer JM et al. Survival After Surgical Ablation of Atrial Fibrillation During Coronary Artery Bypass in Medicare Beneficiaries. Ann Thorac Surg. 2025 Jun 2:S0003-4975(25)00339-X.
  6. https://ir.vervetx.com/news-releases/news-release-details/verve-therapeutics-announces-positive-initial-data-heart-2-phase
  7. https://esc365.escardio.org/ESC-Congress

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