Vereinte Kompetenz gegen Folgeschäden bei Herzinfarkt: das Graduiertenkolleg GRK 2989

 

Im neuen Graduiertenkolleg GRK 2989 der Universität Duisburg-Essen (UDE) sollen innovative therapeutische Ansätze zur Behandlung von Reperfusionsschäden nach Myokardinfarkt erforscht und entwickelt werden. Dabei werden die Stipendiat:innen von Tandem-Teams aus Clinician und Basic Scientists betreut. Der Sprecher des Graduiertenkollegs Prof. Tienush Rassaf berichtet im Interview über die Zielsetzung und das neuartige Coaching-Konzept des DFG-Förderprojekts.

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

30.01.2024

 

Bildquelle (Bild oben): Andrey_Popov / Shutterstock.com

HERZMEDIZIN: Was ist die Zielsetzung des neuen Graduiertenkollegs zum Thema Herzinfarkt?

 

Rassaf: Im Graduiertenkolleg kümmern wir uns um den Reperfusionsschaden im Rahmen des akuten Myokardinfarkts. Wir wollen Mechanismen und Wege entwickeln, um den Reperfusionsschaden und damit auch die Entwicklung der Herzinsuffizienz nach akutem Myokardinfarkt zu behandeln. Die Folgen, die durch eine Reperfusion bei Patienten und Patientinnen auftreten können, sind hochkomplex und noch nicht vollständig verstanden. Das Ziel ist es, neue Prozesse und Ziele für therapeutische Ansätze zu identifizieren.

 

HERZMEDIZIN: Können Sie uns etwas über das neuartige Tandem-Betreuungskonzept berichten?

 

Rassaf: Für dieses Graduiertenkolleg haben wir uns für eine neuartige Tandem-Struktur entschieden. Die Doktorandinnen und Doktoranden werden dual betreut werden, also sowohl von Expertinnen und Experten aus der Klinik als auch aus der Grundlagenforschung. Dieses Konzept soll die Grundvoraussetzung für eine exzellente Betreuung bilden. Wir verfolgen das Ziel, junge Forscherinnen und Forscher an der Schnittstelle von Labor und Klinik auszubilden. Zudem sollen grundlegende molekulare und zelluläre Mechanismen und Fragestellungen immer im Sinne der Patientinnen und Patienten erforscht werden.

Das duale Coaching-Konzept basiert auf einem neuen Bed-to-Bechsite-to-Bed-Ansatz

 

Rassaf: Das bedeutet, wir gehen zunächst in die Klinik und schauen uns das Krankheitsbild genau an. Dann versuchen wir, an der Bench die zugrundeliegendenden Prozesse zu verstehen und neue Therapiestrategien zu entwickeln, die wir dann anschließend wiederum in die Klinik transferieren.

 

HERZMEDIZIN: Wie viele Tandem-Teams gibt es und wie läuft die Tandem-Betreuung konkret ab?

 

Rassaf: Insgesamt gibt es 11 Projekte, d. h. also 11 naturwissenschaftliche und 11 medizinische Doktorandinnen und Doktoranden werden jeweils von einem Tandem-Team betreut. Die Projekte sind in den drei Forschungsbereichen Immunzellen, Gefäßzellen und Kardiomyozyten angesiedelt. Zusätzlich zu den 11 Tandem-Teams mit jeweils 2 Principal Investigators gibt es im Rahmen des Ausbildungskurrikulums auch noch interne und externe Advisory Boards. Das interne Advisory Committee und das interne Translational Mentoring Board besteht aus erfahrenen Clinican Scientists. Dazu gehören u. a. Professoren und Professorinnen aus der Klinik, die – wie ich auch – selbst lang in der Grundlagenforschung gearbeitet haben.

Zur Person

Prof. Tienush Rassaf

Prof. Tienush Rassaf hat nach der Promotion als Wissenschaftler in der Grundlagenforschung gearbeitet. Seit 2015 ist Prof. Rassaf als Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie am Uniklinikum Essen und als medizinischer Direktor am Westdeutschen Herz- und Gefäßzentrum sowie  als Forschungsdekan tätig. Prof. Rassaf ist zudem auch Herausgeber der CardioNews, DFG-Fachkollegiat und Sprecher des Graduiertenkollegs GRK 2989 (TCI repAMI).

Bildquelle: Herzmedizin.de

Interne und externe Advisory Boards mit hochkarätigen Expertinnen und Experten

 

Rassaf: Die internen Boards werden durch ein spezielles External Scientific Advisory Board ergänzt. Dabei handelt es sich um international renommierte und hochkarätige Expertinnen und Experten aus dem Bereich Herzinfarkt und Herzinfarktforschung – alles Autorinnen und Autoren von Leitlinien und/oder Publikationen in den führenden Journalen, die diese 11 Projekte mitbegleiten und die Frage mitentscheiden, wohin die Reise gehen kann.

Rotierende Aufenthalte in Klinik und Labor

 

Rassaf: Die jungen Forscherinnen und Forscher rotieren zweimal im Jahr zu festgelegten Tagen sowohl in andere Laboratorien als auch in die Klinik im Rahmen von Clinical Visits. Durch die Clinical Visits erhalten die Forschenden Einblicke in die klinische Praxis, um zu veranschaulichen, wofür wir eigentlich forschen. Darüber hinaus gibt es auch enge Kontakte zur Industrie. Im Rahmen des Graduiertenkollegs gibt es Forschungskooperationen mit den Firmen Bayer und Resolve Bioscience. Auch hier gibt es die Möglichkeit, die Laboratorien der Industriepartner zu besuchen.

 

Zurzeit befinden wir uns gerade in der Bewerbungsphase. Die Förderphase des Graduiertenkollegs beginnt am 1. April 2024.

 

HERZMEDIZIN: Wir bedanken uns für das Interview.


Das könnte Sie auch interessieren

Basic Science im Interview: Wissenschaftszeitvertragsgesetz

Prof. Sabine Steffens im Gespräch mit Prof. Katrin Streckfuß-Bömeke, Vorsitzende der KEK, über das Wissenschaftszeitvertragsgesetz.

Wirkmechanismen von Empagliflozin auf zellulärer Ebene

Im Rahmen des Clinician-Scientist-Programms der DGK untersucht Dr. Philipp Hegner die Wirkmechanismen des SGLT2-Inhibitors Empagliflozin auf zellulärer Ebene in Kardiomyozyten von Patienten und Patientinnen mit SBAS.

Das Herz mit allen Mitteln schützen

Im Rahmen des Clinician-Scientist-Programms der DGK untersucht Dr. Tobias Harm die Zusammenhänge thrombozytärer Lipide mit der Pathophysiologie und Prognose der koronaren Herzerkrankung.

Diese Seite teilen