Deutschland hat wieder eine Lehrstuhlinhaberin für Kardiologie

 

Seit dem 1. Juli 2025 ist Prof. Constanze Schmidt Universitätsprofessorin an der Medizinischen Fakultät Göttingen für Kardiologie und Leiterin der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen. Sie ist hierzulande die einzige Frau mit einem Lehrstuhl in der Kardiologie.

Von:

Max Hendriks

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

11.07.2025

 

Bildquelle (Bild oben): ArtemisDiana / Shutterstock.com

 

Prof. Constanze Schmidt wurde am 1. Juli 2025 zur Universitätsprofessorin für Kardiologie an der Medizinischen Fakultät Göttingen ernannt. Sie ist zurzeit die einzige Frau in Deutschland mit einem Lehrstuhl in diesem Fachgebiet, mit erst wenigen Vorgängerinnen in der Geschichte der deutschen Kardiologie. Zeitgleich übernahm sie die Leitung der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen und folgt auf Prof. Gerd Hasenfuß, der die Position insgesamt 26 Jahre innehatte und im September 2024 in Ruhestand ging. In der Zeit danach leitete Prof. Karl Toischer kommissarisch die Klinik.

Fokus auf Translationale Medizin

 

Ein besonderes Anliegen von Prof. Schmidt ist es, die Integration translationaler Ansätze bereits in der ärztlichen Weiterbildung zu fördern, um Medizinerinnen und Mediziner frühzeitig für die Verbindung von Forschung und Klinik zu begeistern und so die Weiterentwicklung der Herzmedizin voranzutreiben.

 

„Die Translationale Medizin gewinnt einen immer größeren Stellenwert als wichtiges Verbindungselement von Forschung und Klinik mit dem Ziel, Forschungserkenntnisse für Patientinnen und Patienten schnellstmöglich medizinisch nutzbar einzusetzen", erklärt Prof. Schmidt. „Diese anwendbare medizinische Forschung verlangt dabei nicht nur fundierte grundlagenwissenschaftliche Erkenntnisse, sondern muss auch ethischen und vor allem medizinischen Sicherheitsansprüchen gerecht werden. Dies erfordert vielfältige Kompetenzen. Mein Ziel ist es, den Studierenden mit einem Interessenfokus für ‚Translationale kardiovaskuläre Medizin‘ diese Kompetenzen aufzuzeigen und für die Herzmedizin zu motivieren.“

 

Translationale Forschung in der kardiovaskulären Medizin stellt für sie einen zentralen Baustein dar, um Patientinnen und Patienten durch die direkte Anwendung aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse eine verbesserte Versorgung zu ermöglichen. „Mit den Schwerpunkten atriale Kardiomyopathie, Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen möchte ich diesen Bereich im Herzzentrum der UMG, dem Heart & Brain Center Göttingen mit der Schnittstelle von Herz und Hirn sowie weiteren Partnereinrichtungen wie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislaufforschung hier am Standort weiterentwickeln“, so Prof. Schmidt weiter.

Zur Person

Prof. Constanze Schmidt

Prof. Constanze Schmidt ist Direktorin der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen und Universitätsprofessorin für Kardiologie an der Medizinischen Fakultät Göttingen. Sie ist Expertin für Elektrophysiologie und Herzrhythmusstörungen und legt einen besonderen Schwerpunkt auf translationale Forschung in der kardiovaskulären Medizin.

Dr. Constanze Schmidt

Karriere und Forschungsschwerpunkte

 

Prof. Schmidt studierte von 2003 bis 2009 in Göttingen Medizin und Physik und promovierte 2011 dann zu „Untersuchungen des visuellen Kortex zum Mechanismus der visuellen Fusion mittels funktioneller Magnetresonanztomographie aus neuroophthalmologischer Sicht". Danach war sie ab 2010 als Assistenzärztin im Universitätsklinikum Heidelberg in der kardiologischen Abteilung tätig und ab 2016 Fachärztin für Innere Medizin an gleicher Stelle. 2017 erlangte sie ihre Habilitation zum Thema „Die kardiale Rolle und Funktion der Zwei-Porendomänen (K2P) Kaliumkanäle in der Arrhythmogenese des Vorhofflimmerns“. 2 Jahre später absolvierte sie eine Weiterbildung zur Fachärztin für Kardiologie und erwarb eine Qualifikation für „Spezielle Rhythmologie, aktive Herzrhythmusimplantate“.

 

2020 erhielt sie bereits eine außerplanmäßige Professur an der Universität in Heidelberg, in deren Folge Schmidt dann Oberärztin für Innere Medizin und Kardiologie wurde und unter Prof. Norbert Frey als Ärztlichem Direktor die Rhythmologische Station des Universitätsklinikums Heidelberg in der Abteilung für Kardiologie leitete. 2022 nahm sie zudem die Else Kröner Clinician Scientist Professur an der Universität Heidelberg für „Atriale Arrhythmopathie“ an.

 

Als anerkannte Expertin auf dem Gebiet der Elektrophysiologie und Herzrhythmusstörungen ist ihr Forschungsfokus translational angelegt und liegt u. a. auf der atrialen Kardiomyopathie, bei der sie die molekularen Ursachen und die Rhythmusstörungen auf zellulärer Ebene untersucht. Im Bereich der interventionellen Elektrophysiologie arbeitet sie zudem an neuartigen Therapieansätzen, beispielsweise „Herz-Tattoos“, die gezielt die Leitfähigkeit des Herzmuskels verändern und Rhythmusstörungen dauerhaft synchronisieren sollen.

Ehrungen und Mitgliedschaften

 

In ihrer Karriere erhielt sie bereits zahlreiche Auszeichnungen, wie 2016 den Oskar-Lapp-Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) oder 2017 den August Wilhelm und Lieselotte Becht-Forschungspreis der Deutschen Stiftung für Herzforschung. 2023 folgte für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Herzrhythmusstörungen der Wissenschaftspreis der Gertrud-Spitz-Stiftung.

 

Dazu übernimmt sie Tätigkeiten in zahlreichen Fachgesellschaften: In der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) wurde sie bereits „Scientist of Tomorrow“ und ist momentan Fellow der ESC und der „European Heart Rhythm Association“. Sowohl in dem Kompetenznetz Vorhofflimmern e.V. (AFNET), der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) ist sie Mitglied. Dazu ist Prof. Schmidt auch in Forschungskonsortien wie dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und dem Sonderforschungsbereich (SFB) 1550 „Molekulare Schaltkreise von Herzerkrankungen“ aktiv. In der DGK ist sie Leiterin der Arbeitsgemeinschaft „Herz – Hirn“, stellvertretende Sprecherin der AG 18 „Zelluläre Elektrophysiologie“ und Nukleus-Mitglied des Basic Science Clusters.

Referenzen

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