HERZMEDIZIN: Inwiefern sind auch Ärztinnen und Ärzte aus Kardiologie und Herzchirurgie in dem Forschungsprojekt der Universität Trier zu Cyber-Risiken bei CIEDs involviert?
Schulz: Es sind international mehrere Kliniken beteiligt: in Deutschland (u. a. das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg und das Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel), in den USA, in Frankreich und in weiteren europäischen Ländern. Wir erfassen im Detail, wie Cyber-Risiken von Ärztinnen und Ärzten im Rahmen der „informierten Einwilligung“ angesprochen werden und welche Probleme und Herausforderungen dabei auftreten. Gleichzeitig untersuchen wir die Perspektive der Patientinnen und Patienten auf das Thema.
In Deutschland begegnen wir jedoch auch Widerstand und die Frage, warum man sich mit diesem Thema überhaupt beschäftigen sollte. Ich hoffe, die bisherigen Antworten helfen, die Gründe besser zu verstehen. Auf Grundlage unserer Erhebungen hoffen wir, zur Entwicklung einer einheitlichen und optimierten Richtlinie zum Umgang mit Cyber-Risiken bei CIEDs beitragen zu können.
Wir würden uns sehr freuen, wenn CIED-implantierende Ärztinnen und Ärzte aus Kardiologie, Elektrophysiologie und Herzchirurgie sowie betroffene Patientinnen und Patienten unseren Online-Fragebogen ausfüllen (siehe unten).
HERZMEDIZIN: Gibt es eine zentrale Botschaft, die Sie gerne abschließend mitgeben möchten?
Schulz: Cyber-Risiken bei implantierbaren medizinischen Geräten und speziell bei CIEDs sind seit über einem Jahrzehnt bekannt. Dass vernetzte Geräte mit komplexer Programmierung angreifbar sind, ist offensichtlich. Leider sind die Reaktionen auf solche Nachrichten bisher eher verhalten. Es fehlt eine kompetente Auseinandersetzung mit der Realität von Cyber-Risiken, die darauf abzielt, Unsicherheiten zu reduzieren und klare, einheitliche Regelungen zu finden.
Es ist entscheidend, dass Patientinnen und Patienten so aufgeklärt werden, dass sie ihr Bewusstsein über Cyber-Risiken proaktiv nutzen können. Sie sollten ihre CIEDs und sicherheitsrelevante Aspekte auf dem aktuellen Stand halten, aber auch unnötige Ängste mit kompetenten Personen klären und angemessen regulieren können. Dies ist nur möglich, wenn auch die behandelnden Ärztinnen und Ärzte auf dem neuesten Stand des Wissens sind und dies erklären und unterstützen können.