Derzeit ist die Mehrschicht-Computertomographie (MSCT) der Goldstandard für die Beurteilung des Aortenannulus und der umgebenden Strukturen, um die Prothesengröße zu bestimmen. In der neuen Studie wurde untersucht, ob auch der Einsatz virtueller Realität zur präprozeduralen Größenbestimmung bei TAVI geeignet ist.
Die retrospektive Single-Center-Studie mit 60 Patientinnen und Patienten kam hinsichtlich Durchführbarkeit, Genauigkeit und Reproduzierbarkeit zu folgenden Ergebnissen:
- Die Vermessung der Aortenklappe und der angrenzenden Strukturen mittels VR auf der Grundlage von MSCT-Daten ist machbar
- Die VR-Messungen korrelierten sehr gut mit den herkömmlichen MSCT-Messungen
- Die Analyse zeigte eine hohe Intra- und Interobserver-Reliabilität
- Die dreidimensionale Visualisierung durch VR verbesserte gemäß Anwenderbefragung die Wahrnehmung und das Verständnis der individuellen Patientenanatomie und -morphologie im Vergleich zur MSCT-Darstellung auf einem 2D-Bildschirm
„Das Ausmaß der Begeisterung ist unterschiedlich, aber alle finden, dass VR einen Mehrwert generiert“, fasst Prof. Christian Jung die aktuellen Erkenntnisse zusammen. Bis zur Routineanwendung in der interventionellen Kardiologie sei jedoch weitere Forschung nötig. Das Potenzial sei aber groß:
„Virtual Reality kann die maßgeschneiderte Therapie potenziell auf ein ganz neues Niveau heben.“