HERZMEDIZIN: Herr Prof. Rudolph, Sie gehören zu den Ersten, die das Holografie-System getestet haben. Sie sagen selbst, dass Sie gegenüber der Holografie zunächst skeptisch waren, dann aber schnell fasziniert. Was hat Sie überrascht und vielleicht auch schon überzeugt?
Rudolph: Wir waren skeptisch, weil es 3D-Echokardiographie schon lange gibt. Dabei entsteht der 3D-Eindruck aber durch Farbschattierungen auf einem zweidimensionalen Bildschirm. Dagegen entsteht durch das Holoscope ein sehr plastischer räumlicher Eindruck und man empfindet auch die Bildqualität bei identischem Bilddatensatz als viel besser. Überzeugend ist auch, dass Distanzmessungen in beliebiger Richtung, auch in die Tiefe des Raums eine fast perfekte Übereinstimmung mit Messungen in zweidimensionalen Schnittbildern haben.
HERZMEDIZIN: Gemäß eigener Auskunft ist es das erste Mal in Europa, dass Holografie in der Kardiologie eingesetzt wird. Wie hat sich die Einführung am HDZ NRW ergeben?
Rudolph: Wir waren bereits seit längerem mit den Entwicklerinnen und Entwicklern in Kontakt. Es hatte sich dann die Möglichkeit ergeben, das System über Forschungsgelder zu akquirieren.
HERZMEDIZIN: Die holografische Visualisierung soll im Vergleich zu Publikationen aus den USA und Israel wissenschaftlich ausgewertet werden. Was ist hierzu am HDZ NRW geplant oder bereits im Gange? Gibt es bereits erste Ergebnisse, beispielsweise konkrete Verbesserungen in der Therapie?
Rudolph: Wir arbeiten zum einen an einem Workflow, der eine Mitral-Edge-to-edge-Therapie von Septumpunktion bis zum Greifen der Segel aus einem einzigen 3D-Volumen ermöglichen soll. Weiterhin planen wir gerade eine Studie, in der wir untersuchen wollen, ob sich durch den Einsatz der Technik, Ösophagus-Läsionen reduzieren lassen. Diese zeigen sich gemäß aktueller Daten nach einer kathetergestützten Segelreparatur bei herkömmlicher Technik in über 80 % der Fälle.