Quick Dive: Position zu Social Media

 

In unserer Reihe "Quick Dive" stellen die Autorinnen und Autoren von DGK-Publikationen prägnant die wichtigsten Hintergründe und Inhalte der jeweiligen Veröffentlichung vor. Dieses Mal wird eingetaucht in:

 

Professioneller Umgang mit sozialen Medien in der Kardiologie

Positionspapier der DGK 2024

12.02.2024 | Verfasst von: David Duncker, Hannah Billig, Norbert Frey, Ernst Geiß, Victoria Johnson, Dominik Linz, Sylvia Manteufel, Benjamin Meder, Daniel Messiha, Christian A. Perings, Tienush Rassaf, Philipp Sommer, Holger Thiele, Philipp Breitbart


Von:

Martin Nölke & Melissa Wilke

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

22.03.2024

 

Bildquelle (Bild oben): vovan / Shutterstock.com

5 Fragen an den Erstautor

Prof. David Duncker, Medizinische Hochschule Hannover

 

Was sind Anlass und Ziel der Publikation?

 

Social Media haben als Medium für die wissenschaftliche Kommunikation in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Schon heute übersteigen die Posts und Kommentierungen zu kardiovaskulären Themen die der konventionellen Publikationsmedien. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) positioniert sich hier erstmals und beschreibt Vorteile, aber auch Fallstricke im professionellen Gebrauch von sozialen Medien in der Kardiologie. Angesichts der zunehmenden Bedeutung von Social Media in der Kommunikation und des Potenzials für unprofessionelles Verhalten oder Fehlinformationen war es wichtig, Handlungsempfehlungen zu beschreiben, um die Qualität und den sachgemäßen Umgang zu gewährleisten.


Was sind die wichtigsten Take-Home Messages?

 

  1. Nutzen besteht in schneller Verbreitung und Diskussion fachlicher Inhalte, wie Kongressbeiträge oder aktuellen Publikationen, sowie niederschwelliger kollegialer Diskussion.
  2. Entscheidend ist das Einhalten der professionellen „Netiquette“, der ärztlichen Schweigepflicht und anderer rechtlicher Anforderungen wie Datenschutz oder ärztlichem Werbeverbot.
  3. Bewusstsein für Gefahren und Fallstricke bei der Verwendung sozialer Medien.

 

Was sind die Vor- und Nachteile bei der Nutzung von Sozialen Medien?

 

Soziale Medien schaffen neue Möglichkeiten der professionellen Vernetzung. Neue Studienergebnisse oder Kongressbeiträge verbreiten sich schneller und können direkt diskutiert werden. Allerdings birgt diese niederschwellige Diskussion auch die Gefahr der Hassrede oder Verbreitung von Fehlinformationen, wenn diese Informationen nicht validiert werden, wie es in klassischen Peer-Review-Verfahren geschieht.

 

Worin bestehen die größten Fallstricke?

 

Ein wichtiger Aspekt bei der Kommunikation über soziale Medien ist die verkürzte und manchmal sensationelle Darstellung von wissenschaftlichen Ergebnissen. Gerade in der Wissenschaft ist manchmal eine differenzierte und detaillierte Betrachtung der Daten und der Interpretation unerlässlich, was den meisten Postings über soziale Medien mit Zeichenlimitierung widerspricht und somit eine gewisse Vereinfachung oder einen Informationsverlust erwarten lässt. Desweiteren sind wichtige juristische Fallstricke zu berücksichtigen, wie die ärztliche Schweigepflicht beim Erstellen von Fallberichten, das Urheberrecht bei Berichten von kardiologischen Kongressen sowie das Fremdwerbeverbot für Ärztinnen und Ärzte.

 

Warum kann sich die professionelle Nutzung von Social Media lohnen?

 

Social Media lässt die kardiologische Community stärker zusammenwachsen, dies schafft neue Chancen und Möglichkeiten. Man trifft sich nicht mehr nur auf Kongressen, sondern teilt auch außerhalb solcher Treffen sein Wissen oder klinische Erfahrungen.

Weiter zur vorgestellten Publikation:

Professioneller Umgang mit sozialen Medien in der Kardiologie – Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK)

Literaturnachweis: Duncker D., Billig H., Frey N., et al. Professioneller Umgang mit sozialen Medien in der Kardiologie. Kardiologie 2024 · 18:176–186. https://doi.org/10.1007/s12181-024-00665-0

 

Zur Person

Prof. David Duncker

Prof. David Duncker ist Leiter des Hannover Herzrhythmus Centrums an der Klinik für Kardiologie und Angiologie an der Medizinischen Hochschule Hannover. Bei Herzmedizin.de ist er Leiter der Rubrik Digitale Kardiologie. Seine fachlichen Zusatzqualifikationen (DGK) erwarb er in den Bereichen Spezielle Rhythmologie und Herzinsuffizienz.


Kurzinfo: Die Formate der DGK-Publikationen

Leitlinien sind für Ärztinnen und Ärzte eine wichtige Stütze im klinischen Alltag, um ihre Patientinnen und Patienten nach neuestem Stand der Wissenschaft bestmöglich zu behandeln. Dabei dienen die Leitlinien als verlässliche Handlungsempfehlungen in spezifischen Situationen.

Pocket-Leitlinien sind Leitlinien in kompakter, praxisorientierter Form. Bei Übersetzungen von Pocket-Leitlinien der ESC werden alle Empfehlungsklassen und Evidenzgrade der Langfassung übernommen.

Master Pocket-Leitlinien stellen eine Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte der Leitlinienempfehlungen in Form von grafischen Diagnose- und Therapiealgorithmen dar. Als Quelle der Empfehlungen dienen dabei vorwiegend die nach strengen wissenschaftlichen Kriterien erstellten Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) sowie deren deutsche Übersetzung durch die DGK.

CardioCards behandeln im Wesentlichen Themen der Diagnostik und Akuttherapie für den ambulanten Bereich. Hier werden die essenziellen Informationen von Leitlinien komprimiert und übersichtlich zusammengefasst.

Kommentare beinhalten Hinweise, wie sich die neuen von den alten Leitlinien unterscheiden, Hinweise auf wesentliche Neuerungen, die seit dem Erscheinen der ESC-Leitlinien bekannt geworden sind, Diskussion kontroverser Empfehlungen in den ESC-Leitlinien sowie Möglichkeiten und Grenzen der Leitlinienumsetzung im Bereich des deutschen Gesundheitswesens.

Ein Positionspapier behandelt eine Fragestellung von großem allgemeinen Interesse, für die keine aktuelle Leitlinie vorliegt.

Bei einem Konsensuspapier handelt es sich um ein von mehreren Fachgesellschaften getragenes Statement.

Diese Veröffentlichungen enthalten Empfehlungen einer DGK-Arbeitsgruppe zu einer speziellen Frage von großem Interesse.

Stellungnahmen der DGK beziehen sich auf gesundheitspolitische Fragestellungen und erfolgen durch den Vorstand, gemeinsam mit Kommissionen und Projektgruppen. Sofern möglich und sinnvoll, werden auch Fachgesellschaft-übergreifende Stellungnahmen ausgearbeitet.

Ein Manual ist eine praktisch orientierte Expertenempfehlung für wesentliche kardiovaskuläre Prozeduren.

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