Twitter für die Kardiologie nutzen – Einstieg in 5 Schritten

Wie Sie Twitter effektiv als Kardiologin und Kardiologe nutzen können, darüber berichtete Dr. Hannah Billig im Rahmen der 89. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK). Ihren Zuhörerinnen und Zuhörern gab sie eine praktische Schritt-für-Schritt-Anleitung an die Hand und machte auf wichtige Stolpersteine aufmerksam.

Von Martin Nölke

 

24.05.2023

Eingangs unterstrich Dr. Hannah Billig, Herzzentrum Bonn, die wachsende Bedeutung von Social Media in der Medizin: So verzeichnet die Meta-Datenbank PubMed aktuell über 16.000 Einträge zum Thema „Social Media and Medicine“. In Umfragen gaben Ärztinnen und Ärzte an, bei Social-Media-Tools insbesondere die Networking-Möglichkeiten und den schnellen Wissenszuwachs zu schätzen.

Dr. Hannah Billig zu Twitter in Kardiologie Dr. Hannah Billig erläuterte, wie sich Twitter in Medizin und Kardiologie effektiv nutzen lässt. Bildquelle: Martin Nölke / HKM

Twitter liegt bei Healthcare Professionals gemäß der präsentierten Daten mit über 55 Prozent Nutzungsanteil auf Platz 2, hinter LinkedIn mit fast 61 Prozent und vor Facebook mit etwa 50 Prozent Anteil. Für alle Kardiologinnen und Kardiologen, die Twitter noch nicht für sich entdeckt haben, erläuterte Billig, wie sie in 5 einfachen Schritten ihre persönliche Twitter-Identität aufbauen können, um das Potenzial der beliebten Social-Media-Plattform für sich zu nutzen.

Schritt 1: Ein authentisches Twitter-Profil anlegen

Billig empfahl, das persönliche Twitter-Profil authentisch zu gestalten, indem man seinen realen Namen und ein professionelles Foto verwendet. Der sogenannte „Handle“, also der Benutzername hinter dem „@“, sollte ebenfalls idealerweise aus dem Realnamen oder einer entsprechenden Abkürzung bestehen. Die Profilinformationen können neben der beruflichen Position und der Tätigkeitsstätte auch Interessensgebiete und gegebenenfalls Hobbys enthalten.

Schritt 2: Anderen folgen und ein Info-Netzwerk aufbauen

Im zweiten Schritt geht es darum, anderen Accounts zu folgen, um ein eigenes Informationsnetzwerk aufzubauen – die persönliche „Twitter-Bubble“, im positiven Sinne.

 

„Wenn ich vielen Personen bei Twitter folge, bekomme ich auch viele interessante Inhalte angezeigt. Nach meiner Erfahrung ist es am besten, mehreren hundert Accounts zu folgen.“

Dr. Hannah Billig über den Netzwerkaufbau bei Twitter

 

Billig verwies auf die offiziellen Accounts der Fachgesellschaften, darunter @DGK_org, @YoungDgk und @escardio. Außerdem informieren ausgewiesene Social-Media-Botschafter und -Botschafterinnen, die „Twitter Ambassadors“, zu einzelnen Tagungen und Kongressen, wenn man ihnen folgt. Statt „einzelne Journal-Webseiten abzuklappern“, empfahl Billig zudem, den Twitter-Accounts der Journals zu folgen, beispielsweise @NatureCVR, @JACCJournals und @CircAHA. So erhält man Beiträge zu aktuellen Studien in den eigenen Twitter-Verlauf.

Schritt 3: Die Inhalte im Feed verfolgen

Der dritte Schritt ist es, die Inhalte im Twitter-Verlauf im Auge zu behalten. Publikationen, Fallberichte, Veranstaltungen und Diskussionen – wem man folgt, dessen Beiträge landen im eigenen Twitter-Verlauf, dem „Twitter Feed“. Der Twitter Feed wird kontinuierlich aktualisiert. Auch Beiträge von Accounts, welche die gefolgten Inhalte liken und retweeten, finden Eingang in den persönlichen Feed. Anhand dessen lässt sich das eigene Informationsnetzwerk weiter ausbauen.

Schritt 4: Selbst aktiv werden – liken und retweeten

Bevor man beginnt, eigene Beiträge zu verfassen, empfahl Billig, zunächst die Beiträge anderer zu liken und zu retweeten. Dies dient dazu, Interesse für Themen zu zeigen, den eigenen Standpunkt zu verdeutlichen und relevante Informationen weiter zu verbreiten.

Schritt 5: Tweeten – eigene Twitter-Beiträge verfassen

Der letzte Schritt ist das Veröffentlichen eigener Tweets. Die vorgegebene Beschränkung von 280 Zeichen pro Beitrag zwingt dazu, sich kurz zu fassen. Dabei lohnt es sich, die Beiträge medial anzureichern:

 

„Wichtige Möglichkeit: Fotos und Videos hinzufügen. Der Mensch ist ein visuelles Wesen. So lässt sich die Aufmerksamkeit für Beiträge erhöhen.“

Dr. Hannah Billig über die Bedeutung von Visuals für Social Media

 

Des Weiteren gibt es die Option, über Umfragen ein Meinungsbild zu bestimmten Themen einzuholen und mit der Community zu interagieren. Es ist auch ratsam, andere Userinnen und User, beispielsweise (Co-)Autorinnen und (Co-)Autoren, Vortragende, Diskussionsteilnehmende und Vorsitzende, über ihren jeweiligen Handle auf dem Beitrag zu verlinken, um die Sichtbarkeit des eigenen Tweets zu erhöhen.

 

„Der absolute Tipp ist es, live von Kongressen zu tweeten – zu persönlichen Highlights, Late Breaking Science, interessanten Themen. So lässt sich auch als kleiner Account eine große Community erreichen.“

Dr. Hannah Billig zu Kongressen als Absprungfläche in Social Media

 

Außerdem betonte Billig den Wert von Hashtags für Tweets. Sie verlinken zu anderen Beiträgen mit dem gleichen Hashtag. Aus der Vielzahl an Möglichkeiten stellte Billig einige häufig genutzte Hashtags vor, die sich für unterschiedliche Anlässe und Zielgruppen nutzen lassen:

 

  • #CardioTwitter #MedTwitter
  • #CardioEd #MedEd
  • #radialfirst #TAVR
  • #echofirst #WhyCMR ‚YesCCT #CVImaging
  • #ePeeps #AFib
  • #eHealth #DigitalHealth
  • #DGKJahrestagung #DGKHerztage #ESCCongress

 

Dabei verwies sie auf den Grundsatz, auf den Prof. Dr. Dominik Linz schon auf der Jahrestagung im Vorjahr hingewiesen hatte:

 

„Never tweet without a hashtag.“

Twitter-Grundsatz

Twitter-Typologie für Kardiologinnen und Kardiologen

Nachdem sie die fünf Schritte zum Einstieg erläutert hatte, stellte Billig verschiedene Twitter-Typen vor, die man schwerpunktmäßig annehmen kann:

 

  • "Read-Only"-Nutzer/-Nutzerinnen
  • Casereport-Twitter-User/-Userinnen
  • Scientific Researchers
  • Veranstaltungspromotors
  • Diskussionsführende
  • Edukative

 

Dabei liegt der inhaltliche Fokus entsprechend auf Fallberichten, aktuellen Studien, Veranstaltungen oder Diskussionen. Im Fortbildungsbereich stellen „Tweetorials“ eine besondere und beliebte Beitragsform innerhalb Twitters dar. Es sind inhaltlich aufeinander aufbauende und miteinander verlinkte Beiträge, um die Zeichenbeschränkung zu überbrücken und tiefer in die Erklärung bestimmter Themen zu gehen. Alternativ kann auch die Kommentarfunktion bei Beiträgen genutzt werden, um den Beitragstext über 280 Zeichen hinaus fortzuführen.

Stolpersteine bei Twitter beachten

Billig gab weitere wichtige Tipps für die Nutzung von Twitter. So verwies sie auf die „Netiquette“, also den respektvollen Online-Umgang miteinander: „Die Welt schaut zu.“  Aufgrund des fehlenden Peer-Reviews sind zudem die Informationen bei Twitter stets kritisch zu hinterfragen. Das gilt in besonderem Maße, wenn alarmierende Nachrichten verbreitet werden. Man sollte sich auch des „Follower Bias“ bewusst sein. Denn Twitter lernt, was die jeweilige Person interessiert und bedient dann dementsprechend genau diese Interessen:

 

„Man bekommt bei Twitter nicht die ganze Wahrheit angezeigt, sondern nur mit dem Filter, den wir selbst schaffen und den wir haben möchten.“

Dr. Hannah Billig zum Follower Bias bei Twitter

 

Ein weiterer sensibler Punkt sind die Bildrechte, die auch zum Diskussionsthema nach dem Vortrag wurden. Als Best Practice lässt sich zusammenfassen, dass Daten von Patientinnen und Patienten nur anonymisiert und nur mit schriftlicher Einverständniserklärung, dem „Informed Consent“, verwendet werden sollten. Außerdem sollten die Richtlinien des Arbeitgebers berücksichtigt werden. Grundsätzlich gilt es bei allen Beiträgen, die Persönlichkeitsrechte und Urheberrechte zu beachten.

Fazit zu Twitter in der Kardiologie

Dr. Hannah Billig fasste den Weg zur eigenen Twitter-Identität folgendermaßen zusammen:

 

  • Vielen Userinnen und Usern mit interessanten Inhalten folgen, am besten über fünfhundert für eine gute Informations-Bubble
  • Interessante und wichtige Beiträge liken und retweeten – so lernt Twitter, welche Themen für die Person interessant sind, und die persönliche Twitter-Bubble im positiven Sinne entsteht
  • Sich trauen, eigene Inhalte zu veröffentlichen, und so das eigene Netzwerk weiter ausbauen
  • Stolpersteine berücksichtigen und verantwortungsvoll tweeten

 

Der Vortrag hat gezeigt, dass Twitter als Social-Media-Tool helfen kann, den Wissenstransfer und die Vernetzung in der Medizin und Kardiologie zu fördern. Wichtig ist dabei ein umsichtiger Umgang unter Berücksichtigung der Vorteile und Nachteile, wie sie für Social Media typisch sind.

Weiterführende Links

Hier finden Sie das Video zum Vortrag auf der DGK-Jahrestagung 2023: Lessions learned from DGK@Twitter: Der Weg zur eigenen Social Media Identität

Der Zugriff ist auf DGK-Mitglieder und Tagungsbesuchende beschränkt. Sie haben noch keine DGK-Mitgliedschaft? Erfahren Sie mehr über die Vorteile als DGK-Mitglied.

 

Dr. Henrike Hillmann referierte auf der DGK-Jahrestagung 2023, wie sich die Nutzung von Social Media in der Medizin verbreitet. Hier finden Sie den Kongressbericht: Social Media in Medizin und Kardiologie: Über Nutzung und Nutzen.


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