Bei COVID-19-Patienten kommt es Fallberichten zufolge ziemlich häufig zu thromboembolischen Komplikationen. Experten haben nun erste, vorläufige Empfehlungen formuliert, wie das thrombotische Management in Corona-Zeiten gehandhabt werden sollte.
Bei COVID-19-Patienten kommt es Fallberichten zufolge ziemlich häufig zu thromboembolischen Komplikationen. Experten haben nun erste, vorläufige Empfehlungen formuliert, wie das thrombotische Management in Corona-Zeiten gehandhabt werden sollte.
Von Veronika Schlimpert
21.04.2020
Was für stationär behandelte Patienten mit akuten Erkrankungen im Allgemeinen gilt, gilt genauso für COVID-19-Patienten: Ihr Risiko für thromboembolische Komplikationen ist erhöht, insbesondere bei kritischen Verläufen – und deshalb ist es wichtig, entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.
Ein Expertengremium um Prof. Behnood Bikdeli, New York, hat nun u.a. mit Zustimmung der „International Society on Thrombosis and Haemostasis“ (ISTH) erste Empfehlungen zum thrombotischen Management von COVID-19-Patienten formuliert und diese im „Journal of the American College of Cardiology“ publiziert. Im Hinblick auf die VTE-Prophylaxe empfiehlt das Expertenpanel, folgendes zu beachten:
Wie eine Studie aus den Niederlanden deutlich macht, treten VTE gerade bei Patienten mit schweren COVID-19-Verläufen häufig auf – in dieser Studie bei 31% von insgesamt 185 Patienten, und das obwohl sie eine pharmakologische Prophylaxe erhalten haben (wobei teils zu niedrig dosiert). Wenn bei COVID-19-Patienten eine VTE auftritt, empfehlen Bikdeli und Kollegen folgendes:
Eine weitere COVID-19-Komplikation, mit der nach Ansicht der Experten aufgrund der Erfahrungen mit anderen Virusinfektionen zu rechnen ist, ist ein Myokardinfarkt infolge einer Plaqueruptur (Typ 1). In solchen Fällen empfehlen Bikdeli und Kollegen, sich bzgl. der thrombotischen Akutbehandlung an den aktuellen Leitlinienempfehlungen der AHA/ESC zu orientieren, also:
Am Ende stellen die Autoren klar, dass es sich bei ihrem Schreiben nur um eine vorläufige Orientierungshilfe handelt. Diese Empfehlungen sollten die klinische Entscheidungsfindung ergänzen und weniger ersetzen, betonen sie. Wichtig für die Entscheidungsfindung ist ihrer Ansicht nach immer auch das Gespräch zwischen Arzt und Patient.
Bikdeli B et al. COVID-19 and Thrombotic or Thromboembolic Disease: Implications for Prevention, Antithrombotic Therapy, and Follow-up; J Am Coll Cardiol. 2020 Apr 17. Epublished; DOI:10.1016/j.jacc.2020.04.031