Die retrospektive Datenanalyse zeigt den pathophysiologischen Zusammenhang zwischen der Regulation von Schilddrüsenhormonen mit einer akuten myokardialen Dysfunktion. Schilddrüsenhormone erhöhen die Expression von Beta-Adrenozeptoren auf der Oberfläche der Herzmuskelzellen. Eine höhere Anzahl von Beta-Adrenozeptoren führt zu einer erhöhten Empfindlichkeit und Reaktivität des Herzmuskels auf Katecholamine, einer der Mechanismen, der am wahrscheinlichsten zu einer TTS beiträgt. Durch die verbesserte Signaltransduktion der Beta-Adrenozeptoren läuft die intrazelluläre cAMP-PKA-Signalkaskade effizienter ab mit Phosphorylierung von Zielproteinen wie z. B. den Calciumkanälen.
Niedrige fT3-Spiegel können bei einer Vielzahl von Krankheiten und Zuständen gemessen werden, u. a. auch bei akuten Krankheiten oder Traumen, wie z. B. Operationen, die in der Regel als Auslöser für die TTS bekannt sind. Daher müssen fT3-Spiegel im klinischen Kontext interpretiert werden. Sie sind oft ein Zeichen einer zugrunde liegenden Erkrankung und nicht unbedingt auf eine primäre Störung der Schilddrüse zurückzuführen.
Der geringe Prozentsatz von Männern mit TTS trägt nicht zur Datenqualität bei und sollte bei Studien mit einem nach Geschlecht so stark unbalancierten Datensatz nicht mit in die Analyse einfließen.
Schilddrüsenerkrankungen sind in Deutschland relativ häufig, wobei Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer, sowohl bei Hypothyreose als auch bei Hyperthyreose. Frauen haben durch ihre hormonellen Schwankungen während des Menstruationszyklus, der Schwangerschaft und der Menopause ein höheres Risiko für Schilddrüsenerkrankungen. Genetische Prädispositionen spielen eine Rolle und Autoimmunerkrankungen, die auch die Schilddrüse betreffen, kommen häufiger bei Frauen vor im Vgl. zu Männern.
Daher ist es nicht erstaunlich, dass die in der Studie beschriebene Häufung von Schilddrüsenerkrankungen und niedrigem fT3 beobachtet wurde. Die TTS-Patientinnen mit einem letalen Verlauf haben möglicherweise aufgrund der Schwere der Erkrankung ein erniedrigtes fT3 und nicht umgekehrt. Das Studiendesign ist nicht geeignet, eine Kausalität herzustellen. Daher sollte die Interpretation der Ergebnisse durch die Autor:innen nicht überbewertet werden.