Biologische Klappenprothesen degenerieren über die Zeit und in der Regel wird nach 10 bis 15 Jahren eine erneute Intervention notwendig. Die natürliche Degeneration der Implantate ist also eine weitere Spätkomplikation. Andere Spätfolgen sind Herzrhythmusstörung und Herzinsuffizienz, im Bereich der linken, wie auch der rechten Herzkammer. Komplexere Fehler, wie eine Transposition der großen Arterien, die früher mit der Vorhofumkehr-OP behandelt wurde, erfordern eine intensive Nachbetreuung.
HERZMEDIZIN: Gibt es typische Notfall-Situationen oder schlecht behandelbare Komplikationen von EMAH, die nicht regelmäßig betreut werden?
Dewald: Eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung wie Kammerflimmern wäre eine solche Notfall-Situation. In der Regel gibt es aber immer Vorboten, wie Leistungseinschränkungen oder geschwollene Unterschenkel oder Knöchel. Spätestens dann sollten die Betroffenen reagieren, damit die mögliche Lebenserwartung auch erreicht werden kann.
HERZMEDIZIN: Wie häufig sind EMAH, die als Kinder nicht diagnostiziert wurden?
Dewald: Das ist heute vielfach besser geworden im Vergleich zu der Zeit vor 30 Jahren. Es gibt zwar noch EMAH-Fälle, die in der Kindheit unentdeckt geblieben sind, aber meist handelt es sich dabei nicht um gravierende oder lebensbedrohliche Komplikationen. Allerdings ist zu beachten, dass im Rahmen der Migration auch Menschen nach Deutschland kommen, die in der frühen Lebensphase nicht optimal versorgt wurden.
HERZMEDIZIN: Wie hat sich die Herzchirurgie bei Kindern in den letzten Jahren verändert?
Dewald: Es gibt neue Verfahren, und wir können auf zunehmende Erfahrungen bei der Reparatur von Herzklappen zurückgreifen. Einige komplexere Verfahren werden mittlerweile an vielen Standorten regelmäßig mit guten Ergebnissen durchgeführt. Dabei kristallisiert sich zunehmend heraus, dass die Konzentration, die durch den GBA-Beschluss bewirkt wurde, eine sinnvolle Maßnahme war. Auch die Fachgesellschaften fordern, dass die Versorgung konzentriert werden soll, um eine hohe Qualität und Verfügbarkeit zu gewährleisten.
HERZMEDIZIN: Derzeit laufen 2 EMAH-Register: OptAHF und PATHFINDER-AHF. Können Sie uns sagen, wann mit ersten Daten zu rechnen ist?
Dewald: Wir hoffen, in naher Zukunft die ersten Auswertungen zu bekommen. In PATHFINDER-AHF wurde bereits eine beachtliche Zahl an EMAH eingeschlossen. Aber es gibt immer wieder Probleme mit der Finanzierung. Ich hoffe für beide Register, dass es gelingen wird, diese Mittel langfristig aufrecht zu erhalten, um durch die Analyse der Langzeitverläufe neue Erkenntnisse zu gewinnen und neue Strategien zu entwickeln.