Eine optimale antiinfektive Therapie ist neben organsupportiven Maßnahmen essenziell für das Überleben kritisch kranker Personen mit lebensbedrohlichen Infektionen. Insbesondere unter einer laufenden Nierenersatztherapie stellt sich daher die Frage nach der Dosierung einer antiinfektiven Therapie. Es gilt sowohl eine ausreichende Startdosis als auch eine effektive Erhaltungsdosis zu etablieren.
Hierzu müssen patientenseitige Faktoren, welche die Pharmakokinetik beeinflussen (Größe, Gewicht, Nierenrestfunktion, Proteinstatus und Flüssigkeitsüberladung) und pharmakokinetische und -dynamische Eigenschaften des Pharmakons (Hydrophilie/Lipophilie, Verteilungsvolumen, renale Eliminationsfraktion, Halbwertszeit, Proteinbindung) zur Dosierung am Nierenersatzverfahren erfasst werden. Die Startdosis eines Antiinfektivums soll sich nach dem aktuellen Verteilungsvolumen und den allgemeinen Dosisempfehlungen richten und nicht reduziert werden. Eine Startdosis soll als Kurzinfusion gegeben werden, um eine schnelle Aufsättigung und somit wirksame Konzentration zu erreichen, auch wenn eine kontinuierliche oder prolongierte Gabe im weiteren Verlauf geplant ist.
Bei nicht bekannten Wirkspiegeln sollte sich die Erhaltungsdosis nach der Gesamtclearance richten. Die Gesamtclearance sollte aus der Nierenrestfunktion und der extra-renalen, einschließlich der maschinellen Clearance abgeschätzt werden. Aufgrund der hohen individuellen pharmakokinetischen Streubreite der verwendeten Antiinfektiva sollte die Erhaltungsdosis mittels evidenzbasierter, anerkannter Tabellenwerke erfolgen und möglichst ein therapeutisches Drug-Monitoring erfolgen.