In einer methodisch sehr sorgfältig durchgeführten randomisierten prospektiven Studie, publiziert im New England Journal of Medicine 2022, zeigte sich, dass zeitlich begrenztes Essen (zwischen 8:00 und 16:00) kombiniert mit Kalorienreduktion in Bezug auf die Gewichtsreduktion bei 139 adipösen Personen nicht wirksamer war als eine reine Kalorienreduktion allein.3 Beide Gruppen nahmen über 12 Monate ab (−8,0 kg vs. −6,3 kg); der Unterschied zwischen den Gruppen war nicht signifikant. Auch in Bezug auf BMI, Körperfett, Blutdruck und Stoffwechselparameter ergaben sich keine Vorteile der Zeitrestriktion. Insgesamt liegt in der Literatur kein belastbarer Beleg für einen Effekt des Zeitpunktes der Nahrungszufuhr per se vor. Die Gewichtsreduktion hängt offenbar nicht vom Zeitpunkt, sondern von der Menge der Kalorien-Zufuhr ab. Wenn ein Intervallfasten individuell dabei hilft, die Kalorien-Aufnahme zu reduzieren, kann es über diesen Mechanismus im Einzelfall trotzdem indirekt bei der Gewichtsabnahme helfen.
Die spannende mechanistische Publikation in der Zeitschrift Cell von Chen et al. zeigt in sehr großer Detailtiefe, dass Intervallfasten bei Mäusen und Menschen negative Auswirkungen auf den Stoffwechsel der Haarfollikel hat. Die Arbeit unterstreicht die Komplexität von spezialisierten Zellen des Organ-spezifischen Fettgewebes und die Bedeutung von molekularen Mechanismen, welche durch die Jahrtausende-lange Evolution in einer Umgebung von Kalorien-Mangel geprägt wurden. Weiterhin zeigt die Arbeit, dass auch Lebensstilmaßnahmen potenziell Risiken und Nebenwirkungen haben können. Der Versuch von Intervallfasten ist weit verbreitet. Auch wenn nicht lebensbedrohlich, hat Haarausfall aus Sicht von Betroffenen signifikante Effekte auf die Lebensqualität. Daher stellt der berichtete Zusammenhang eine relevante Information dar.