Die Studienergebnisse werfen viele Fragen auf:
Sollte die Exposition gegenüber Mikroplastik und Nanoplastik als kardiovaskulärer Risikofaktor angesehen werden? Davon sind wir sicher noch weit entfernt. Hierzu sind noch zahlreiche klinische und auch tierexperimentelle Untersuchungen nötig, um Plastik als einen Herz-Kreislauf-Risikofaktor mit Sicherheit identifizieren zu können. Kardiologinnen und Kardiologen tun sich prinzipiell schwer, Umweltstressoren als Herz-Kreislauf-Risikofaktoren zu bezeichnen. Man nehme nur den Feinstaub als Beispiel, wo wir mittlerweile wissen, dass PM2,5 eine Übersterblichkeit von weltweit fast 8 Mio. Todesfällen pro Jahr bewirkt, in erster Linie durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen.2 Dennoch spielt der Risikofaktor Feinstaub in den Präventionsleitlinien der ESC und der ACC/AHA nahezu keine Rolle.
Trotz der noch unklaren Situation – Herz-Kreislauf-Risikofaktor ja oder nein? – muss bei der aktuellen Plastikpandemie der Verbrauch jetzt drastisch eingeschränkt werden.
Der erste Schritt besteht darin, zu erkennen, dass niedrige Kosten und der Komfort von Plastik trügerisch sind und dass sie in Wirklichkeit potenziell zur Bildung von atherosklerotischen Plaques verbunden mit kardiovaskulären Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall führen können.
Wir müssen unsere Patientinnen und Patienten sowie uns als Ärztinnen, Ärzte und Gesundheitspersonal natürlich auch dazu auffordern, den Einsatz von Plastik zu reduzieren, insbesondere von unnötigen Einwegartikeln. Wir müssen unseren eigenen Plastikverbrauch und den unserer Institutionen inventarisieren und Bereiche für eine drastische Reduzierung identifizieren. Wir müssen unsere starke Unterstützung für internationale Plastikabkommen der Vereinten Nationen zum Ausdruck bringen. Schließlich müssen wir uns für die Aufnahme einer verbindlichen globalen Obergrenze für Plastik einsetzen, mit Zielen und Zeitplänen, Beschränkungen für Einwegplastikmaterial und einer umfassenden Regulierung von Plastikmaterialien.
Von kardiologischer Seite aus müssen wir alles tun, um rasch nachweisen zu können, inwieweit Mikroplastik und Nanoplastik für unsere Gefäße möglicherweise eine Zeitbombe darstellen.