https://doi.org/10.1007/s00392-025-02625-4
1Städtisches Klinikum Görlitz Klinik für Innere Medizin I Görlitz, Deutschland; 2Städtisches Klinikum Görlitz Institut für Pathologie Görlitz, Deutschland; 3Universitätsklinikum Tübingen Kardiopathologie Tübingen, Deutschland
Hintergrund: Eine hohe Dunkelziffer für das Vorliegen einer kardialen Amyloidose bei älteren Patienten wird vermutet. Gerade weil sich immer mehr spezifische Therapieoptionen etablieren, ist die Frage der Prävalenz wichtig. Die vorliegende Studie ist systematisch der Frage nach dem Vorliegen einer manifesten kardialen Amyloidose bei verstorbenen Patienten >70 Jahre nachgegangen.
Methode: Es wurden von 592 Verstorbenen und obduzierten Patienten Herzgewebeproben histopathologisch (inkl. Kongorot-Färbung) untersucht (Männlich n=343; Weiblich n=249). Diese Proben wurden im Rahmen der Obduktion zwischen 2020 und 2023 am städtischen Klinikum Görlitz (Görlitzer Obduktionsregister) entnommen. Die Patienten wurden lediglich auf das Alter von mindestens 70 Jahren (mittleres Alter = 80,8 Jahre; max. = 100 Jahre) selektioniert. Die Reliabilität der positiven Proben wurde anschließend durch unabhängige Zweituntersuchungen verifiziert.
Ergebnisse: Insgesamt wurden bei 108 von 592 untersuchten Verstorbenen relevante Amyloidablagerungen kardial nachgewiesen (18,2%). Das durchschnittliche Alter der positiv gefärbten Patienten lag bei 86,0 Jahren, wohingegen das durchschnittliche Alter der negativ gefärbten Fälle bei 79,7 Jahren lag. Frauen wiesen häufiger kardiale Amyloid-Ablagerungen auf als Männer (Chi² p=0,0034). Es zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen zunehmendem Alter und den Kongorot positiven Fällen (p<0,0001; OR 1,19). Bei ≥70-<75 Jahre: positiver Amyloidnachweis bei 5 von 126 (4,0%); bei ≥75-<80 Jahre: positiv 5 von 114 (4,4%); bei ≥80-<85 Jahre: positiv 31 von 181 (17,1%); bei ≥85-90 Jahre: positiv 40 von 110 (36,4%); bei ≥90 Jahre: positiv 21 von 51 (41,2%). In weiteren Untersuchungen konnte überwiegend die ATTR-Amyloidoseform verifiziert werden.
Schlussfolgerung: In der untersuchten Kohorte von obduzierten älteren Patienten zeigte sich eine hohe Prävalenz einer kardialen ATTR-Amyloidose. Die Prävalenz nimmt mit steigendem Alter stark zu. Bei bekannt wirksamen Therapieoptionen gegen das Fortschreiten der kardialen Amyloidablagerungen ist ein frühes Erkennen dieser Erkrankung essenziell.