Seit mehreren Jahren steigt die Anzahl der Patientinnen und Patienten, die aufgrund einer Herzinsuffizienz in Krankenhäusern behandelt werden müssen. Die Erkrankung ist in Deutschland sogar die häufigste Ursache für eine ungeplante Krankenhausaufnahme, da sich das Risiko für eine Erkrankung mit dem Lebensalter erhöht. Dies geht mit hohen direkten und indirekten ökonomischen Kosten einher und jede Krankenhausaufnahme wegen dekompensierter Herzinsuffizienz verschlechtert die Prognose der betroffenen Patientinnen und Patienten weiter. Trotzdem konnte eine rückläufige Tendenz der Mortalität beobachtet werden. Die Fortschritte der letzten Jahre in der Diagnostik und Therapie der Herzinsuffizienz, vor allem in der Pharmakotherapie, ermöglichen es, frühzeitig reversible Ursachen zu erkennen und rechtzeitig eine geeignete Therapie einzuleiten.
Mit der Bestimmung des NTproBNP-Werts im Blut, besteht mittlerweile sogar die Möglichkeit eine Herzinsuffizienz besonders früh zu erkennen. Der einfach per Blutuntersuchung zu bestimmende Marker zeigt bereits vor Eintritt der ersten Symptome das Vorliegen der Erkrankung an. „Wir schlagen daher ein
Pilotprojekt zur Früherkennung der Herzinsuffizienz vor, welches die Grundlage für ein künftiges, allen Krankenversicherten zugängliches Screeningangebot liefern könnte“, berichtet Baldus. Wird ein erhöhter Wert festgestellt, sollte bei den betroffenen Patient:innen eine weitere Diagnostik mittels einer Echokardiographie durchgeführt werden, die bereits eine Vielzahl von relevanten Informationen für eine Therapieempfehlung liefert.
Bei Personen, die älter als 60 Jahre oder aber älter als 50 Jahre sind und zugleich mindestens einen weiteren Risikofaktor für eine Herzinsuffizienz aufweisen, sollten im Rahmen von ohnehin geplanten Blutuntersuchungen durch die Hausärzt:innen auch der NTproBNP-Wert bestimmt werden. Patient:innen mit erhöhtem NTproBNP-Wert soll dann das Angebot gemacht werden, sich kardiologisch-fachärztlich vorzustellen, damit ein Ruhe-EKG und eine Echokardiographie durchgeführt werden können.
Angedacht ist ein Screening bei 10.000 Versicherten in den Regionen Baden-Württemberg im Saarland und in Nordrhein-Westfalen. Voraussichtlich werden bei 5 bis 10 Prozent der Untersuchten erhöhte NTproBNP Werte festgestellt. Laut Studiendaten liegt bei 10 bis 30 Prozent dieser Personen eine strukturelle Herzerkrankung vor, die behandlungsbedürftig ist. So ergeben sich für 100 bis 200 Menschen therapeutische Konsequenzen.
„Werden im Nachgang beide Früherkennungsprogramme auf die gesamte Bevölkerung übertragen, kann es uns gelingen, eine Vielzahl von Menschen vor frühen Todesfällen oder vielen in Krankheit verbrachten Jahren zu schützen und so die Lebensqualität deutlich zu erhöhen“, so Baldus. Vor diesem Hintergrund ist die Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministeriums für die Nationale Herz-Kreislauf-Strategie von besonders hoher Wichtigkeit, damit sie auch die Unterstützung der Gesundheitspolitik auf nationaler Ebene erfährt.
Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG), der Deutschen Herzstiftung (DHS), der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie (DGPK), dem BNK, der ALKK und dem Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) begründete die DGK im Frühjahr 2023 die Nationale Herz-Allianz (NHA). Mit der Gründung des neuen Bündnisses als Nachfolge der Nationalen Herz-Kreislauf-Strategie startet die größte langfristige Initiative in der Geschichte der deutschen Herz-Kreislauf-Medizin in eine neue Phase.