Neue Versorgungsstrategien – die Rolle des Assistenzpersonals

Dieser Artikel erschien zuerst im Jahresbericht 2022 der DGK.

 

Die Versorgung von Patientinnen und Patienten, die an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, ist aufwendig und bedarf einer guten Zusammenarbeit zwischen der Ärzteschaft, dem Pflegepersonal und den Patient:innen. Die DGK fördert in diesem Zusammenhang die Weiterentwicklung neuer Strategien und Konzepte, um die Versorgungsstrukturen nachhaltig zu verbessern.

Von Jahresbericht der DGK 2022

 

13.04.2023

Präventionsassistenzen reduzieren klinische Ereignisse

Damit Herzerkrankungen erfolgreich therapiert werden können, lohnt es sich präventiv tätig zu werden. So hat die IPP-Studie aus dem Jahr 2021 gezeigt, dass ein Langzeit-Präventionsprogramm (IPP = Intensives Präventionsprogramm), das primär von Präventions-Assistenzen durchgeführt wird, deutlich effektiver als die bisherige Versorgung ist, um Risikofaktoren einzustellen und unerwünschte klinische Ereignisse zu reduzieren. Zur Umsetzung des neuen Konzepts ist die Einführung eines Ausbildungsstandards in hoher Qualität erforderlich: im Jahr 2021 wurde hierzu das Curriculum „Kardiovaskuläre Präventions-Assistenz der DGK“ veröffentlicht. Auf dessen Grundlage hat die DGK im September 2022 in Bremen den ersten Pilot-Ausbildungskurs durchgeführt und 15 Teilnehmer:innen konnten ihr Zertifikat „Kardiovaskuläre Präventions-Assistenz“ bereits erhalten.

 

Eine ausgebildete Präventions-Assistenz hat vielfältige Aufgaben: sie hält in regelmäßigen Präventionssprechstunden den Kontakt zu den Patientinnen und Patienten und nimmt sich Zeit, mit diesen im Gespräch die kardiovaskulären Risikofaktoren zu erörtern, um eine nachhaltige Umstellung des Lebensstils zu erreichen. Die Risikofaktoren wie Cholesterinwerte, Gewicht, Blutdruck und Blutzuckerwerte werden außerdem regelmäßig kontrolliert. Dabei unterbreitet sie gegebenenfalls auch Präventionsangebote wie Programme zur Tabakentwöhnung, zum gesunden Kochen oder zu sportlichen Aktivitäten. Professor Harm Wienbergen, der bei der Erstellung des Curriculums beteiligt war, betont: „Durch dieses Vorgehen werden die kardiovas-kulären Patientinnen und Patienten besser und nachhaltiger versorgt als es in der bisherigen Standardversorgung der Fall ist, die Standardversorgung wird also durch das Einbinden einer Präventions-Assistenz signifikant verbessert.“ 

 

Präventive Maßnahmen sind weniger kostenintensiv, führen zu langfristigen ökonomischen Vorteilen und sie entlasten die Ärztinnen und Ärzte. Auch die Lebensqualität steigt: durch das niedrigschwellige Angebot kommt es zu häufigen Kontakten mit den Patientinnen und Patienten, die sich langfristig gut angebunden fühlen und besser zur Langzeitprävention motiviert werden können: „Es gibt Patient:innen, die sehr eng mit der Prävention-Assistenz zusammenarbeiten,“ so Wienbergen, „aber natürlich gibt es auch „schwierige“ Patientinnen und Patienten, die nicht sofort positiv auf Präventionsangebote reagieren. Diese sind besonders gefährdet, wieder schwer zu erkranken. Gerade hier liegt aber eine Stärke der Präventions-Assistenz: Sie ist speziell darin ausgebildet, auch diese Personen positiv zu motivieren.“ 

Eine Assistenzkraft erklärt einer Patientin etwas Spezialisiertes Assistenzpersonal ist eine wichtige Stütze für die ambulanten Patientenversorgung / Copyright: Shutterstock / Ground Photo

Strukturierte Herzinsuffizienz-Nachsorge

Im breiten Spektrum der Herzerkrankungen ist die Herzinsuffizienz (HI) eine schwere Beeinträchtigung, bei deren Behandlung noch viel Verbesserungsbedarf besteht. Gerade der Übergang von der stationären zur ambulanten Versorgung läuft oft nicht reibungslos. Das Problem zeigt sich auch in der Wiedereinweisungsrate: diese liegt in den 12 Monaten nach Entlassung nach einer Dekompensationsepisode bei rund 40 Prozent und auch die Mortalität, die bei 15 Prozent in den nachfolgenden sechs Monaten liegt, ist hoch.

 

Auf Grundlage des von der DGK 2019 veröffentlichten Curriculums „Spezialisierte Herzinsuffizienz-Assistenz“ wird interessiertem medizinischem Fachpersonal die Weiterbildung zu HI-MFAs angeboten. Durch sie sollen strukturierte Nachsorgeprogramme entwickelt werden, in denen wesentliche Aufgaben wie Beratung, Monitoring, Kommunikation, Organisation und Dokumen-tation von den HI-Assistenzen übernommen werden. Im Fokus steht dabei die Stärkung der Selbstversorgung der Patientinnen und Patienten. Um die qualitativ hochwertige Ausbildung zu unterstützen, bietet die DGK ein Stipendium an, mit dem die Kursgebühren beglichen werden können.

Spezialisiertes Assistenzpersonal spart Ressourcen

Beide Konzepte zeigen, dass hochspezialisierte Assistenz- und Pflegekräfte eine wichtige Rolle in der Patientenversorgung spielen. Während ihre Einbindung einen großen Mehrwert für die Patientinnen und Patienten hat, werden Ärzt:innen und Ressourcen entlastet. Denn ihr Einsatz führt nicht nur zur Besserung der Lebensqualität, der allgemeinen Fitness und der psychischen Stabilität Betroffener, sondern vor allem auch zur Reduktion von Hospitalisierung und Mortalität.


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