Damit Herzerkrankungen erfolgreich therapiert werden können, lohnt es sich präventiv tätig zu werden. So hat die IPP-Studie aus dem Jahr 2021 gezeigt, dass ein Langzeit-Präventionsprogramm (IPP = Intensives Präventionsprogramm), das primär von Präventions-Assistenzen durchgeführt wird, deutlich effektiver als die bisherige Versorgung ist, um Risikofaktoren einzustellen und unerwünschte klinische Ereignisse zu reduzieren. Zur Umsetzung des neuen Konzepts ist die Einführung eines Ausbildungsstandards in hoher Qualität erforderlich: im Jahr 2021 wurde hierzu das Curriculum „Kardiovaskuläre Präventions-Assistenz der DGK“ veröffentlicht. Auf dessen Grundlage hat die DGK im September 2022 in Bremen den ersten Pilot-Ausbildungskurs durchgeführt und 15 Teilnehmer:innen konnten ihr Zertifikat „Kardiovaskuläre Präventions-Assistenz“ bereits erhalten.
Eine ausgebildete Präventions-Assistenz hat vielfältige Aufgaben: sie hält in regelmäßigen Präventionssprechstunden den Kontakt zu den Patientinnen und Patienten und nimmt sich Zeit, mit diesen im Gespräch die kardiovaskulären Risikofaktoren zu erörtern, um eine nachhaltige Umstellung des Lebensstils zu erreichen. Die Risikofaktoren wie Cholesterinwerte, Gewicht, Blutdruck und Blutzuckerwerte werden außerdem regelmäßig kontrolliert. Dabei unterbreitet sie gegebenenfalls auch Präventionsangebote wie Programme zur Tabakentwöhnung, zum gesunden Kochen oder zu sportlichen Aktivitäten. Professor Harm Wienbergen, der bei der Erstellung des Curriculums beteiligt war, betont: „Durch dieses Vorgehen werden die kardiovas-kulären Patientinnen und Patienten besser und nachhaltiger versorgt als es in der bisherigen Standardversorgung der Fall ist, die Standardversorgung wird also durch das Einbinden einer Präventions-Assistenz signifikant verbessert.“
Präventive Maßnahmen sind weniger kostenintensiv, führen zu langfristigen ökonomischen Vorteilen und sie entlasten die Ärztinnen und Ärzte. Auch die Lebensqualität steigt: durch das niedrigschwellige Angebot kommt es zu häufigen Kontakten mit den Patientinnen und Patienten, die sich langfristig gut angebunden fühlen und besser zur Langzeitprävention motiviert werden können: „Es gibt Patient:innen, die sehr eng mit der Prävention-Assistenz zusammenarbeiten,“ so Wienbergen, „aber natürlich gibt es auch „schwierige“ Patientinnen und Patienten, die nicht sofort positiv auf Präventionsangebote reagieren. Diese sind besonders gefährdet, wieder schwer zu erkranken. Gerade hier liegt aber eine Stärke der Präventions-Assistenz: Sie ist speziell darin ausgebildet, auch diese Personen positiv zu motivieren.“