Akira Endo: Nachruf auf den Vater der Statine

 


Der japanische Mikrobiologe und Biochemiker Akira Endo ist am 5. Juni im Alter von 90 Jahren gestorben. Akira Endo hat mit seiner Entdeckung von Mevastatin im Jahr 1973 die Herz-Kreislauf-Medizin revolutioniert und den Grundstein für die medikamentöse Cholesterinsenkung gelegt.

Von:

Dr. Heidi Schörken

Redaktion HERZMEDIZIN.de

 

27.06.2024

 

Bildquelle (Bild oben): ggfoto / shutterstock.com

Ein Leben im Zeichen der Wissenschaft

 

Das naturwissenschaftliche Interesse verdankte Akira Endo, der in einer Bauernfamilie in Japan aufwuchs, vor allem seinem Großvater. Bereits im Alter von 10 Jahren traf er die Entscheidung, Wissenschaftler zu werden. Nach dem Studium in Japan und den USA nahm Endo 1957 eine Anstellung bei dem Pharmaunternehmen Sankyo an, wo er zum Fettstoffwechsel forschte. Die Inspiration für die Entwicklung eines Cholesterin-senkenden Wirkstoffs bekam er bei einem Forschungsaufenthalt in New York, wo er häufig Krankenwagentransporte von übergewichtigen Personen mit Herzinfarkt beobachtete.1


Zurück in Japan startete er ein Screening-Programm von über 3.800 Schimmelpilz-Stämmen und wurde 1972 auf der Suche nach einem HMG-CoA-Reduktase-Inhibitor fündig. Ein Jahr später konnte er den Wirkstoff Mevastatin aus dem Stamm Penicillium citrinum isolieren und die cholesterinsenkende Wirkung nachweisen. Trotz erfolgreicher Phase-1- und Phase-2-Studien wurde die klinische Entwicklung allerdings im Jahr 1980 gestoppt, da Lymphom-Fälle bei Hunden unter hochdosierter Mevastatin-Therapie auftraten.1


Im gleichen Jahr begann auch Merck das klinische Studienprogramm mit dem kurz zuvor entdeckten Wirkstoff Lovastatin, das ebenfalls vorrübergehend pausiert wurde. Nach der Bestätigung der Langzeit-Sicherheit in weiteren Tierstudien wurde die klinische Forschung fortgeführt, und Lovastatin erhielt im Jahr 1987 als erster cholesterinsenkender Wirkstoff die FDA-Zulassung.1


Akira Endo wechselte im Jahr 1978 an die Universität Tokio und setzte seine Forschungsarbeit fort. 1979 isolierte er ein weiteres Statin, das – wie sich später herausstellte – identisch mit Lovastatin war.1 Endo erhielt für seine Arbeit zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Outstanding Achievement Award der International Atherosclerosis Society im Jahr 2009.

Statine: heute immer noch unverzichtbar

 

Statine gehören nach wie vor zu den unverzichtbaren Eckpfeilern der modernen Lipidtherapie. Allein in Deutschland haben Statine ein Verordnungsvolumen, das der täglichen Behandlung von 9 Mio. Menschen entspricht (Stand 2023).2 Die Wirksamkeit und Sicherheit der Statine sind über mehr als 3 Jahrzehnte exzellent dokumentiert. Neben der über 50%igen LDL-C-Senkung ist das günstige Sicherheitsprofil auf Placebo-Niveau entscheidend dafür, dass Statine immer noch die Basis der leitliniengerechten Therapie der Hypercholesterinämie darstellen, auch wenn die Therapielandschaft inzwischen durch andere potente Wirkstoffe, wie PCSK9-Inhibitoren und Inclisiran, bereichert wurde.3

Referenzen

 

  1. Endo A. A historical perspective on the discovery of statins. Proc Jpn Acad Ser B Phys Biol Sci. 2010;86(5):484-93. doi: 10.2183/pjab.86.484. PMID: 20467214; PMCID: PMC3108295.
  2. Laufs U et al. State of the Art: Therapie mit Statinen. Dtsch Med Wochenschr 2022; 147(01/02): 62-68
  3. Arzneiverordnungsreport 2023

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