Diese frühen Studien und die darauffolgenden Arbeiten haben gezeigt, dass miRNAs nicht nur als Marker, sondern auch als funktionelle Akteure in kardiovaskulären Erkrankungen eine bedeutende Rolle spielen. miRNA-basierte Therapien könnten zukünftig eine wichtige Rolle in der Behandlung kardiovaskulärer Erkrankungen spielen, so haben in den letzten Jahren einige dieser miRNA-Therapien den Sprung in fortgeschrittene klinische Studien geschafft, mit vielversprechenden Ergebnissen. miRNA-Mimetika und Antagomire, die gezielt bestimmte genetische Mechanismen beeinflussen, wurden in Phase-I- und Phase-II-Studien an Patientinnen und Patienten getestet, mit positiven Resultaten, wie eine Verbesserung der Herzfunktion und eine spürbare Reduktion der Symptome.
Die Therapie mit dem synthetischen Antisense-Oligonukleotid CDR132L, entwickelt von Thomas Thum und Kollegen, zielt darauf ab, die abnormale Spiegel des MikroRNA-Moleküls miR-132 zu blockieren und so langfristige kardiale Verbesserungen zu erzielen. In einer Phase-1b-Studie, veröffentlicht im European Heart Journal, wurde die Sicherheit und Verträglichkeit von CDR132L nachgewiesen sowie eine signifikante Verbesserung der Herzfunktion bei Menschen mit Herzinsuffizienz im Vergleich zur Placebo-Gruppe festgestellt. Derzeit wird CDR132L in der Phase-2-Studie HF-REVERT an 280 Menschen mit Herzinsuffizienz mit geschwächter Pumpleistung untersucht, wobei der erste Patient im Juli 2022 eingeschlossen wurde, während andere Programme wie RG-012 zur Behandlung der Alport-Syndrom-bedingten Nierenerkrankung ebenfalls große Fortschritte gemacht haben.
Diese Entwicklungen zeigen, dass wir möglicherweise an der Schwelle zu einer neuen Ära stehen, in der miRNAs eine zentrale Rolle sowohl in der Diagnostik als auch in der Therapie kardiovaskulärer Erkrankungen spielen könnten. Diese Fortschritte sind nicht nur vielversprechend, sie unterstreichen das bedeutende Potenzial, das miRNA-basierte Therapien für die zukünftige Medizin bieten könnten.