Düsseldorf. „Die enttäuschende deutsche Lebenserwartung“ – so übertiteln vier Bevölkerungswissenschaftler und -wissenschaftlerinnen aus Rostock und Wiesbaden ihre soeben im European Journal of Epidemiology erschienene Studie zur Lebenserwartung in sieben führenden westlichen Industrienationen. Dabei belegt Deutschland hinter den USA den zweitschlechtesten Platz und liegt teils deutlich hinter Japan, Spanien, Frankreich, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich. Der Abstand hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten vergrößert, obwohl Deutschland die dritthöchsten und auch dynamisch wachsende Gesundheitsausgaben hat.
Ein zentraler Befund der Studie ist: Hohe Gesundheitsausgaben führen – zumindest in hoch entwickelten Industrienationen – nicht zu einer höheren Lebenserwartung. Extremes Beispiel sind die USA, deren Bürgerinnen und Bürger trotz höchster und weiter steigender Ausgaben für Gesundheit mit 79 Jahren die niedrigste und überdies eine stagnierende Lebenserwartung haben. Am effektivsten unter dem Gesichtspunkt eines langen Lebens arbeitet das spanische Gesundheitssystem mit Pro-Kopf-Ausgaben von rund 3500 Dollar und einer Lebenserwartung von über 83 Jahren. Die Deutschen wenden pro Kopf rund 6000 Dollar auf, sterben im Schnitt aber zwei Jahre früher.
Steigende Gesundheitsausgaben haben auch nicht dazu geführt, dass Deutschland seinen Abstand zu den fünf anderen Nationen mit einem längeren Leben ihrer Bevölkerung verringert hat. Minimal aufgeholt haben lediglich die deutschen Männer in den Nuller-Jahren, in den Jahren von 2010 bis 2016 hat sich der Abstand zu den zwei vorangegangenen Jahrzehnten sowohl bei Männern als auch bei Frauen vergrößert – Deutschland fällt also im internationalen Vergleich immer weiter zurück.