Lauterbach verwies in seiner Rede auf eine aktuelle Studie zu dem UK-Präventionsprogramm „NHS Health Check“, das 2009 eingeführt wurde und Screenings zu kardiovaskulären Risikofaktoren beinhaltet. Die prospektive Studie mit über 97.000 Personen ergab für diejenigen, die am NHS Health Check teilnahmen, höhere Diagnoseraten für Risikofaktoren sowie im Langzeitverlauf eine niedrigere kardiovaskuläre Mortalität und Gesamtsterblichkeit, was auf den Nutzen der Früherkennung hinweist.
Der GHG-Entwurf umfasst einen Anspruch auf pädiatrische Screenings zu familiärer Hypercholesterinämie (FH) sowie auf Screenings zu kardiovaskulären Risikofaktoren (Herz-Check-ups) im Alter von 25, 40 und 50 Jahren. Die CDU/CSU-Fraktion kritisierte in der Debatte „ausgabenintensive flächendeckende Untersuchungen“.
Im Faktencheck weisen NHA und DGIM darauf hin, dass die Sinnhaftigkeit von Vorsorgeuntersuchungen durch Studien gut belegt ist. Zudem sind kardiovaskuläre Screenings im Vergleich zu anderen Screenings hoch effektiv: Die „Number needed to screen“ zur Verhinderung eines Todesfalls liegt bei 274 für Bluthochdruck bzw. bei 418 für Dyslipidämie, im Vergleich zu >1.000 bis 3.000 für Karzinom-Erkrankungen.
Die FH ist mit einer Prävalenz von 1:250 eine häufige Erkrankung im Vergleich zu anderen genetisch bedingten Erkrankungen, zu denen Screenings hierzulande bereits etabliert sind, wie Phenylketonurie und Ahornsirupkrankheit (Prävalenz 1:5.000 – 1:580.000), erläutern NHA und DGIM. FH verursacht schwerste Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall, häufig schon im jungen Erwachsenenalter. Sie ist gut diagnostizierbar und behandelbar, aber nach Schätzungen bei <5 % der Betroffenen in Deutschland diagnostiziert. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) urteilt grundsätzlich positiv über ein FH-Screening.