Präzisionsmedizin und mehr Prävention

 

 

DGK-Jahrestagung 2025 | Pressekonferenz: Der Startschuss der 91. DGK-Jahrestagung ist gefallen – zur Eröffnung erläuterte der Tagungspräsident Prof. Ulf Landmesser (Deutsches Herzzentrum Charité, Berlin) das diesjährige Motto „Perspektiven der kardiovaskulären Präzisionsmedizin – von der Prävention zur Intervention“. Anschließend richtete sich der amtierende DGK-Präsident, Prof. Holger Thiele (Universitätsklinikum Leipzig) mit Forderungen an die neue Bundesregierung.

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

23.04.2025

 

Bildquelle (Bild oben): m:con / Ben van Skyhawk

Maßgeschneiderte Therapie

 

Wegweisende Fortschritte einschließlich der Aufklärung der genetischen Grundlagen haben in den letzten Jahren zu einem wesentlich verbesserten Verständnis der Pathomechanismen vieler kardiovaskulärer Erkrankungen beigetragen, wie z. B. Einfluss der atherogenen Lipoproteine und immuno-thrombotischer Mechanismen auf die Koronare Herzkrankheit. Somit können die unterschiedlichen Ursachen der Erkrankung für die Planung einer individuellen Therapiestrategie berücksichtigt werden, d. h. Krankheiten können personalisiert behandelt werden. Damit wird eine Präzisionsmedizin erreicht, die sich den Möglichkeiten der Onkologie annähert.

Präzisionsgesundheit

 

Zusätzlich wurden in der Vergangenheit auch Meilensteine durch innovative Technologien erreicht, wie z. B. neue Bildgebungsverfahren verbunden mit KI-basierten Analysen, die die Präzision und Outcomes kardiovaskulärer Interventionen noch weiter voranbringen. Eine wichtige Aufgabe in den kommenden Jahren wird es sein, die medizinischen Fortschritte für eine Präzisionsprävention zu nutzen, d. h. Patientinnen und Patienten mit einem hohen Risiko sollen frühzeitig erkannt und präventive Maßnahmen gezielt eingeleitet werden, um die gesunde Lebenszeit zu verlängern. Die individuelle Risikoanalyse und das präventive Management, was auch als Präzisionsgesundheit bezeichnet wird, wird in Zukunft immer wichtiger werden.

 

"Durch das Wissen um die individuellen Ursachen und Krankheitsverläufe können wir sehr gut entscheiden, welche Intensität bei den Maßnahmen geboten ist. Wir müssen uns in der Zukunft bei der Prävention von den One-size-fits-all-Lösungen verabschieden." Prof. Ulf Landmesser

Anliegen an die neue Bundesregierung

 

Der amtierende DGK-Präsident Prof. Holger Thiele forderte die neue Bundesregierung auf, die Bestrebungen zur Verbesserung der Prävention weiter voranzutreiben. Mit dem Gesundes Herz-Gesetz wurde kurz vor dem Auseinanderbrechen der Ampelkoalition im letzten Jahr eine wichtige Initiative zur Verbesserung der Früherkennung und Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf den Weg gebracht. Es bleibt zu hoffen, dass dieser rote Faden von der neuen Bundesregierung aufgenommen wird und einige der Punkte aus dem Gesetz umgesetzt werden können. Im Hinblick auf das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) untersützt die DGK eine Konzentrierung insbesondere von komplexen interventionellen kardiologischen Leistungen, betont aber, dass diese Umstrukturierung evidenzbasiert erfolgen muss.

Mehr Impfen und weniger Rauchen

 

Impfungen sind eine wichtige und kosteneffektive Maßnahme zur Prävention für Herz und Kreislauf erkrankte Menschen. Durch konsequente Impfungen gegen Atemwegsinfekte wie Influenza, RSV oder Pneumokokken lässt sich nicht nur das Risiko für einen schweren Verlauf der Infektion mindern, sondern auch das Risiko für einen Herzinfarkt oder eine klinisch relevante Verschlechterung von Herzinsuffizienz. Die DGK hat daher mit "Herz ist Impf" eine Awareness-Kampagne ins Leben gerufen, um die Impfquote bei chronisch kranken Menschen in Deutschland zu erhöhen, die mit 30-40 % deutlich unter dem europäischem Durchschnitt liegt. 

 

Die DGK unterstützt außerdem nachdrücklich die bereits im Gesundes Herz-Gesetz adressierten Gesundheitsvorsorgeuntersuchungen, insbesondere zur Erkennung und Beratung der wichtigen kardiovaskulären Risikofaktoren: Bluthochdruck, Rauchen, Adipositas, Diabetes mellitus und Hypercholesterinämie. Einer der größten Risikofaktoren für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist Rauchen. Hier wäre eine weitere Erhöhung der Tabaksteuer sinnvoll, aber auch die Etablierung rauch- und aerosolfreier Zonen.

 

"Wir liegen in Deutschland 1,8 Jahre unter der durchschnittlichen Lebenserwartung der westeuropäischen Länder trotz hoher Gesundheitsausgaben. Daran müssen wir arbeiten." Prof. Holger Thiele

Wissenschaftliche Sessions und Rahmenprogramm

 

Im Rahmen der Jahrestagung finden zahlreiche Präsentationen und Postervorträge zu den oben genannten Themen statt, wie z.B. in den Sitzungen des Tagungspräsidenten:

 

 

Das wissenschaftliche Programm wird abgerundet durch einen Benefizlauf für herzkranke Kinder zugunsten der Kinderherzstiftung der Deutschen Herzstiftung e.V, der am 23.04. 2025, 19.00 bis 20.30 Uhr in der Sportanlage „Unterer Luisenpark“ in Mannheim stattfindet.

 

Hier finden Sie alle Informationen zu den wissenschaftlichen Sitzungen: Programm der Jahrestagung


Referenz

 

91. Jahrestagung der DGK, Congress Centrum Rosengarten (CCR) Mannheim, Eröffnungspressekonferenz, 23. April 2025, 11:30-12:30 Uhr

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