Fördermöglichkeit von  Auslandsaufenthalten in der Weiterbildung

 

Viele forschungsinteressierte Ärztinnen und Ärzte gehen heute während ihrer Weiterbildung ins Ausland. Das Ziel eines solchen Auslandsaufenthaltes ist es, sich thematisch weiterzuentwickeln und die wissenschaftliche Eigenständigkeit und internationale Vernetzung zu stärken. Von der Motivation bis zum Antritt des Aufenthaltes vergehen allerdings oft ein bis zwei Jahre der Vorbereitung.

Von:

Dr. Céleste Chevalier

 

 

19.07.2024

Heimat- und Gastinstitution involvieren 

 

Nach dem eigenen Entschluss empfiehlt es sich, das Vorhaben für einen Auslandsaufenthalt frühzeitig mit der eigenen Abteilung und Klinikleitung an der Heimatinstitution abzustimmen. Einerseits erfordert ein Auslandsaufenthalt eine Unterbrechung der klinischen Tätigkeit an der Heimatinstitution, andererseits kann die Leitung der Arbeitsgruppe der Heimatinstitution oft Tipps zur Finanzierung geben und Kontakte zu Arbeitsgruppen im Ausland vermitteln. Manchmal bestehen bereits Kooperationen. Wer nicht auf eine bestehende Kooperation zurückgreifen kann, kann selbst aktiv werden. Dieser Weg erfordert, dass man sich zunächst über mögliche Arbeitsgruppen thematisch und personell informiert. Wichtige Fragen in der Recherche sind:

 

  • Passt der Forschungsschwerpunkt der Arbeitsgruppe? 
  • An welcher Universität ist die Arbeitsgruppe angesiedelt? 
  • Wie etabliert ist die Arbeitsgruppe? 
  • Wie hoch ist die Publikationsrate? 
  • Wie häufig und erfolgreich werden Postdocs betreut?

 

Idealerweise kann man mit ehemaligen Postdocs der jeweiligen Arbeitsgruppen über ihre Erfahrungen sprechen. Anschließend kann man einige Favoriten definieren und diese entweder parallel oder nacheinander kontaktieren. Das Anschreiben an die Leitung der Gast-Arbeitsgruppe sollte möglichst kurz eine Reihe von Informationen beinhalten. Am wichtigsten ist es, zu erläutern, warum man sich gerade für diese Arbeitsgruppe interessiert und welchen Beitrag man zu deren Forschungsarbeit leisten kann. Ebenso wichtig ist es, auf die Möglichkeit einer externen Finanzierung des Vorhabens durch einen gemeinsam gestellten Förderantrag hinzuweisen. Eine externe Finanzierung macht einen für die Arbeitsgruppe wesentlich attraktiver und erhält gleichzeitig die eigene finanzielle Unabhängigkeit. Ergänzend zu diesen beiden Punkten ist es hilfreich, den eigenen Ausbildungsstand und bereits durchgeführte Forschungsprojekte darzustellen.

Beantragung der Förderung

 

Je nach Karrierestufe bieten sich unterschiedliche Fördermöglichkeiten an. Für Ärztinnen und Ärzte in einer frühen wissenschaftlichen Karrierephase eignet sich das Walter Benjamin-Programm der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Voraussetzung für eine Bewerbung ist eine mindestens dreijährige ununterbrochene wissenschaftliche Tätigkeit in Deutschland während der Promotions- und/oder Postdoc-Phase. Das Programm sieht eine Förderung von bis zu zwei Jahren vor. 

 

Die Antragstellung erfolgt gemeinsam mit der Gastinstitution. Dabei wird ein konkretes Projekt definiert. Die Projektkonzeption hilft dabei, bereits im Vorfeld des Aufenthaltes die wissenschaftlichen Ziele und einen dafür angemessenen Zeitrahmen zu definieren. Es ist sinnvoll, hierfür ausreichend Zeit (mehrere Wochen) einzuplanen, da Rücksprachen mit der Gastinstitution notwendig sind.

 

Die Bewilligungsentscheidung der DFG nimmt mehrere Monate in Anspruch. Das Stipendium muss dann innerhalb von 1 Jahr abgerufen werden. Damit bleibt genügend Zeit, um praktische organisatorische Fragen wie Visum und Unterkunft vor Ort zu klären.

Eigene Erfahrung

 

Derzeit bin ich im sechsten Jahr meiner Facharztausbildung zur Kardiologin am Universitären Herz- und Gefäßzentrum Hamburg. Mein Forschungsschwerpunkt ist die kardiale Magnetresonanztomographie (MRT). Seit Januar 2024 forsche ich dazu in der Arbeitsgruppe von Professor Raymond J. Kim am Duke Cardiovascular Magnetic Resonance Center (DCMRC) der Duke University in den USA. 

 

Der durch das Walter Benjamin-Programm geförderte Auslandsaufenthalt gibt mir die Möglichkeit, mich ausschließlich der Forschung zu widmen und meinen wissenschaftlichen Fortschritt zu beschleunigen. Darüber hinaus bietet er mir die Gelegenheit, mein Netzwerk international zu erweitern. Mein langfristiges Ziel ist es auch, das neu Erlernte in Projekte an meiner Heimatinstitution einzubringen. Meine bisherigen Erfahrungen vor Ort stimmen mich zuversichtlich, dass der Aufenthalt meine wissenschaftliche Expertise fördern und auch persönlich eine Bereicherung sein wird.

Dr. Céleste Chevalier

Dr. Céleste Chevalier ist Assistenzärztin an der Klinik und Poliklinik für Kardiologie des Universitären Herz- und Gefäßzentrums Hamburg. Ihre Forschungsinteressen liegen im Bereich der kardialen Magnetresonanztomographie.

Bildquelle: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

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