Studien kompakt

 

Kurz und knapp informiert - dieses Mal mit Studien zu folgenden Themen: Heilende Wirkung von Schlaf nach Herzinfarkt, SEX-SHOCK-Score, NOAK vs. VKA bei VHF, KI-gestützte EKG-Analyse als Vorhersage-Tool, PCI bei Gebrechlichkeit, Einfluss von Lp(a) und LDL-C auf das ASCVD-Risiko sowie Gefahren durch langes Sitzen.

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

04.12.2024

 

Bildquelle (Bild oben): niratsn2510 / Shutterstock.com

Schlaf fördert die Heilung nach Herzinfarkt

 

Forschende aus New York fanden heraus, dass bei Mäusen nach Herzinfarkt Monozyten aktiv ins Gehirn rekrutiert wurden, die den Slow-Wave-Schlaf verstärkten, wodurch kardiale Entzündungsprozesse gehemmt und die Heilung des Herzens gefördert wurde. Schlafunterbrechungen dagegen verschlechterten die Herzfunktion, verursachten ventrikuläre Tachykardien und erhöhten die Mortalität. Auch bei Menschen führte schlechter Schlaf nach einem akuten Koronarsyndrom zu einer erhöhten Anfälligkeit für kardiovaskuläre Ereignisse. Insgesamt weisen diese Daten daraufhin, dass Schlaf nach einer Herzverletzung kardiogen reguliert wird und maßgeblich zur Heilung nach Herzinfarkt beitragen kann.1

SEX-SHOCK-Score zur Vorhersage von kardiogenem Schock

 

Der geschlechtsspezifische SEX-SHOCK-Score wurde mit Hilfe von Machine Learning zur Vorhersage des kardiogenen Schocks nach der PCI aufgrund eines akuten Koronarsyndroms neu entwickelt und in einer multizentrischen Studie mit 53.537 Patientinnen und Patienten aus der Schweiz und aus Frankreich untersucht. Gegenüber dem herkömmlichen ORBI-Score ermöglichte der SEX-SHOCK-Score eine genauere Vorhersage für beide Geschlechter und könnte somit zukünftig die frühzeitige Identifizierung von Personen mit einem hohen Risiko für einen kardiogenen Schock verbessern.2

Schlechte Nachrichten für NOAK bei VHF


Eine retrospektive Kohortenstudie mit mehr als 500.000 Versicherten der Barmer-Krankenkasse, die NOAK (neue orale Antikoagulanzien) oder VKA (Vitamin-K-Antagonisten) als Erstverschreibung erhielten (Apixaban 26,9 %, Dabigatran 4,6 %, Edoxaban 8,8 %, Rivaroxaban 39,1 % und Phenprocoumon 20,7 %) ergab eine signifikant höhere 5-Jahres-Gesamtmortalität für Apixaban, Edoxaban und Rivaroxaban, nicht aber für Dabigatran, gegenüber VKA. Dieses Ergebnis lässt Zweifel am generellen Einsatz von NOAK bei VHF aufkommen.3

AIRE zur Vorhersage der Mortalität und mehr


AIRE (AI-ECG Risk Estimator) ist ein neues EKG-Analyse-Modell zur Prädiktion des kardiovaskulären Risikos, das mit Hilfe von Deep Learning auf Basis von 1.163.401 EKG von 189.539 Personen entwickelt und in mehreren Kohorten aus den USA, Brasilien und UK validiert wurde. Neben der Gesamtmortalität ermöglichte AIRE auch die genaue Vorhersage von Herzrhythmusstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzinsuffizienz. Zudem wurden bei Personen mit einem hohen Risiko Signalwege mittels GWAS identifiziert, die mit strukturellen und funktionellen Änderungen des Herzens, Alterungsprozessen und dem metabolischen Syndrom assoziiert sind. Laut den Autorinnen und Autoren hat AIRE das Potenzial für einen weltweiten Einsatz in einem breiten Spektrum und in unterschiedlichem klinischen Kontext.4

Was ist wichtiger: Lp(a) oder LDL-C?

 

In einer Meta-Analyse mit insgesamt 27.658 Personen aus 6 Placebo-kontrollierten Statin-Studien wurde festgestellt, dass erhöhte Lp(a)-Spiegel (> 50 mg/dl) mit einem erhöhten ASCVD-Risiko assoziiert sind, selbst bei sehr niedrigen LDL-C-Spiegeln. Das größte Risiko besteht jedoch, wenn beide Werte, sowohl Lp(a) als auch LDL-C, erhöht sind. Den Autorinnen und Autoren zufolge sind Lp(a) und LDL-C unabhängige und additive Risikofaktoren und die LDL-C-Senkung allein kann das Lp(a)-vermittelte Risiko nicht vollständig ausgleichen. Daher besteht ein Bedarf an Therapien für die LDL-C- und Lp(a)-Senkung. Außerdem ist die Lp(a)-Testung erforderlich, um Risiko-Patientinnen und -Patienten frühzeitig zu identifizieren.5

Lohnt sich die Revaskularisation bei Frailty?

 

Um diese Frage zu beantworten, wurde die kardiovaskuläre 1- und 5-Jahresmortalität bei 565.378 Personen mit akutem Koronarsyndrom und niedrigem, mittlerem (11,6 %) oder hohem Frailty-Risiko (4,7 %) untersucht. Die Revaskularisation war bei Menschen mit mittlerem und hohem Frailty-Risiko gegenüber der Gruppe mit niedrigem Frailty-Risiko mit größeren kurz- und langfristigen Überlebensvorteilen verbunden. Gerade gebrechliche Menschen profitierten also besonders stark von einer Revaskularisation.6

Langes Sitzen schadet dem Herzen

 

Eine prospektive Kohortenstudie analysierte Daten von fast 90.000 Personen (62 ± 8 Jahre), bei denen das Bewegungsprofil durch Akzelerometer über eine Woche erfasst wurde. Personen im Quartil mit der geringsten Bewegung (mehr als 11 Stunden Sitzen pro Tag) hatten demnach ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Mortalität, Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern und Herzinfarkt. Da eine regelmäßige körperliche Aktivität das erhöhte kardiovaskuläre Risiko durch zu langes Sitzen nur teilweise kompensieren kann, sollte die tägliche Sitzdauer begrenzt werden, selbst bei sportlich aktiven Menschen.7

Referenzen

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