Studien kompakt

 

Kurz und knapp informiert: Dieses Mal geht es um Studien zu NOAK bei VHF und Hirnblutungen (PRESTIGE-AF), PreventiPlaque-App zur Lebenstil-Verbesserung, Finerenon als Schutz vor Diabetes, Nebenwirkungen und Risiken von GLP-1-RA, Evolocumab bei Älteren, Herzpflaster als innovative Therapie-Option und Telemedizin bei Diabetes und KHK.

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

12.02.2025

 

Bildquelle (Bild oben): niratsn2510 / Shutterstock.com

PRESTIGE-AF: Weniger Schlaganfälle, aber mehr Hirnblutungen mit NOAK

 

In der Phase-3-Studie, PPRESTIGE-AF, die als Late-Breaker auf der International Stroke Conference (ISC) in Los Angeles vor kurzem vorgestellt wurde, erhielten 319 Personen mit VHF und vorhergehenden intrazerebralen Blutungen (ICB) randomisiert NOAK oder keine Antikoagulation. Über ein mittleres Follow-up von 1,4 Jahren verringerte die Antikoagulation mit NOAK zwar das Schlaganfall-Risiko deutlich (HR 0,05), aber erhöhte gleichzeitig auch das Risiko für ICB-Rezidive (HR 11,2). Somit bleibt die Abwägung einer Antikoagulation in diesem  Patientenkollektiv eine individuelle Entscheidung für die zusätzliche Biomarker wünschenswert wären.1

PreventiPlaque-App: Ultraschallbilder für einen gesünderen Lebensstil

 

Die PreventiPlaque-App wurde von Forschenden der Universität Duisburg-Essen entwickelt, um Betroffene mit KHK durch die Visualisierung von Ultraschallbildern der individuellen Karotisplaques zu einer Lebensstil-Optimierung zu motivieren. In einer kürzlich publizierten Studie mit insgesamt 240 Personen wurde der Nutzen der App bestätigt: Über 12 Monate wurde das kardiovaskuläre Risiko durch die App-Anwendung signifikant reduziert gegenüber der Kontrollgruppe. Somit könnte die PreventiPlaque-App mit täglichen Aufforderungen zur regelmäßigen Medikamenten-Einnahme, körperlichen Aktivität, ausreichender Trinkmenge und weniger Rauchen zur verbesserten Patientenversorgung beitragen.2

FINEARTS-HF: Finerenon schützt auch vor Diabetes


In einer neuen prä-spezifizierten Sekundäranalyse der FINEARTS-HF-Studie wurde das Neu-Auftreten von Diabetes bei 3.222 von 6.001 Personen mit HFpEF ohne Diabetes zu Studienbeginn untersucht (Neu-Auftreten von Diabetes definiert als HbA1c-Wert ≥ 6,5 % bei ≥ 2 Folge-Untersuchungen oder Einleitung einer glukosesenkenden Therapie). Während der medianen Nachbeobachtungszeit von 31,3 Monaten senkte Finerenon das Risiko für Diabetes signifikant um 24 %, was laut den Autorinnen und Autoren einen bedeutenden zusätzlichen klinischen Benefit von Finerenon darstellt.3

GLP-1-RA: Weniger Demenz, aber mehr Nierensteine

 

GLP-1-Rezeptor-Agonisten (GLP-1-RA), wie Semaglutid und Tirzepatid, werden zunehmend zur Behandlung von Diabetes und/oder Adipositas eingesetzt. In einer umfassenden Register-Analyse wurden Daten von mehr als 1,5 Mill. Personen mit Diabetes ausgewertet, darunter 215.970 Personen, die GLP-1-RA erhielten. Die GLP-1-RA-Behandlung verringerte das Risiko u.a. für Substanzkonsum und neurokognitive Störungen (einschließlich Alzheimer-Krankheit und Demenz), Gerinnungsstörungen und kardiometabolische Störungen, aber erhöhte das Risiko u.a. für gastrointestinale Störungen, Hypotonie und Nephrolithiasis, wobei Letzteres auf eine reduzierte Flüssigkeitszufuhr zurückzuführen sein könnte. Aufgrund der schneller eintretenden Sättigung nehmen Personen unter GLP-1-RA nicht nur weniger Nahrung auf, sondern reduzieren auch die Trinkmenge, so die Autorinnen und Autoren.4

Evolocumab: Nutzen bei Älteren bestätigt

 

Der Langzeitnutzen des PCSK9-Inhibitors Evolocumab wurde bei älteren Personen in einer neuen Sekundäranalyse der FOURIER- und FOURIER-OLE-Studie mit insgesamt 27.564 Personen mit ASCVD untersucht. 2.526 Personen, die zu Studienbeginn ≥ 75 Jahre alt waren, gingen in die Datenanalyse ein (medianes Follow-up 7,1 Jahre). Ein früher Beginn der Evolocumab-Behandlung reduzierte kardiovaskuläre Ereignisse bei Älteren genauso effektiv wie bei Jüngeren. Auch die absolute Risikoreduktion war bei Älteren mindestens gleichwertig zu Jüngeren und es wurden keine neuen Sicherheitsbedenken identifiziert. Laut den Autorinnen und Autoren sollten daher Ältere ebenfalls in die Empfehlungen der US-Leitlinien für die Evolocumab-Therapie aufgenommen werden.5

Das Herzpflaster: Meilenstein der Translation

 

Vor rund 30 Jahren begann die Arbeitsgruppe um Prof. Wolfram-Hubertus Zimmermann (Universitätsmedizin Göttingen) mit der Entwicklung eines aus Kardiomyozyten bestehenden Herzpflasters, das nach erfolgreicher Überprüfung im Tiermodell in der laufenden BioVAT-HF-DZHK20-Studie bereits bei 15 Personen mit terminaler Herzinsuffizienz eingesetzt wurde. Zu den größten Herausforderungen der Translation gehörte die Herstellung der Gewebe-Transplantate, die 200 bis 800 Millionen Kardiomyozyten enthalten. Die Daten der präklinischen Forschung sowie ein erster klinischer Fallbericht wurden jetzt in Nature veröffentlicht.6 Die vollständigen Ergebnisse der BioVAT-HF-DZHK20-Studie werden Ende 2025 erwartet.7

Telemedizin: Wenig Nutzen bei Diabetes und KHK

 

Kann Telemedizin zur Verbesserung des Lebensstils beitragen? Das untersuchte eine multizentrische Studie mit 502 Personen mit Diabetes und KHK, die einen Support durch Telemedizin (individuelle Empfehlungen mittels LeIKD-App und persönliche Feedback-Telefonate) oder die Standardversorgung erhielten. Nach 6 Monaten wurde das Feedback-Gespräch eingestellt, aber die übrige Telemedizin beibehalten. Der primäre Endpunkt (Senkung des glykosylierten Hämoglobins) wurde zwar nach 6 Monaten zugunsten der Telemedizin erreicht, allerdings war nach 12 Monaten kein Unterschied zur Standardversorgung mehr nachweisbar. Insgesamt war der Nutzen der Telemedizin nur gering und zudem abhängig vom persönlichen Kontakt.8

Referenzen

 

  1. https://isc.hub.heart.org/isc-25/article/22930872/isc25-main-events-and-hot-topics
  2. Ullrich G et al. Impact of visual presentation of atherosclerotic carotid plaque on cardiovascu-lar risk profile using mHealth technologies. NPJ Digit Med. 2025 Jan 22;8(1):47. doi: 10.1038/s41746-024-01423-y. PMID: 39843925; PMCID: PMC11754887.
  3. McMurray JJV et al. Finerenone and new-onset diabetes in heart failure: a prespecified analy-sis of the FINEARTS-HF trial. Lancet Diabetes Endocrinol. 2025 Feb;13(2):107-118. doi: 10.1016/S2213-8587(24)00309-7. Epub 2025 Jan 13. PMID: 39818225.
  4. Xie Y et al. Mapping the effectiveness and risks of GLP-1 receptor agonists. Nat Med. 2025 Jan 20. doi: 10.1038/s41591-024-03412-w. Epub ahead of print.
  5. Al Said S et al. Long-Term Lipid Lowering With Evolocumab in Older Individuals. J Am Coll Car-diol. 2025 Feb 11;85(5):504-512. doi: 10.1016/j.jacc.2024.11.019. PMID: 39909681.
  6. Jebran AF et al. Engineered heart muscle allografts for heart repair in primates and humans. Nature. 2025 Jan 29. doi: 10.1038/s41586-024-08463-0. Epub ahead of print. PMID: 39880949
  7. https://dzhk.de/newsroom/aktuelles/news/artikel/dzhk-studie-ebnet-weg-fuer-herzpflaster-therapie-bei-herzschwaeche
  8. Mueller S et al. Telemedicine-supported lifestyle intervention for glycemic control in patients with CHD and T2DM: multicenter, randomized controlled trial. Nat Med. 2025 Feb 7. doi: 10.1038/s41591-025-03498-w. Epub ahead of print. PMID: 39920395.

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