Verschiedene Faktoren spielen eine wichtige Rolle. Ein zentrales Thema ist zum Beispiel die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Viele Ärztinnen befinden sich zum Zeitpunkt einer möglichen Niederlassung in einer Lebensphase, die durch Familiengründung geprägt ist. Die Sorge, den Ansprüchen einer eigenen Praxis nicht gerecht werden zu können – etwa aufgrund unvorhersehbarer Arbeitszeiten, unternehmerischer Verantwortung und fehlender Vertretungsmöglichkeiten – wirkt oft abschreckend und limitierend.
Ein weiterer Aspekt ist die fehlende Anzahl oder die fehlende Sichtbarkeit weiblicher Vorbilder. Erfolgreiche Praxisgründerinnen sind oft nicht in der Fachöffentlichkeit oder in der Ausbildung präsent. Das Bild des selbstständigen Arztes ist noch immer weitestgehend männlich geprägt. Dies beeinflusst – zum Teil sicher unterbewusst – die Selbstwahrnehmung junger Ärztinnen und deren Mut, den Weg der Selbstständigkeit zu wählen.
Hinzu kommen mangelnde betriebswirtschaftliche Kenntnisse, die im Medizinstudium nicht vermittelt werden. Viele Ärztinnen (wie auch ihre männlichen Kollegen) fühlen sich nicht ausreichend auf die Anforderungen einer Praxisführung vorbereitet. In Verbindung mit Perfektionismus und dem Anspruch, alle Bereiche hundertprozentig zu beherrschen, führt dies dazu, dass Frauen oft länger zögern oder sich gar nicht erst trauen, den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen.