Eine Studie zeigt, dass Menschen, die nach einer Herzkrankheit an Ängsten und Depression leiden, ihre Lebensqualität erheblich verbessern können, wenn sie während der kardiologischen Reha auch eine kognitive Verhaltenstherapie mitmachen.
Eine Studie zeigt, dass Menschen, die nach einer Herzkrankheit an Ängsten und Depression leiden, ihre Lebensqualität erheblich verbessern können, wenn sie während der kardiologischen Reha auch eine kognitive Verhaltenstherapie mitmachen.
Von Sven Stein
12.05.2023
Bildquelle (Bild oben): iStock / shapecharge
Viele Menschen leiden nach einer akuten Herzkrankheit wie einem Herzinfarkt an Angst und Depression. Bei der Aufnahme in die kardiologische Reha werden Patientinnen und Patienten in der Regel dazu befragt und erhalten gegebenenfalls Hilfe, etwa durch eine psychologische Betreuung. Eine dänische Studie zeigt jetzt, dass eine zusätzliche kognitive Verhaltenstherapie nicht nur die Lebensqualität weiter verbessern, sondern auch die Gefahr eines weiteren Krankenhausaufenthalts verringert.
An der Studie nahmen insgesamt 147 Patientinnen und Patienten mit einer Herzkrankheit teil, die an Ängsten oder Depression litten. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe erhielt die üblichen Maßnahmen einer kardiologischen Reha, während die zweite Gruppe zusätzlich zur kardiologischen Reha auch fünf Sitzungen einer kognitiven Verhaltenstherapie mitmachte. Vor Beginn der Behandlung wurde mit einem Test (Hospital Anxiety and Depression Scale, kurz HADS) die Belastung durch Angst und Depression abgefragt. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erreichten dabei einen Wert von mindestens acht Punkten (von 21 möglichen).
In der kognitiven Verhaltenstherapie geht es zunächst darum, dass Patientinnen und Patienten sich der eigenen Gedanken, Einstellungen und Erwartungen bewusst werden. Im Weiteren wird versucht, eigene Verhaltensweisen zu erkennen, die das Leben erschweren und diese Verhaltensweisen zu ändern.
In der Studie hielten geschulte Krankenschwestern die Therapiesitzungen ab. In Gruppen von drei bis vier Personen wurde über persönliche Werte, Einschränkungen durch die Herzkrankheit, Strategien zum Angstabbau und den Umgang mit den eigenen Sorgen gesprochen.
Nach drei Monaten wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie erneut mit dem HADS-Test zu ihrer Belastung durch Angst und Depressionen befragt. Es zeigte sich, dass in der Gruppe mit kognitiver Verhaltenstherapie die Punktzahl deutlich stärker gesunken war als in der Gruppe, die nicht die zusätzliche Therapie absolviert hatte (8 Punkte Rückgang gegenüber 4,1 Punkten). Auch nach einem halben Jahr war der Unterschied zwischen beiden Gruppen noch deutlich.
Die zusätzliche Verhaltenstherapie hatte aber nicht nur Einfluss auf Ängste und Depressionen. Sie führte auch dazu, dass sich die Patientinnen und Patienten besser an ihren Reha-Plan hielten. Die Folge: Nach sechs Monaten hatte sich in der Therapiegruppe die Lebensqualität in Bezug aufs Herz stärker verbessert als in der Vergleichsgruppe. Und nach einem Jahr war das Risiko, wieder wegen eines Herzproblems ins Krankenhaus zu müssen, in der Therapiegruppe um 57 Prozent geringer als bei den Vergleichspersonen.
Die Autorinnen und Autoren der Studie kamen daher zu dem Ergebnis, dass schon eine kurze kognitive Verhaltenstherapie in Verbindung mit der kardiologischen Reha eine relevante Wirkung auf Angst und Depression bei betroffenen Personen hat, zudem deren herzbezogene Lebensqualität verbessert und letztlich die Gefahr eines weiteren Klinikaufenthalts verringert.