Alarmierender Anstieg: Jeder Dritte in Deutschland raucht

Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Raucherinnen und Raucher in Deutschland erheblich. Auch dramatisch viele junge Menschen greifen zu E-Zigaretten oder klassischen Tabakzigaretten – selbst, wenn sie die noch gar nicht kaufen dürfen. Kardiologen warnen anlässlich des Weltnichtrauchertags vor dem Risiko des Zigarettenkonsums, der sich besonders schwerwiegend auf die Herzgesundheit auswirken kann.

Von Sven Stein

 

31.05.2023


Bildquelle (Bild oben): iStock / Amparo Garcia

Deutschland qualmt so viel wie seit vielen Jahren nicht mehr! Etwa jeder Dritte (32,4 %) raucht Zigaretten oder E-Zigaretten, wie aktuelle Zahlen einer Studie zeigen. Im vergangenen Jahr war der Anteil der Raucherinnen und Raucher bis auf einen Höchstwert von 37,6 Prozent gestiegen, zeigen die Daten der Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA). Die repräsentative Umfrage des Schwerpunkts Sucht, Forschung und klinische Epidemiologie am Institut für Allgemeinmedizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf untersucht seit 2016 alle zwei Monate das Rauchverhalten der deutschen Bevölkerung.

Rauchen ist einer der wichtigsten Gründe für Herzerkrankungen

Besonders besorgniserregend: Der Zahl der rauchenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist zuletzt massiv gestiegen. Unter den 14- bis-17-Jährigen verdoppelte sich der Anteil der Raucher nahezu, von 8,7 Prozent (2021) auf 15,9 Prozent im Jahr 2022. Das heißt: 400.000 Minderjährige rauchen regelmäßig, obwohl sie noch gar keine Zigaretten kaufen dürften. Bei den 18- bis 24-Jährigen lag der Raucher-Anteil sogar erstmals seit Beginn der DEBRA-Umfrage bei über 40 Prozent. Dabei ist Rauchen die größte Gefahr für die Gesundheit, die jeder selbst vermeiden kann! In Deutschland sterben jedes Jahr zwischen 110.000 und 140.000 Menschen an den Folgen des Rauchens – etwa 40 Prozent der Fälle gehen dabei auf das Konto von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzschwäche, Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Neuseeland will Rauchstopp bis 2025 erreichen

In Neuseeland wurde im Kampf gegen das Rauchen Ende Dezember 2022 ein Gesetz verabschiedet, das den Kauf von Tabak für alle Menschen verbietet, die nach dem 1. Januar 2009 geboren wurden – also in diesem Jahr 14 Jahre alt werden. Das Mindestalter für den Kauf von Zigaretten wird jedes Jahr weiter heraufgesetzt. Gleichzeitig wird die Zahl der Läden, die Tabak verkaufen dürfen, bis Jahresende von etwa 6000 auf 600 herabgesetzt. Das Ziel: Bis 2025 soll ganz Neuseeland rauchfrei sein. Das Land hatte die Tabakhersteller bereits verpflichtet, abschreckende Warnungen vor den Gefahren des Rauchens auf die Zigarettenschachteln zu drucken. Außerdem müssen die Packungen einheitliche Größen haben und kosten mittlerweile über 20 Euro. Der Anteil der Raucherinnen und Raucher in der neuseeländischen Bevölkerung hat sich in den vergangenen zehn Jahren bereits auf 8 Prozent halbiert.

Kritik zum Weltnichtrauchertag: Zögerliche Maßnahmen gegen das Rauchen

Kardiologe und Präventionsexperte Prof. Ulrich Laufs warnt in einer Stellungnahme zum Weltnichtrauchertag: „Rauchen ist das Gesundheitsrisiko Nummer 1.“ Der massive Anstieg der Raucherinnen und Raucher im Jahr 2022 sei alarmierend – und besonders dramatisch sei die Zunahme bei den Jugendlichen. „Das Thema Rauchen erfährt aktuell unzureichende Beachtung“, kritisiert er. Die wirksamste Strategie, um das Rauchen einzudämmen, seien politische Maßnahmen, wie sie Neuseeland eingeführt hat und sogar noch verschärfen will. Anders als in Deutschland sei man dort offensichtlich bereit, auf die „Finanzierung von politischen Parteien durch Zigarettenhersteller und die Steuereinnahmen zu verzichten“.

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