Telemonitoring: So hilft die Fernabfrage einer Patientin mit Defi

Karolin Bartels wurde nach einem Autounfall ein Defibrillator implantiert. Seit einigen Jahren nutzt sie damit auch das Telemonitoring, über das ihr Arzt die Daten des Geräts aus der Ferne kontrollieren kann. Eine Erleichterung für die Patientin, weil es Wege zu ihrem Arzt erspart und gleichzeitig rasche Diagnosen möglich macht. 

Von Sven Stein

 

30.11.2023

 

Bildquelle (Bild oben): Medtronic/ iStock/BongkarnThanyakij

Ein kleines Gerät in ihrer Brust sorgt dafür, dass ihr Herz im Takt bleibt – und es meldet regelmäßig, wenn es einmal Probleme mit dem Herzrhythmus gab. Karolin Bartels (31) nutzt seit etwa sieben Jahren die Möglichkeit, die Daten ihres implantierten Defibrillators per Telemonitoring an ihren Arzt weiterzuleiten. Telemonitoring bedeutet, dass externe Messgeräte oder Implantate wie Herzschrittmacher oder Defibrillator Daten sammeln und per Internet an Ärztinnen und Ärzte oder telemedizinische Zentren senden. Karolin Bartels ersparte die Technologie nicht nur viele Fahrten zum Kontrolltermin bei ihrem Arzt, sondern konnte auch bei akuten Problemen mit dem Herzen unterstützen.

 

Ihr erster Defibrillator beherrschte noch kein Telemonitoring

Im Sommer 2014 hatte die gelernte Versicherungskauffrau einen schweren Autounfall. Drei Tage lag sie auf der Intensivstation im Koma, hatte in dieser Zeit immer wieder Herzrhythmusstörungen. „Deswegen wollten die Ärzte auf Nummer sicher gehen und mir einen Defibrillator implantieren“, erzählt Karolin Bartels. „Damals hieß es, dass ich den wahrscheinlich zehn Jahre lang gar nicht brauchen würde.“ Knapp zwei Wochen nach dem Unfall wurde das Gerät eingesetzt und Karolin Bartels konnte wenige Tage später die Klinik verlassen.

 

Doch statt zehn Jahren ohne weitere Rhythmusstörungen hatte Karolin Bartels nur 18 ruhige Monate, in denen sie ihr Leben wie gewohnt führen konnte. Dann sprang zum ersten Mal der Defibrillator in ihrem Brustkorb an, um ihr Herz wieder in den richtigen Takt zu bringen. „Ich wurde bewusstlos, kam wieder zu mir und erst langsam wurde mir klar, dass mein Defi gerade angegangen ist“, erinnert sie sich. „Rückblickend wäre eine Fernabfrage hilfreich gewesen, aber damals wusste ich noch nicht mal, dass es das gibt.“ Über die Fernabfrage hätte ihr Arzt in einer Datenbank des Defibrillator-Herstellers nachsehen können, was vorgefallen ist und es Karolin Bartels erklären können. Ohne eine Fernabfrage müssen die Daten bei einem Besuch in der Praxis aus dem Gerät ausgelesen werden.

 

Zunächst verschickte ein Patientenmonitor die Daten des Defis

Seit ihrem Unfall hat Karolin Bartels zwar einen normalen Ruhepuls. „Aber manchmal macht das Herz einen Extraschlag und im Anschluss entwickelt sich sofort Kammerflimmern. Völlig ohne Vorwarnung, und dann werde ich bewusstlos.“ Der Defibrillator bringt ihr Herz mit einem elektrischen Impuls wieder in den normalen Rhythmus. Etwa 30-mal ist das seit ihrem Unfall passiert. Je nachdem, wie es Karolin Bartels anschließend geht, lässt sie den Auslöser – zum Beispiel einen niedrigen Kaliumspiegel im Blut – direkt danach im Krankenhaus klären. Von der Möglichkeit einer Fernabfrage der Daten des Defibrillators erfuhr Karolin Bartels im Jahr 2016, sprach darüber mit ihrem Kardiologen und erhielt daraufhin ein zusätzliches Gerät, einen sogenannten Patientenmonitor, den sie auf den Nachtisch stellte. „Mein Defi hat sich mit dem Gerät verbunden und dann wurden die Daten an das Fernabfragesystem des Herstellers gesendet. Mein Arzt kann sich dort auf einer geschützten Internetseite anmelden und die Daten abfragen.“

Herzpatientin Karolin Bartels mit ihrem Kardioassistenzhund. Herzpatientin Karolin Bartels bekam einen Defi implantiert, der Daten automatisch versendet. Bildquelle: Finja Krüger

Der neue Defi versendet Daten über eine Smartphone-App

Seit Anfang 2023 hat Karolin Bartels einen Defibrillator der neuesten Generation. „Mein bisheriger Defi hätte ohnehin spätestens im Sommer ausgetauscht werden müssen, weil die Batterien zur Neige gegangen wären. Jetzt habe ich ein Modell, das die Daten direkt an mein Handy übertragen kann.“ Das bedeutet: Über eine Bluetooth-Funkverbindung sendet der Defibrillator seine Informationen zum Smartphone. Von dort werden sie von einer speziellen App an das Fernabfragesystem des Herstellers weitergeleitet. Das Handy ersetzt also den bisherigen Patientenmonitor auf dem Nachttisch.

 

„Wenn die Daten übertragen wurden, erhält mein Arzt einen Hinweis per E-Mail, dass er neue Informationen abrufen kann“, erklärt Karolin Bartels. „Ich selbst kann die Daten aus dem Defi nicht in der App sehen.“ Stattdessen erhält sie in der App auf ihrem Handy Angaben dazu, wie lange die Batterie des Defibrillators noch hält. Außerdem wertet die App auch Bewegungsdaten aus, die vom Implantat erkannt werden. „Die App zeigt mir dann, wie viele Stunden und Minuten ich im Laufe eines Tages aktiv war.“ Auch Informationen wie Körpergewicht, Blutdruck oder Herzfrequenz lassen sich speichern und verfolgen oder Symptome wie in einem Tagebuch erfassen.

 

Weniger Arztbesuche und schnelle Diagnose dank Telemonitoring

Karolin Bartels sieht durch das Telemonitoring gleich mehrere Vorteile für ihr Leben. „Ich darf nicht selbst Autofahren, daher ist jeder Weg zur Kontrolle in die Praxis umständlich. Dank der Fernabfrage muss ich nicht jedes Mal dorthin fahren“, erklärt sie. Hinzu kommt die psychische Verunsicherung, wenn der Defibrillator ausgelöst wurde. „Ich wäre wohl jedes Mal in die Praxis gekommen, wenn nicht mein Arzt die Daten hätte kontrollieren können.“ Das funktionierte sogar, als Karolin Bartels einmal im Urlaub in der Schweiz war. Die Datenübertragung ist im Prinzip weltweit möglich, solange eine Internetverbindung besteht.

 

Auch in Situationen, in denen Karolin Bartels akute Probleme mit dem Herzen hatte und der Defi arbeiten musste, bewährte sich die Fernübertragung bereits. „An einem Wochenende, als der Defi sogar zweimal angegangen war, lag ich noch im Rettungswagen auf dem Weg ins Krankenhaus. Da meldete sich mein Arzt und erklärte, was geschehen ist und was jetzt passieren muss. In der Notaufnahme habe ich seine Nachrichten gezeigt und dort war man sehr dankbar für die Informationen.“

Diese Seite teilen