Telemonitoring: So funktioniert die Gesundheitskontrolle aus der Ferne

Durch das sogenannte Telemonitoring kann frühzeitig entdeckt werden, ob sich der Gesundheitszustand einer Patientin oder eines Patienten mit einer Herzschwäche verschlechtert. Eine rechtzeitige Behandlung der Herzinsuffizienz kann verhindern, dass Betroffene ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen und verlängert sogar die Lebenserwartung, zeigen Studien. So funktioniert der Gesundheitscheck aus der Ferne.

Von Sven Stein

 

20.12.2023


Bildquelle (Bild oben): iStock/SrdjanPav

Es ist eine Technologie, die frühzeitig gesundheitliche Veränderungen bei Patientinnen und Patienten offenlegen kann – und dabei viele Wege in die Arztpraxis erspart: Telemonitoring nennt sich die fortlaufende Kontrolle und Auswertung von Gesundheitsdaten aus der Ferne. Seit dem 1. Januar 2022 zahlen die Krankenkassen das Telemonitoring bei Patientinnen und Patienten mit einer fortgeschrittenen Herzinsuffizienz.

 

Zu den Daten, die per Telemonitoring erfasst werden können, gehören Informationen wie Blutdruck oder Gewicht, aber zum Beispiel auch Herzströme und Herzrhythmen. „Anhand dieser Daten können wir sehen, ob sich der Zustand eines Patienten oder einer Patientin mit Herzinsuffizienz verschlechtert“, erklärt Prof. Stefan Sack, Chefarzt der München Klinik Neuperlach.

 

Die Gesundheitsdaten für das Telemonitoring können durch zwei verschiedene Arten von Messgeräten gesammelt werden:

  • Geräte, die in den Körper des Patienten oder der Patientin eingesetzt werden, sogenannte kardiale implantierbare elektronische Geräte („cardiac implantable electronic devices“, kurz CIED). Dazu gehören Herzschrittmacher, implantierbare Defibrillatoren und Geräte zur kardialen Resynchronisationstherapie (CRT), die bei bestimmten Fällen der Herzinsuffizienz verwendet werden.
  • Externe Geräte, die Patienten und Patientinnen zuhause benutzen können. Das sind zum Beispiel Blutdruckmessgeräte, Waagen oder EKG-Systeme.

 

Welche Daten werden für das Telemonitoring gesammelt?

Die implantierbaren Geräte erfassen zum einen Informationen über ihre eigene Aktivität: „Wie oft wurde im Vorhof stimuliert und wie oft in der Herzkammer? Ist der Schrittmacher gut eingestellt? Bei Problemen mit einer der Sonden am Herzen senden die Geräte außerdem eine Warnmeldung“, erklärt Prof. Sack. Zum anderen können die Geräte zum Beispiel Herzrhythmusstörungen aufzeichnen. „Und es gibt noch weitere Parameter, die erfasst werden können, wie etwa die Häufigkeit von ventrikulären Extrasystolen, also zusätzlichen Herzschlägen“, sagt der Kardiologe.

 

Die externen Messgeräte hingegen ermitteln beispielsweise Gewicht oder Blutdruck. Das ist wichtig, weil zum Beispiel eine starke Gewichtszunahme innerhalb kurzer Zeit bei Menschen mit einer Herzinsuffizienz auf Wassereinlagerungen und damit auf eine Verschlechterung der Herzfunktion hinweisen kann. Auch durch das regelmäßige Schreiben eines EKG lassen sich frühzeitig Veränderungen feststellen.

 

Wie werden die Daten beim Telemonitoring verschickt und ausgewertet?

Alle Hersteller von implantierbaren Geräten bieten Telemonitoring-Systeme an. „Die Patientinnen und Patienten haben zu Hause einen kleinen Empfänger, der über Radiofrequenz mit dem implantierten Gerät verbunden ist“, erklärt Prof. Sack. „In der Regel werden nachts zwischen zwei und drei Uhr die Daten vom Schrittmacher, Defibrillator oder CRT-Gerät (Schrittmacher oder Defibrillator zur Cardialen Resynchronisationstheraphie) an den Empfänger übertragen. Von dort werden sie per Internetverbindung an eine Datenbank weitergeleitet.“ Diese Datenbank wird entweder vom Hersteller des Geräts betrieben oder in einem Telemedizinzentrum verwaltet.

Wenn ein Arzt oder eine Ärztin die Datenbank mit den Angaben aus dem implantierten Gerät öffnet, zeigt ein Ampelsystem an, ob wichtige Informationen vorliegen. „Eine grüne Markierung bedeutet, dass alles in Ordnung ist. Bei einem leichten Alarm wird eine gelbe Markierung eingeblendet und wenn zum Beispiel der Defibrillator einen Schock abgegeben hat, ist die Markierung rot“, erklärt Prof. Sack. Je nach Telemonitoring-System können sich Ärztinnen und Ärzte auch per E-Mail oder SMS auf wichtige Ereignisse bei ihren Patientinnen und Patienten hinweisen lassen.

Bei den externen Geräten fürs Telemonitoring ist der Ablauf ähnlich wie bei den Implantaten: „Eine Patientin oder ein Patient zum Beispiel mit einer Herzinsuffizienz stellt sich täglich auf die Waage, schreibt jeden Tag ein EKG und misst den Blutdruck. Diese Daten werden dann automatisiert per Internetverbindung an ein Telemedizinzentrum geschickt“, sagt Prof. Sack.

 

Was geschieht in einem Telemedizinzentrum?

In einem Telemedizinzentrum werden die Informationen von Patientinnen und Patienten in geschützten Datenbanken gesammelt. Medizinisches Personal wertet die Angaben aus und informiert bei auffälligen Veränderungen innerhalb von 24 Stunden die behandelnde Ärztin oder den behandelnden Arzt. In dringenden Fällen kann eine Patientin oder ein Patient auch direkt in ein Krankenhaus eingewiesen werden.

Die Telemedizinzentren werden von professionellen Firmen betrieben, aber auch Kliniken haben inzwischen ihre eigenen Telemedizinzentren aufgebaut. „Seit Anfang 2022 sind zudem viele Telemedizinzentren in Hausarztpraxen beziehungsweise kardiologischen Praxen entstanden, als das Telemonitoring in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung aufgenommen worden ist“, erklärt Prof. Sack. Damit ein Patient oder eine Patientin eine Überwachung per Telemonitoring erhalten kann, muss sie oder er von einem primär behandelnden Arzt bei dem Telemedizinzentrum angemeldet werden.

 

In welchen Fällen wird das Telemonitoring typischerweise eingesetzt?

Das wichtigste Einsatzgebiet für Telemonitoring ist die Herzinsuffizienz. „Studien haben gezeigt, dass sich die Verschlechterung des Gesundheitszustands bei einem Patienten oder einer Patientin durch das Telemonitoring etwa eine Woche im Voraus erkennen lässt“, sagt Prof. Sack. „Das gilt sowohl bei der Auswertung in einem Telemedizinzentrum als auch für die Meldungen von implantierten Geräten.“ Durch das frühzeitige Eingreifen durch die Ärztin oder den Arzt kann dann eine weitere Verschlechterung und eine schlimmstenfalls nötige Einweisung in die Klinik verhindert werden. „Zwei Studien haben sogar gezeigt, dass sich durch das Telemonitoring die Lebenserwartung der Patientinnen und Patienten verbessern kann“, erklärt Prof. Sack.

Der zweite Einsatzbereich des Telemonitorings ist das Erkennen von Herzrhythmusstörungen. „Dabei geht es im Wesentlichen um das Erkennen von Vorhofflimmern“, sagt Prof. Sack. „Vorhofflimmern ist eine mit dem Alter zunehmend auftretende Rhythmusstörung, die zwar als solche nicht gefährlich ist. Es können aber Blutgerinnsel in den Vorhöfen entstehen, die einen Schlaganfall auslösen, wenn sie Richtung Gehirn wandern.“

 

Kann ein Telemonitoring-System im Notfall Hilfe rufen?

Ein Telemonitoring kann den klassischen Notruf nicht ersetzen. „Die Daten werden nicht 24 Stunden am Tag an sieben Tagen in der Woche überwacht“, sagt Prof. Sack. „Wenn bei einem Patienten oder einer Patientin zum Beispiel ein Schockereignis passiert, würde man das am nächsten Werktag in den Daten sehen.“ Selbst ein Telemedizinzentrum, das rund um die Uhr besetzt ist, weist immer darauf hin, dass es die Notfallkette nicht ersetzen will und nicht ersetzen kann. Bei einem Notfall muss also unbedingt der Notruf 112 gewählt werden.

Diese Seite teilen