Ältere, Herzkranke oder Menschen mit Blutdruckproblemen sollten an heißen Tagen vorsichtig sein! Das Risiko für gesundheitliche Probleme und sogar das Sterberisiko steigt in der Sommerhitze. Wie kann man sich am besten schützen?
Ältere, Herzkranke oder Menschen mit Blutdruckproblemen sollten an heißen Tagen vorsichtig sein! Das Risiko für gesundheitliche Probleme und sogar das Sterberisiko steigt in der Sommerhitze. Wie kann man sich am besten schützen?
Von Kerstin Kropac
05.06.2024
Bildquelle (Bild oben): iStock / Miguel Angel Flores
Laut Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gibt es jedes Jahr zwischen 5.000 und 20.000 hitzebedingte Sterbefälle. Vor allem Ältere und Kranke sind betroffen. Die Bundesregierung will daher einen nationalen Hitzeplan erarbeiten. „Hitze kann das Herz-Kreislauf-System stark belasten“, erklärt Prof. Matthias Pauschinger, Ärztlicher Leiter der Universitätsklinik Medizinische Klinik 8 – Kardiologie der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität am Klinikum Nürnberg.
„An heißen Tagen erleben wir, dass mehr Patientinnen und Patienten mit einem Schwächeanfall eingeliefert werden“, sagt Prof. Pauschinger. Der Grund: Bei Hitze produziert der Körper mehr Schweiß. Er weitet die Gefäße, um die Wärme nach außen abzugeben. „Diese körpereigene Kühlung ist für Herzkranke sehr anstrengend“, erklärt der Kardiologe. „Sie erfordert eine höhere Pumpleistung des Herzens, um die geweiteten Gefäße mit Blut zu versorgen. Dadurch sinkt der Blutdruck.“ Die Betroffenen fühlen sich müde, abgeschlagen und unkonzentriert. Bei Menschen mit einem schwachen Herz kann es sogar zum Kreislaufkollaps kommen.
„Wenn bei den Älteren der Kreislauf zusammenbricht, empfehle ich, sofort eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen“, sagt Prof. Pauschinger. „Auch wenn Herzinfarkte bei Kälte häufiger auftreten als bei Hitze, ist es in solchen Fällen wichtig, einen Herzinfarkt sicher auszuschließen.“ Menschen, die einen Hitzschlag erleiden, sollten unbedingt den Notarzt rufen. „Das ist ein lebensbedrohlicher Notfall!“, so der Herzexperte.
„Dann bricht durch Überhitzung und Flüssigkeitsmangel die normale Wärmeregulation des Körpers zusammen. Der Körper kann keinen Schweiß mehr produzieren, der Blutdruck sackt ab und die Herzfrequenz nimmt zu.“ Typische Symptome sind Schwindel, Übelkeit, hohes Fieber, starke Kopf- sowie Nackenschmerzen bis hin zur Bewusstlosigkeit. Der Kreislauf muss auf der Intensivstation durch Kühlung und Flüssigkeitszufuhr stabilisiert werden.
Herzkranke sollten mit der Kardiologin oder dem Kardiologen rechtzeitig über Vorsichtsmaßnahmen an den heißen Tagen sprechen. „Wer zum Beispiel Blutdrucksenker einnimmt, sollte gegebenenfalls die Dosierung anpassen“, sagt Prof. Pauschinger. „Da der Körper bei Hitze von sich aus die Gefäße weitet, könnte beispielsweise eine Reduzierung sinnvoll sein.“ Und wer Entwässerungstabletten einnimmt, sollte regelmäßig den Blutdruck kontrollieren. „Wenn der auf 90 absinkt, sollte man auch diese Tabletten reduzieren“, sagt der Herzexperte. „Im schlimmsten Fall könnten die Medikamente sonst sogar Herz-Kreislauf-Probleme begünstigen.“
Herzkranke sollten darauf achten, trotz der Hitze nicht zu viel zu trinken – in der Regel nicht mehr als 1,5 Liter Wasser. Trinkt der Betroffene mehr, schafft es das Herz unter Umständen nicht, das Wasser aus dem Körper zu schaffen – dann kann es sich in Lungen oder Beinen stauen.
„Da tun die Kinder ihren Eltern also keinen Gefallen, wenn sie ständig drängeln: ‚Mama oder Papa, du musst viel trinken‘“, erklärt der Kardiologe. „Es darf bei Hitze schon ein bisschen mehr sein. Aber nicht doppelt so viel. Und vor allem: kein Alkohol!“
„Alkohol bedeutet immer Stress für das Herz“, sagt der Kardiologe. „Zudem macht Alkohol die ohnehin schon geweiteten Gefäße noch weiter. Das heißt: Das Herz muss noch mehr pumpen, um die Gefäße mit Blut zu versorgen.“
Regelmäßiges Wiegen ist für Menschen mit einer Herzschwäche immer wichtig. Aber gerade im Sommer, wenn vielleicht doch etwas mehr Wasser getrunken wird, ist das Gewicht ein wichtiger Hinweisgeber für möglicherweise gefährliche Herzprobleme. „Nimmt ein älterer Mensch von einem Tag auf den anderen ein oder zwei Kilo zu oder ab, ist das nie Muskelmasse oder Fett – dann ist das Wasser“, sagt Prof. Pauschinger. Betroffene sollten sofort die Hausärztin oder den Hausarzt informieren!
„Ich empfehle meinen Patientinnen und Patienten, an heißen Tagen nicht opulent zu essen“, sagt der Kardiologe. „Also beispielsweise keinen Schweinebraten mit Beilagen.“ Statt weniger großer Mahlzeiten sollte man lieber über den Tag verteilt mehrere kleine Portionen zu sich nehmen, damit der Organismus mit dem Verdauen nicht so stark belastet wird.
In der Klinik sieht der Kardiologe regelmäßig Männer ab 50, die bei 30 Grad noch für den Triathlon trainiert haben. Davon rät er dringend ab. „Wenn möglich, sollte man sich an heißen Tagen eher im Schatten aufhalten, ausruhen und leichte Kleidung tragen, damit sich die Hitze nicht staut“, sagt der Kardiologe. Den Sommerurlaub in den Bergen zu verbringen, ist weniger belastend als beispielsweise eine Busreise in der Hitze durch Spanien. „Zudem rate ich, auf eiskalte Getränke zu verzichten, die das Herz unnötig stressen können“, sagt Prof. Pauschinger. „Insgesamt versuche ich auch, an den heißen Tagen etwas kürzer zu treten.“