Sind Ladegeräte für E-Autos eine Gefahr für Herzschrittmacher?

Ladegeräte für Elektroautos mit hoher Leistung sind bequem, um einen leeren Akku rasch wieder nachzufüllen. Aber welche Auswirkungen hat das elektromagnetische Feld einer solchen Anlage, wenn sich ein Mensch mit Herzschrittmacher in seiner Nähe aufhält? Eine Studie hat das untersucht und gibt weitgehend Entwarnung.

Von Sven Stein

 

22.06.2023


Bildquelle (Bild oben): iStock / supawat bursuk

Wer ein Elektrofahrzeug fährt, weiß Schnelladesäulen zu schätzen: Sie verkürzen die Wartezeit beim Nachfüllen des Akkus – aber was bedeutet die hohe Leistung der Ladegeräte für Menschen mit Herzschrittmachern? Jedes Jahr bekommen mehr als 90.000 Patientinnen und Patienten in Deutschland einen Herzschrittmacher oder einen Defibrillator implantiert. Droht diesen Geräten eine Gefahr durch das elektromagnetische Feld, das insbesondere entlang des Kabels einer E-Auto-Ladestation entsteht?

 

Eine Studie, die federführend am Deutschen Herzzentrum München durchgeführt wurde, untersuchte, wie sicher das Hochleistungsladen von E-Autos für Patientinnen und Patienten mit Herzschrittmachern ist. Dabei stellte die Forschungsgruppe fest, dass das Schnellladen für Menschen mit Herzschrittmachern sicher zu sein scheint. Trotzdem wird zu „angemessener Vorsicht“ geraten.

Patientinnen und Patienten mit Herzschrittmacher luden E-Autos 561-mal

Deutschlandweit stehen für Elektrofahrzeuge mehr als 85.000 Ladestationen zur Verfügung, darunter sind laut Bundesnetzagentur mehr als 14.000 sogenannte Schnelladepunkte. Hier können die Batterien von E-Autos mit einer Ladeleistung von mehr als 22 Kilowatt aufgefüllt werden. Schon jetzt lassen sich manche Elektroautos mit 250 Kilowatt oder mehr laden, demnächst sollen es 350 Kilowatt sein. Für ihre Studie ließ die Forschungsgruppe 130 Patientinnen und Patienten mit einem Herzschrittmacher oder Defibrillator fünf verschiedene Typen von Elektrofahrzeugen insgesamt 561-mal aufladen: Neben Modellen von Porsche, Tesla, Audi und VW befand sich auch ein Testwagen darunter, dessen Akku bereits mit 350 Kilowatt nachgefüllt werden konnte.

 

Hochleistungsladegeräte für E-Autos scheinen sicher zu sein

Die Schrittmacher der Testpersonen wurden so eingestellt, dass sie Störungen durch elektromagnetische Felder sehr genau erkennen konnten. Außerdem wurden die Patientinnen und Patienten während der Studie fortwährend durch ein EKG überwacht. Beim Aufladen führten sie das Kabel von der Ladestation zum E-Auto direkt über ihren Herzschrittmacher, um die denkbar gefährlichste Situation zu simulieren. Die gute Nachricht: Bei keinem der Ladevorgänge zeigten sich Probleme mit den Herzschrittmachern, etwa durch ausbleibende oder irrtümliche Aktivierung. Eine Überprüfung nach dem Laden ergab auch keine Schäden oder Veränderungen an den Geräten. Daraus schlossen die Forscherinnen und Forscher, dass die Hochleistungsladegeräte für Menschen mit Herzgeräten sicher zu sein scheinen.

 

Trotzdem raten sie zur Vorsicht, weil die Studie nicht ausschließen konnte, dass es sehr selten zu Problemen kommen kann. Daher sollte die „Zeit, die in unmittelbarer Nähe der Ladekabel verbracht wird“, möglichst kurz sein. Mit dieser Vorsichtsmaßnahme sei es auch „wahrscheinlich sicher“, wenn man das E-Auto zuhause nachlädt. Dort werde zwar ein deutlich geringerer Ladestrom als am Schnellladegerät verwendet, aber da es sich um Wechselstrom und nicht Gleichstrom handele, werde ein anderes elektromagnetisches Feld erzeugt.

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