Diemert: Wir stehen vor großen Herausforderungen, weil im Moment verschiedene Veränderungen zusammenkommen. Auch die Ambulantisierung betrifft die Weiterbildung stark. Im kommenden Jahr sollen 100 zusätzliche Leistungen als sogenannte Hybrid-DRGs abgerechnet werden. Das betrifft einen großen Teil der kardiologischen Prozeduren, viele der Koronarinterventionen, Schrittmacherimplantationen, teilweise auch die Ablationen. Hybrid-DRGs können sowohl stationär erbracht werden als auch von ambulanten Leistungserbringern, die dann z.B. für den Notfall Belegbetten haben. Das bedeutet, dass viele dieser ausbildungsrelevanten Prozeduren künftig vermehrt von niedergelassenen Kardiolog:innen erbracht werden. Die Hybrid-DRGs sind dazu außerdem viel knapper kalkuliert als die Krankenhaus-DRGs. Weiterbildung muss irgendwie gegenfinanziert werden, das ist in den Hybrid-DRGs nicht abgebildet.
Diese Veränderung betrifft alle Krankenhäuser. Gerade die nicht-komplexen Prozeduren sind Ausbildungsprozeduren und werden fast alle in diese Hybrid-DRGs oder den ambulanten Bereich fallen. Da wird es schwierig für Assistenzärzt:innen in Anstellung in einem Krankenhaus, die an all diesen Prozeduren partizipieren müssen. Da braucht es jetzt schlaue Konzepte.
Man wird andere Rotationen anbieten müssen, z. B. eine Rotation in den ambulanten Bereich, also an eine kardiologische Praxis, an ein Zentrum für Klappentherapie, ebenso eine Rotation in die Elektrophysiologie. Bisher sind Sie als Weiterbildungsassistent:in in der Regel an einem Haus angestellt und absolvieren dort Ihre gesamte Weiterbildung. Das wird in vielen Fällen schwieriger werden und zum Teil auch die Maximalversorger oder sogar die Unikliniken betreffen. An den großen Häusern werden wir eine Konzentration von komplexen Fällen haben, während die einfacheren Ausbildungsprozeduren sich zum Teil in ambulante Zentren verschieben. Wir brauchen flexiblere Rotationsmodelle und wir brauchen in der Krankenhausfinanzierung Lösungen. Es muss unbedingt ein Anteil für Weiterbildung in der Kostenerstattung berücksichtigt werden. Dafür wird sich die ALKK stark machen und sicherlich die Young DGK, denn es wird sehr viel anspruchsvoller werden, eine gute Weiterbildung zu bekommen.