Highlights der Herzinsuffizienz

 

DGK-Jahrestagung 2025 | Herzinsuffizienz: Zahnerkrankungen, vokale Biomarker, Multi-Omics, 10-Jahresdaten zu PPCM und LVEF-Erholung bei kardiogenem Schock - Prof. Stefan Frantz (Uniklinikum Würzburg) stellte eine Auswahl von 5 Highlights der Herzinsuffizienz in der gleichnamigen Session auf der Jahrestagung in Mannheim vor.1

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

30.04.2025

 

Bildquelle (Bild oben): m:con / Ben van Skyhawk

Zahnstatus und Herzinsuffizienz

Das erste Highlight war eine Analyse von Daten der UK Biobank zur Zahngesundheit von Personen mit Herzinsuffizienz - präsentiert von PD Dr. Martin Berger (RWTH Aachen).2

 

Insgesamt standen 559.460 Datensätze der UK Biobank zur Verfügung, davon lag bei 32.677 Personen eine Diagnose von Herzinsuffizienz (HI) vor. Bei diesen Personen kamen Zahnerkrankungen signifikant häufiger vor (54 % vs. 41 %, p<0,001). HI wurde als ein signifikanter Prädiktor für dentale Erkrankungen identifiziert - auch nach Adjustierung von kardiovaskulären und sozioökonomischen Faktoren sowie Biomarkern (OR 1,20, 95%KI [1,17;1,23], p<0,001). Ein weiterer prognostischer Marker war hochsensitives C-reaktives Protein (hs-CRP), (p<0,001). Interessanterweise wurde bei TAC-HF-Mäusen, bei denen operativ eine Herzinsuffizienz induziert wurde, eine Verschlechterung des Zahnstatus beobachtet im Gegensatz zu den Schein-operierten Kontrollen.

 

Fazit Prof. Stefan Frantz: „Diese Studie ist eine interessante Out-of-the-Box-Arbeit zum Zusammenhang von Herzinsuffizienz mit dentaler Gesundheit, bei dem vermutlich systemische Entzündungen eine zentrale Rolle spielen.“

AHF Voice: Vokale Biomarker für Herzinsuffizienz

 

Das zweite Highlight war die AHF-Voice-Studie, die von Maximilian Bauser (Uniklinikum Würzburg) vorgestellt wurde, zu der Frage: Eignen sich Stimmaufzeichnungen per Smartphone als Biomarker für das Herzinsuffizienz-Monitoring?3

 

Für die Studie wurden Sprachaufnahmen von 62 Personen mit HI verwendet, die zum Zeitpunkt der Krankenhauseinweisung und nach 6 Wochen aufgezeichnet wurden (mittleres Alter 76±10 Jahre, 68 % Männer, 81 % NYHA-Klasse III/IV, mittlere LVEF 48±17 %). Mittels Regressionsanalyse wurden vokale Biomarker identifiziert, die mit Veränderungen der Lebensqualität (KCCQ-OSS) assoziiert waren. Der mediane KCCQ-OSS verbesserte sich während der 6-wöchigen Nachbeobachtung deutlich um +25 Punkte. Die vokalen Biomarker veränderten sich ebenfalls und konnten rund 60 % der KCCQ-OSS-Veränderung erklären.

 

Fazit Prof. Stefan Frantz: „Die Stimmaufzeichung ist ein pfiffiger Biomarker, den jeder erheben kann und der zukünftig dazu beitragen kann, Patientinnen und Patienten zu identifizieren, bevor diese kardial dekompensieren.“

Multi-Omics zur Risikobewertung bei Herzinsuffizienz

 

Im dritten Highlight ging es um die Erforschung von Protein- und Lipidprofilen als Biomarker für die Risikobewertung von Herzinsuffizienz.4 Die Arbeit wurde von Ekaterina Esenkova (Universitätsmedizin Mainz) präsentiert.  

 

Für die Proteomik- und Lipidomik-Analysen wurden Plasmaproben von 1.678 Personen mit Herzinsuffizienz (Stadium C/D) verwendet: Dabei wurden 8 Cluster von Patientinnen und Patienten identifiziert, wovon 4 Cluster eine Verschlechterung der Herzinsuffizienz aufwiesen. Diesen 4 Clustern wurden folgende klinische Phänotypen zugeordnet: chronische Niereninsuffizienz (Cluster 1), Vorhofflimmern und Schlaganfall (Cluster 2), Übergewicht und Myokardinfarkt (Cluster 3) sowie Fettleber, Diabetes, Dyslipidämie und Hypertonie (Cluster 4).

 

Fazit Prof. Stefan Frantz: „Diese Arbeit weist einen interessanten Weg hin zur Präzisionsmedizin auf, d.h. um Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz individuell zu behandeln entsprechend der unterschiedlichen Pathophysiologie.“

 

10-Jahres-Follow-up der peripartalen Kardiomyopathie (PPCM)

 

Das vierte Highlight war die Analyse der 10-Jahresdaten von Frauen mit peripartaler Kardiomyopathie (PPCM) anhand des deutschen PPCM-Registers, die von PD Dr. Tobias Jonathan Pfeffer (Medizinische Hochschule Hannover) vorgestellt wurde.5

 

67 Frauen mit PPCM-Diagnose wurden über eine mediane Dauer von 122 Monate beobachtet (mittleres Alter 34 Jahre und mittlerer BMI 25 kg/m2). Bei Diagnose betrug die mittlere LVEF 27±9 % und 80 % hatten eine schwere Herzinsuffizienz (NYHA III/IV). Nach 10 Jahren lag die mittlere LVEF bei 53±9 %. Eine vollständige kardiale Erholung wurde in 72 % der Fälle erreicht, während eine teilweise Erholung in 22 % und keine Erholung in 6 % der Fälle vorlag. Eine zweite Schwangerschaft war in der Regel nicht mit einer LVEF-Verschlechterung assoziiert. Nach 10 Jahren kamen jedoch nur 60 % der Betroffenen ohne eine Medikation aus.

 

Fazit Prof. Stefan Frantz: „Die Langzeitdaten über 10 Jahre zeigten, dass sich die meisten Frauen mit PPCM zwar stabil und anhaltend erholten und sogar eine Folgeschwangerschaft möglich war, allerdings mehr als die Hälfte der Betroffenen nach 10 Jahren immer noch eine HI-Medikation benötigte.“

LVEF-Erholung bei kardiogenem Schock

 

Als fünftes und letztes Highlight wurde eine Beobachtungsstudie zum Einfluss der LVEF-Erholung bei Herzinsuffizienz-bedingtem kardiogenem Schock (HF-CS) ausgewählt - vorgestellt von Dr. Jonas Sundermeyer (UKE Hamburg).6

 

395 Patientinnen und Patienten aus 16 Zentren in 5 Ländern gingen in diese Analyse ein (medianes Alter 59 Jahre und 70 % Männer). Die mediane LVEF zur Baseline betrug 20 % und stieg bei der Entlassung aus dem Krankenhaus auf 30 % an. Bei insgesamt 234 (59 %) der Patientinnen und Patienten erholte sich die LVEF bereits im Krankenhaus. Es wurden nur 2 Faktoren identifiziert, die die Prognose ungünstig beeinflussten: Neben dem Alter trug eine vorhergehende HI maßgeblich zu einer schlechteren Prognose bei. Die LVEF-Erholung war mit einer niedrigeren 30-Tage-Mortalität assoziiert, konnte allerdings nicht durch den Einsatz einer mechanischen Kreislaufunterstützung (ECMO oder Impella) verbessert werden.

 

Fazit Prof. Stefan Frantz: „Bei mehr als der Hälfte der Patientinnen und Patienten mit HF-CS wurde eine LVEF-Erholung bereits im Krankenhaus beobachtet, die mit einem deutlich besseren Überleben einherging. Die LVEF-Erholung konnte jedoch nicht durch den Einsatz von ECMO oder Impella verbessert werden.“


Referenzen

  1. Frantz S. Herzinsuffizienz. Highlight Session; 91. Jahrestagung der DGK, Mannheim, Samstag, 26. April 2025
  2. Berger M et al. Heart failure is a risk factor for poor oral health in the UK Biobank. Postervorträge P1674. 91. Jahrestagung der DGK, Mannheim, 24. April 2025
  3. Bauser A et al. Vocal biomarkers explain quality of life trajectories in patients with heart failure: Findings from the AHF-Voice Study P614. Postervorträge. 91. Jahrestagung der DGK, Mannheim, 24. April 2025
  4. Esenkova E et al. Multi-omics integration for unbiased clustering of patients with heart failure. Postervortrag P612. 91. Jahrestagung der DGK, Mannheim, 25. April 2025
  5. Pfeffer T et al. 10 year follow-up of patients with peripartum cardiomyopathy: cardiac recovery, subsequent pregnancies and medical therap. Session Herzinsuffizienz – vom Screening zur Therapie. 91. Jahrestagung der DGK, Mannheim, 24. April 2025
  6. Sundermeyer J et al. Impact of in-Hospital Left Ventricular Ejection Fraction Recovery on Outcome in Patients with Heart Failure-related Cardiogenic Shock. Postervortrag P1315, 91. Jahrestagung der DGK, Mannheim, 24. April 2025

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