Da gezeigt werden konnte, dass bei Patient:innen mit Niereninsuffizienz eine Therapie mit SGLT2i und dem Mineralokortikoidrezeptor-Antagonisten Finerenon das Neuauftreten einer Herzinsuffizienz reduziert, erhielten diese Substanzen eine Klasse-IA-Empfehlung zur Prävention der Herzinsuffizienz.
Die STRONG-HF-Studie zeigte, dass nach Rekompensation einer Herzinsuffizienz durch einen frühen Therapiebeginn, eine intensive Nachverfolgung und eine Therapieintensivierung nach Krankenhausaufenthalt eine bedeutsame Reduktion von Sterblichkeit und Rehospitalisierung innerhalb von 6 Monaten nach Entlassung erreicht werden kann. Daher besteht jetzt eine klare Empfehlung (Klasse IB) zum Therapiebeginn im Krankenhaus und zur intensiven Nachverfolgung der Patient:innen in kurzen Intervallen unmittelbar nach Entlassung.
HERZMEDIZIN: Welche Herausforderungen könnten sich für Kardiologinnen und Kardiologen bei der Umsetzung der neuen Leitlinien ergeben und wie können sie diesen begegnen?
Böhm: Die Empfehlungen bieten eine Vielzahl an Therapieansätzen. Eine Herausforderung liegt in der effektiven Umsetzung. Zur Diskussion wird sicher stehen, wie Patient:innen nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus zeitnah in den Praxen betreut werden können. Kapazitätsengpässe in der ambulanten Versorgung könnten hier eine bedeutende Rolle spielen.
Zudem besteht bei der Einführung neuer Therapien immer eine gewisse Zeitverzögerung bis zur Umsetzung. Umso wichtiger ist es, Therapien wie den SGLT2i-Einsatz aufgrund der guten Verträglichkeit und zum Schutz der Nieren bei eingeschränkter Nierenfunktion frühzeitig zu implementieren. Zur Verbesserung der Adhärenz sollten die Patient:innen umfassend über die Therapievorteile aufgeklärt werden.
HERZMEDIZIN: Welche anstehenden oder laufenden Studien könnten in absehbarer Zeit weiteren Einfluss auf die Leitlinien bei Herzinsuffizienz nehmen?
Böhm: Studien zu HFpEF mit GLP-1-Rezeptor-Agonisten (GLP, Glucagon-like Peptide), die möglicherweise über eine Abnahme des Körpergewichtes bei Adipositas wirksam werden, aber auch direkte Effekte vermitteln, sind bereits publiziert. Es bleibt abzuwarten, ob ein Einsatz auch bei anderen Formen der Herzinsuffizienz sinnvoll ist. Weiterhin gibt es hervorragende Entwicklungen zur medikamentösen Therapie spezifischer Kardiomyopathien wie der hypertrophen Kardiomyopathie mit Mavacamten und zu Therapien der kardialen Amyloidose. Das ermöglicht wahrscheinlich in Zukunft, spezifische Myokarderkrankungen direkt und mechanistisch zu behandeln.