Remote Support bei komplexen ventrikulären Ablationsverfahren

 

DGK-Jahrestagung 2024 | REMOTE-VA: Die Ergebnisse der größten Studie weltweit zum Thema Remote Support für die Ablation ventrikulärer Arrhythmien aus der Klinik für Rhythmologie des Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, wurden von der Erasmus-Studentin Bianca Botezat in der Session Session KI meets EP auf der DGK-Jahrestagung vorgestellt.

Von:

Bianca Botezat & Dr. Sorin Popescu

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck

 

Prof. Roland Tilz (Senior Editor)

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck

 

18.04.2024

 

Bildquelle (Bild oben): m:con / Ben van Skyhawk

Ungefähr 25 % der Todesfälle sind auf den plötzlichen Herztod zurückzuführen, der eine nachgewiesene Folge ventrikulärer Arrhythmien (VA) darstellt.2 In den letzten Jahrzehnten hat sich die Katheterablation zur primären Behandlung ventrikulärer Tachykardie (VT) etabliert. Hierdurch kann die VT-Last bei Betroffenen mit struktureller Herzerkrankung reduziert werden.3


Elektroanatomische Mapping-Systeme (EAM) werden meist vor Ort im elektrophysiologischen Labor (EPU) durch qualifiziertes Personal bzw. Field Technical Engineers (FTE) durchgeführt. Aufgrund von Personalmangel sind FTE jedoch in der Regel für mehrere Krankenhäuser zuständig. Die Prozeduren müssen daher im Voraus geplant werden. Der Einsatz von Remote Support (RS) zur Navigation komplexer Katheterablationen hat das Potenzial, die Flexibilität zu erhöhen, Anreisezeiten der FTE zu verkürzen und letztendlich das Leben von Betroffenen in Notfallsituationen zu retten.

Methodik und Studiendesign 

 

Zwischen Oktober 2022 und September 2023 wurden insgesamt 23 Patienten und Patientinnen eingeschlossen, die sich einer VT-Ablation (8; 34,8 %) oder einer VES (ventrikuläre Extrasystolen)-Ablation (15; 65,2 %) mit RS-Unterstützung unterzogen hatten. Das RS erfolgte ausschließlich vom Homeoffice aus, wobei eine integrierte audiovisuelle Schnittstelle das RS-gesteuerte dreidimensionale (3D) Mapping ermöglichte. Die Untersuchenden und FTE kommunizierten via Internet (Video mit hochauflösenden Kameras). Über 30 Tage nach dem Eingriff wurden Wiedervorstellungen in der Notaufnahme, ungeplante ambulante Vorstellungen und Re-Hospitalisierungen erfasst.

Remote Support ist sicher und umsetzbar

 

Nur in einem Fall (4,3 %) wurde die klinische VES nicht beseitigt, während in allen anderen Fällen ein Kompletterfolg erzielt wurde (95,7 %). Es wurden keine leichten oder schwerwiegenden intraprozeduralen Komplikationen gemeldet. Insgesamt wurden 7 leichte Komplikationen bis zur Entlassung berichtet: 6 vaskuläre Komplikationen und einen Perikarderguss. Alle Fälle wurden konservativ behandelt.

 

In 2 Fällen kam es in den ersten 30 Tagen post-interventionell zu einer Wiedervorstellung in der Notaufnahme, jedoch ohne Zusammenhang mit der Ablation. Es wurden keine ungeplanten ambulanten Besuche und Wiederaufnahmen gemeldet. Es traten keine technischen Probleme auf, und es war kein Wechsel auf einen On-Site-Support notwendig.

CO2-Einsparungen entsprechend einem Flug von Lübeck nach Boston

 

Durch die Arbeit des FTE im Homeoffice wurde eine Fahrstrecke von 5.350 km eingespart, was mit einer Reduktion von CO2- und Umweltbelastungen einherging. Die eingesparte Menge von ca. 1,8 Tonnen CO2 entspricht einem Direktflug von Lübeck nach Boston. Um jährlich 2 Tonnen CO2 zu kompensieren, müssten insgesamt 160 Bäume gepflanzt werden.

Fazit

 

In dieser monozentrischen Studie war der Einsatz von RS zur Navigation von VA-Ablationsverfahren sicher und umsetzbar. Technische Probleme, intra-prozedurale Komplikationen und Re-Hospitalisierungen im Zusammenhang mit der Prozedur traten nicht auf. Dieser Ansatz hat das Potenzial, die Durchführbarkeit von VT-Notfalleingriffen zu verbessern, Anreisezeiten der FTE zu verkürzen bzw. ganz entfallen zu lassen und die Verwendung von Gesundheitsressourcen zu optimieren.


Referenzen

 

  1. Botezat et al. Digital health in the electrophysiological lab: Initial experience, safety and feasibility using remote support for complex ablation procedures –Results of the REMOTE-VA study. Session KI meets EP; DGK-Jahrestagung 2024; Mannheim
  2. Samuel M, Elsokkari I, Sapp JL. Ventricular Tachycardia Burden and Mortality: Association or Causality? Canadian Journal of Cardiology 2022;38:454–64. https://doi.org/10.1016/j.cjca.2022.01.016.
  3. Tanawuttiwat T, Nazarian S, Calkins H. The role of catheter ablation in the management of ventricular tachycardia. Eur Heart J 2016;37:594–609. https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehv421.

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