Elektroschocker: Erhebliches Risiko für CIED

 

Elektroschocker zur Selbstverteidigung sind weit verbreitet und können in den meisten Ländern ohne Auflagen erworben werden. In einer Studie wurden erstmalig die Auswirkungen von Elektroschockern auf kardiale implantierbare elektronische Devices (CIED) wie Herzschrittmacher und Cardioverter/Defibrillatoren untersucht – mit besorgniserregenden Ergebnissen.1

Von:

Dr. Heidi Schörken

HERZMEDIZIN-Redaktion

 

 

09.04.2025

 

Bildquelle (Bild oben): Yurchanka Siarhei / Shutterstock.com

Studiendesign

 

In der Studie wurde ein selbst entwickeltes Versuchsmodell verwendet, bei dem 6 Herzschrittmacher und 10 implantierbare Kardioverter-Defibrillatoren verschiedener Hersteller subkutan und submuskulär in eine Schweinebrust implantiert und an einen interaktiven Herzsimulator angeschlossen wurden. Anschließend wurden 3 freiverkäufliche Elektroschocker („PowerMax“, 500.000 Volt; „Electric Guard“, 250.000 Volt; „Bikenda“ <50.000 Volt) auf der Schweinehaut angewendet. Zeichen von Oversensing sowie anderen Interaktionen mit den CIED wurden aufgezeichnet und die Devices auf funktionelle Unversehrtheit geprüft.

Ergebnisse

 

Der Elektroschocker mit der höchsten abgegebenen Spannung (PowerMax, 500.000 Volt) wies ein hohes Potenzial für Interaktionen mit allen getesteten CIED auf. Je nach CIED-Hersteller bestand ein relevantes Risiko für eine unzureichenden Schockabgabe durch den implantierbaren Kardioverter-Defibrillator. Dagegen war das Risiko bei Elektroschockern mit niedrigeren Spannungen (Electric Guard 250.000 Volt und Bikenda <50.000 Volt) geringer. Überraschenderweise war das Interaktionsrisiko für die submuskuläre CIED-Implantation nicht signifikant geringer im Vergleich zur subkutanen CIED-Implantation. Der Abstand zwischen der Anwendung des Elektroschockers und der CIED-Implantationsstelle hatte keinen Einfluss auf das Interaktionsrisiko.

Fazit

Frei verkäufliche Elektroschocker stellen ein erhebliches Risiko der Interaktion mit Herzschrittmachern und ICD dar. Das individuelle Risiko scheint insbesondere von der abgegebenen Spannung der Elektroschocker abzuhängen. Dagegen war das Interaktionsrisiko unabhängig von der Implantationsstelle (submuskulär oder subkutan). 

 

„Kommerziell erhältliche tragbare Elektroschocker stellen ein relevantes Risiko dar, wenn sie in der Nähe von CIED eingesetzt werden. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um zu überprüfen, ob diese Ergebnisse auf alle aktuellen und älteren CIED übertragbar sind“, so das Fazit des Letztautors Prof. Lars Eckardt (Klinik für Kardiologie II, UKM Münster).


Referenz

Wegner FK et al. Effects of handheld electro-shockers on cardiac implantable electronic devices Heart Rhythm, volume 22, issue 5 (May 2025) (https://doi.org/10.1016/10.1016/j.hrthm.2025.02.025).

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