Radiosurgery zur Behandlung der ventrikulären Tachykardie

 

Heart Rhythm 2025 | Ein bedeutender Meilenstein in der Behandlung maligner ventrikulärer Arrhythmien wurde auf dem Kongress der Heart Rhythm Society (HRS) 2025 in San Diego vorgestellt. Dr. Sorin Popescu präsentierte eine Subgruppenanalyse der multizentrischen, plattformübergreifenden deutschen Machbarkeitsstudie RAVENTA. Erstautor der Arbeit und Principal Investigator der Studie ist Prof. Dr. Roland Tilz, Studienkoordinator ist Dr. Oliver Blanck.1

Von:

Dr. Sorin Stefan Popescu

Universitäres Herzzentrum Lübeck

 

Prof. Roland Richard Tilz

Universitäres Herzzentrum Lübeck

 

29.04.2025

 

Bildquelle (Bild oben): Chris LaBasco / Shutterstock.com

Hintergrund

 

Obwohl die Katheterablation eine etablierte Therapieoption zur Behandlung ventrikulärer Arrhythmien darstellt, ist ihre Wirksamkeit insbesondere bei Betroffenen mit nichtischämischer Kardiomyopathie (NIC) begrenzt, da das arrhythmogene Substrat häufig schwer zugänglich ist. Für Patientinnen und Patienten, die weder auf Katheterablation noch auf antiarrhythmische Medikation ansprechen, hat sich die Stereotaktische Arrhythmie-Radioablation (STAR) als neuartige, nichtinvasive Behandlungsalternative etabliert.

 

Diese Methode basiert auf der einmaligen hochdosierten Bestrahlung der arrhythmieauslösenden Myokardareale und wird derzeit in spezialisierten Zentren als Rettungstherapie eingesetzt. Angesichts der bislang geringen Zahl behandelter Personen sind koordinierte multizentrische Studien notwendig, um belastbare Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit dieses vielversprechenden Therapieansatzes zu generieren.

Studienziel und -aufbau

 

Ziel der RAVENTA-Studie ist es, die Durchführbarkeit und Sicherheit einer Hochpräzisionsbestrahlung (sog. stereotaktische Strahlentherapie) für Betroffene mit anhaltenden und austherapierten Herzrhythmusstörungen im Bereich der Herzkammern (sog. ventrikuläre Tachykardien) zu untersuchen.

 

Die präsentierte Subanalyse umfasste 20 Patientinnen und Patienten, die im Rahmen der RAVENTA-Studie zwischen November 2019 und Oktober 2023 in 6 deutschen Universitätskliniken behandelt wurden – der weltweit ersten multizentrischen, plattformübergreifenden Studie zur STAR-Therapie. 11 Personen litten an einer NIC und 9 an einer ischämischen Kardiomyopathie (IC). Die Behandelten hatten zuvor zwischen 0 und 8 Katheterablationen erhalten (Median: 2,5 Eingriffe).

Ergebnisse und Ausblick

 

Die STAR-Behandlung konnte bei allen Patientinnen und Patienten erfolgreich durchgeführt werden. Innerhalb von 30 Tagen – dem primären Sicherheitsendpunkt der Studie – traten keine schwerwiegenden therapieassoziierten Komplikationen auf. Während des 12-monatigen Follow-Ups verstarben 3 Personen, 2 erhielten eine Herztransplantation. Von den 15 Behandelten, die das geplante 12-Monats-Follow-up erreichten, blieben 14 frei von ventrikulären Tachykardie-Rezidiven, 10 benötigten keine weiteren Interventionen.

 

Eine signifikante Verbesserung der linksventrikulären Ejektionsfraktion (LVEF) wurde insbesondere bei Betroffenen mit IC dokumentiert. Weitere Behandlungen – einschließlich erneuter Katheterablation oder Sympathektomie – waren bei 6 Personen erforderlich (3 NIC, 3 IC). In 4 dieser Fälle traten Rezidive in oder nahe der zuvor bestrahlten STAR-Zielregion auf, was zu einer lokalen Wirksamkeit (Freiheit vom Index-VT-Rezidiv) von 50,0 % in der NIC-Gruppe (4/8) und 85,7 % in der IC-Gruppe (6/7) führte. Antiarrhythmika wurden bei 3 NIC-Betroffenen reduziert und bei 2 gesteigert; in der IC-Gruppe erfolgte eine Reduktion bei keinem, eine Steigerung bei 2 Personen.

 

Die therapiebedingten Nebenwirkungen waren insgesamt mild. Patientinnen und Patienten mit IC zeigten eine stärkere Verbesserung der LVEF und eine größere Reduktion der VT-Last, während bei NIC-Betroffenen häufiger eine Reduktion der antiarrhythmischen Medikation erzielt wurde. Obwohl weiterführende Analysen erforderlich sind, um belastbare Aussagen zur Langzeitsicherheit und -wirksamkeit zu treffen, unterstreichen diese ersten Ergebnisse das Potenzial der STAR-Therapie als vielversprechende Behandlungsoption für Patientinnen und Patienten mit therapierefraktären ventrikulären Arrhythmien.


Zum Autor

Dr. Sorin Stefan Popescu

Dr. Sorin Stefan Popescu ist seit 2023 Assistenzarzt für Innere Medizin und Kardiologie der Klinik für Rhythmologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein am Campus Lübeck. Seine Schwerpunkte liegen auf interventioneller Elektrophysiologie, komplexer Device-Therapie und LAA-Verschlüssen.

Zum Autor

Prof. Roland R. Tilz

Prof. Roland R. Tilz ist Direktor der Klinik für Rhythmologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein am Campus Lübeck. Seine Schwerpunkte liegen auf interventioneller Elektrophysiologie, komplexer Device-Therapie und LAA-Verschlüssen. Er ist als Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Fachgesellschaften aktiv und als Gutachter für internationale Fachjournals tätig.

Referenz

 

  1. Tilz, R. R. et al. Radiosurgery for Ventricular Tachycardia (RAVENTA) – Subgroup Analysis for a German Multicenter Multiplatform Feasibility Trial. 26.04. 9:30-11:30 am, San Diego, Heart Rhythm 2025.

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