DAPT-Dauer nach PCI gemäß Blutungsrisiko

 

ACC-Kongress 2025 | HOST-BR: Die randomisierte mutlizentrische Studie aus Süd-Korea gibt Hinweise darauf, dass eine DAPT-Dauer von 3 Monaten sich sowohl für Personen mit hohem als auch mit niedrigem Blutungsrisiko eignen könnte. Die Studie wurde in der LBCTII Session von Prof. Hyo-Soo Kim (Seoul, Süd-Korea) vorgestellt.

 

Prof. Tommaso Gori (Universitätsmedizin Mainz) fasst die Studie zusammen und kommentiert.

 

Von:

Prof. Tommaso Gori

Rubrikleiter Vaskuläre Herzerkrankungen

 

29.03.2025

 

Bildquelle (Bild oben): David Harmantas / Shutterstock.com

Blutungen während einer DAPT sind der stärkste Prädiktor für schwerwiegende unerwünschte Ereignisse bei Patientinnen und Patienten mit koronarer Herzkrankheit. Dafür gibt es mindestens 3 Gründe: Erstens (und wahrscheinlich am wichtigsten), weil Blutungen häufiger bei fragileren Patientinnen und Patienten auftreten und somit als Indikator für Gebrechlichkeit und eine insgesamt hohe Krankheitslast dienen. Zweitens, weil sie zur Unterbrechung wichtiger Therapien (Antikoagulation oder DAPT) führen können. Und drittens, weil sie potenziell lebensbedrohlich sein können (zum Beispiel zerebrale Blutungen).


Aktuelle Leitlinien empfehlen, dass Patientinnen und Patienten mit hohem Blutungsrisiko (HBR) eine verkürzte DAPT erhalten, um das Blutungsrisiko zu reduzieren.

Studiendesign

 

HOST-BR war eine Investigator-Initiated, randomisierte, offene, multizentrische Studie, die vom Seoul National University Hospital gesponsert wurde. In dieser Studie wurden 4.897 Patientinnen und Patienten, die sich einer Koronarintervention unterzogen hatten, randomisiert entweder einer kurzen oder einer verlängerten dualen Antiplättchentherapie (DAPT) zugewiesen.

 

Die Studie wurde am Seoul National University Hospital durchgeführt und umfasste ausschließlich Patienten aus Südkorea, was die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf europäische und nordamerikanische Patienten einschränken könnte.

 

Die HOST-BR-Studie ist die erste Studie, in der Patientinnen und Patienten basierend auf ihrem individuellen Blutungsrisiko entweder einer kurzen oder einer verlängerten DAPT zugewiesen wurden. Die Autorinnen und Autoren dieser Studie fanden heraus, dass für Personen mit hohem Blutungsrisiko eine dreimonatige DAPT das Risiko ischämischer Ereignisse verringerte, ohne das Blutungsrisiko im Vergleich zu einer einmonatigen DAPT zu erhöhen. Bei Personen mit geringem Blutungsrisiko erhöhte eine dreimonatige DAPT das Risiko für ischämische Ereignisse nicht, war jedoch hinsichtlich des Blutungsrisikos vorteilhafter als eine verlängerte DAPT über 12 Monate.

Ergebnisse

 

Die HOST-BR-Studie ist die erste Studie, in der Patientinnen und Patienten basierend auf ihrem individuellen Blutungsrisiko entweder einer kurzen oder einer verlängerten DAPT zugewiesen wurden. Die Autoren dieser Studie fanden heraus, dass für Personen mit hohem Blutungsrisiko eine dreimonatige DAPT das Risiko ischämischer Ereignisse verringerte, ohne das Blutungsrisiko im Vergleich zu einer einmonatigen DAPT zu erhöhen. Bei Personen mit geringem Blutungsrisiko erhöhte eine dreimonatige DAPT das Risiko für ischämische Ereignisse nicht, war jedoch hinsichtlich des Blutungsrisikos vorteilhafter als eine verlängerte DAPT über 12 Monate.

Kommentar

 

Dies ist eine wichtige Studie in einem äußerst komplexen Bereich, in dem die bestehende Evidenz (und die Leitlinien) oft verwirrend sein können. Nach einer Stentimplantation ist es trotz vorhandener Scoring-Systeme sehr schwierig, das individuelle Blutungsrisiko genau vorherzusagen. Diese Studie legt nahe, dass eine dreimonatige DAPT möglicherweise eine universelle Lösung für alle Patientinnen und Patienten darstellen könnte.


Zu den Hauptlimitationen der Studie gehört, dass die DAPT überwiegend Clopidogrel umfasste, obwohl etwa 60 % der Patientinnen und Patienten einen Stent im Rahmen eines akuten Koronarsyndroms erhielten. Die Studie ist bedeutend, aber das endgültige Urteil steht noch aus.

Zum Autor

Prof. Tommaso Gori

Prof. Tommaso Gori ist als DZHK-W3-Professor für vaskuläre und myokardiale Interaktionen tätig sowie als Leiter des Herzkatheterlabors in der Universitätsmedizin Mainz. Seine Forschungsgebiete umfassen die koronaren Herzerkrankungen, bildgebende Verfahren sowie die kardiovaskuläre Pharmakologie. 

Prof. Tommaso Gori

Referenz

 

Kim H-S. Stratified Randomization Study To Compare Different Duration Of Dual Antiplatelet Therapy After Coronary Stenting In Either High Or Low Bleeding Risk Population (HOST-BR). LBCTII: Late-Breaking Clinical Trials II (Session 104) 29.03. (1:30-2:30 pm), Chicago, ACC 2025

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