Die interventionelle Therapie gewinnt stetig an Bedeutung. Diese Verfahren erlauben eine rasche hämodynamische Stabilisierung bei gleichzeitig reduziertem Blutungsrisiko im Vergleich zur systemischen Thrombolyse. Katheterbasierte Verfahren ermöglichen eine gezielte lokale Behandlung des Thrombus, reduzieren systemische Nebenwirkungen und sind deshalb insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit erhöhtem Blutungsrisiko attraktiv.3,4
Derzeit laufen mehrere randomisierte internationale Studien, darunter HI-PEITHO (kathetergestützte ultraschallassistierte Thrombolyse vs. medikamentösen Standardtherapie [SOC]), PEERLESS II + PERSEVERE (mech. Thromebektomie bei intermediär-hohem Risiko vs. SOC) und STORM-PE (mech. Thrombektomie vs. SOC), die spezifischen Aspekte verschiedener interventioneller Verfahren und ihren möglichen Mehrwert gegenüber der Standardtherapie (Heparin) evaluieren. Diese Studien wurden mit Mortalitätsendpunkten geplant und werden voraussichtlich für die zukünftige Versorgung der Lungenarterienembolien prägend sein. Aber somit bleibt der Nutzen gegenüber der Standardtherapie mit Heparin bei Patientinnen und Patienten mit Lungenembolie mit intermediär-hohem oder hohem Risiko ungeklärt.
Eine andere kürzlich erschiene randomisierte Studie sorgte dagegen für Aufsehen: Die PEERLESS-Studie ist die bislang einzige randomisierte Studie, die die gängigen katheterbasierten Verfahren direkt vergleicht (kathetergestützte Thrombolyse vs. perkutane mechanische Thrombektomie).5 Mit 550 Personen war die perkutane mechanische Thrombektomie mit FlowTriever der kathetergerichteten Thrombolyse überlegen (hierarchisches Win-Ratio 5:1), mit weniger klinischen Verschlechterungen, schnellerer funktioneller Erholung, kürzerem Krankenhausaufenthalt und weniger 30-Tage-Wiederaufnahmen, bei ähnlicher 30-Tage-Mortalität und vergleichbarer Blutungsrate. Allerdings ist die Aussagekraft sehr begrenzt, weil überwiegend Patientinnen und Patienten mit niedrigem Blutungsrisiko eingeschlossen wurden, die Thrombolyse-Protokolle heterogen waren, Eskalationsentscheidungen operateurabhängig erfolgten und der Vorteil hauptsächlich durch die Einbeziehung der Intensivpflichtigkeit als Endpunkt bestimmt wurde. Und dieser Endpunkt ist methodenabhängig: Da die kathetergestützte Lysetherapie nicht auf der Normalstation durchgeführt werden kann, mussten diese Patientinnen und Patienten – auch bei letztlich erfolgreicher Therapie – zunächst auf die Intensivstation, während die thrombektomierten Patientinnen und Patienten, zumindest in den USA, alle sofort auf die Normalstation verlegt werden konnten. Daher wird dieser Endpunkt als sehr kritisch gesehen.
Die Ergebnisse lassen sich nicht ohne Weiteres auf Hoch-Risiko-Lungenembolien oder andere interventionelle Verfahren übertragen, sodass nach der PEERLESS-Studie nicht sicher beantwortet werden kann, welches Verfahren zu bevorzugen ist. Viele anderen Faktoren wie die Thrombus-Morphologie/-Anatomie, Symptomdauer und lokale Expertise spielen eine entscheidende Rolle.
Weitere wichtige Antworten könnte in Zukunft auch das neues Register in der DACH-Region, das ExPERT-DACH-Register, liefern, dass bereits die ersten Patientinnen und Patienten einschließen konnte: Unter der Führung der kardiologischen Zentren in Mainz und Köln wurde das ExPERT-DACH-Register aufgesetzt, um die Versorgungsrealität und Real-Word-Outcomes in der DACH-Region zu monitoren.6 Insbesondere der Einsatz von interventionellen Therapien und der Einfluss und die Zusammensetzung von LE-Teams stehen hier im Fokus.